Michael Berger ist neuer Bezirksförster
Die Bezirksblätter haben den jungen Chef zum exklusiven Interview gebeten.
BEZIRKSBLÄTTER: Was sind Ihre Hauptaufgaben als Bezirksförster in Zwettl?
MICHAEL BERGER: "Zu den Hauptaufgaben eines Bezirksförsters zählen die Forstaufsicht (Überwachung der Wälder, insbesondere hinsichtlich Schadholzanfall und Schädlingsbefall), die Beratung der Waldbesitzer, die forstliche Förderung, die Forststraßenbauaufsichtsführung und die Erstellung von Sachverständigengutachten auch in naturschutz- und jagdfachlichen Angelegenheiten. Die Bezirksförster arbeiten auch an überregionalen Schadens- und Schädlingsmonitoringmaßnahmen mit. Speziell nach sturm- schnee-, eisbruch- und raureifbruchbedingten Katastrophen und in Zeiten massiver Borkenkäfervermehrung ist der Forstaufsichtsdienst intensiv mit dem Betreiben der unverzüglichen Schadholzaufarbeitung und Schadholzabfuhr befasst."
Worin besteht aktuell in unseren Wäldern die größte Gefahr (Krankheiten, Biber, Borkenkäfer, etc.)?
"Aktuell besteht die größte Gefährdung unserer Wälder durch Insekten und hier durch zu Massenvermehrung neigende Fichtenborkenkäfer sowie durch Pilze, wobei hier aktuell das seit einigen Jahren virulente Eschensterben zu nennen ist."
Wie werden Waldbesitzer von Seiten der Behörde auf diese Gefahren aufmerksam gemacht bzw. geschult?
"Die Waldbesitzer werden neben überregionalen Veröffentlichungen durch wiederkehrende Informationen in den lokalen Printmedien und im Amtsblatt auf die Gefährdungen des Waldes aufmerksam gemacht. In diesen Veröffentlichungen wird auch auf die Überwachungs-, Bekämpfungs- und Vorbeugungsstrategien eingegangen. Im Rahmen der Mitwirkung bei Fachveranstaltungen werden ebenfalls wiederkehrend die Gefährdungen unserer Wälder thematisiert. Waldbesitzer können auch individuelle Vor-Ort Fachberatungen in Anspruch nehmen. Wenn Waldbesitzer die forstgesetzlichen Verpflichtungen zur Aufarbeitung von Schadhölzern und zur Bekämpfung von Forstschädlingen außer Acht lassen, kommen die dafür gesetzlich vorgesehenen Maßnahmen wie die Erlassung von Aufarbeitungsbescheiden zum Tragen."
Welche Rolle spielt der Wald für die Besitzer im Bezirk Zwettl?
"Im Bezirk Zwettl spielt der Wald eine bedeutende Rolle und leistet in vielen Fällen einen bedeutenden Beitrag zum Einkommen der bäuerlichen Betriebe. Der größte Flächenanteil unter den natürlichen Waldgesellschaften kommt dem Fichten-Tannen-Buchenwald zu, in tieferen Randlagen liegen die Standortsverhältnisse für Eichen-Buchen-Mischwälder vor. Auf flächenmäßig begrenzten Sonderstandorten sind die natürlichen Waldgesellschaften Laubmischwälder, Weißkiefernwälder, Erlen-Eschenwälder, Schwarzerlenbruchwälder oder Latschen-und Moorbirkenbestände vertreten, aber auch natürliche reine Fichtenwälder kommen im Bezirk Zwettl vor. Der durchschnittliche Jahreseinschlag beträgt rund 300.000 Festmeter, welcher durch Katastrophenholzanfall stark schwankend sein kann."
Durch den Klimawandel verändern sich auch unsere Wälder: Wie wird sich das etwa im Baumbestand und der Art in Zukunft bemerkbar machen?
"In der Beratung und bei den Förderungsvorgaben wird zur Risikominimierung und in Orientierung an der Klimafitness der Bestände auf die Begründung, Erziehung und Pflege von diversifizierten, gemischten, widerstandsfähigen Waldbeständen hingearbeitet. Bei der Baumartenwahl, die auf den jeweiligen Standort abgestimmt ist, stehen diese Ziele im Fokus. Der Wald ist nicht nur durch seine Nutzwirkung für die Waldbesitzer und die in der Forst- und Holzwirtschaft Beschäftigten wichtig: Durch seine überwirtschaftlichen Sozialfunktionen ist er für alle wichtig.
Neben der Schutzfunktion (Schutz vor Elementargefahren) ist die Wohlfahrtsfunktion bedeutsam, hier sind vor allem die Sicherung der Trinkwasserversorgung und die ausgleichende Wirkung auf den Wasserhaushalt zu erwähnen – man denke dabei an den Hochwasserschutz durch die hohe Versickerungsrate in Waldböden und den dadurch bedingten verzögerten Wasserabfluss. Die Erholungsfunktion des Waldes ist nicht nur für die Bewohner unseres Landes und ihre Naherholung bedeutsam, sondern ganz wesentlich auch für den Fremdenverkehr.
In der gegenwärtigen außerordentlich borkenkäfergefährdeten Phase ist die höchste Aufmerksamkeit aller Waldbesitzer der Borkenkäferkontrolle und –bekämpfung zu widmen: laufende Kontrollen in kurzen Abständen, Einhaltung der Waldhygiene und unverzügliche Schadholzaufarbeitung und -abfuhr sind unerlässlich, um gefährliche Borkenkäfervermehrungen hintanzuhalten.
Wenn Waldbesitzer eine Beratung wünschen, steht ihnen hiefür die Bezirksforstinspektion Zwettl nach Terminvereinbarung unter der Telefonnummer 02822/9025/42615 zur Verfügung."
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