"Unser Ziel ist es, null Unfälle zu haben"

Foto: Pashkovskaya
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Was produziert Norske?
Wir sind im Bereich der Publikationspapiere tätig, d.h. Zeitungsdruckpapiere sowie Magazindruckpapiere. Beide sind auch im Bereich des Anzeigenmarktes eingesetzt.

Wieviele Mitarbeiter hat Norske derzeit?
470 sind es aktuell, das ist aber eine bewegliche Zahl.

Wie hoch ist der Jahresumsatz?
Der Jahresumsatz lag 2014 exakt bei 214,19 Millionen Euro.

Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir sind um unsere Mitarbeiter sehr bemüht, die Themen Gesundheit und Sicherheit haben bei uns absolute Priorität. Unser Ziel ist es, null Unfälle zu haben. Unsere Mitarbeiter sollen ein Umfeld vorfinden, wo sie sich wohlfühlen und keinen Schaden erleiden. Wir bieten deshalb auch Möglichkeiten an, sich an Aktionen zu beteiligen, die der Gesundheit zugute kommen, wie etwa Rückentrainingsprogramme, Hautuntersuchungen, Sehtests. Wir haben zudem eine sehr gute Werksküche, dort wird täglich für etwa 200 Leute ausgekocht - und immer ist ein fleischloses Gericht dabei. Das Personal ist geschult, entsprechend den Rahmenbedingungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährungslehre zu kochen.

Norske bildet auch Lehrlinge aus. Wieviele sind es derzeit?
Wir bilden seit Jahren Lehrlinge sehr umfangreich aus, aktuell sind es gerade 40, für die neue Periode sind wieder zehn Aufnahmen geplant. Wir haben unterschiedlichste Sparten: Papiertechniker/-in, Metalltechniker/-in, Lagerlogistiker/-in, Elektrotechniker/-in, Energie- und Umwelttechniker, Industriekaufmann/-frau, Informationstechnologie-Techniker/-in und Koch/Köchin.

Ist es für Norske schwer, Lehrlinge zu bekommen?
Was wir auf jeden Fall merken, ist die demografische Entwicklung: Es sind einfach weniger junge Leute verfügbar. Wir haben zudem das Ziel, uns an den Besten zu orientieren und schauen deshalb auch, dass wir die besten Lehrlinge kriegen.

Wird in Zeiten des Internets eigentlich weniger Papier gebraucht?
Die Grundtendenz ist die, dass der Bedarf an Publikationspapier im Sinken ist. In Amerika hat sich dieser Trend vor Jahrzehnten schon extrem deutlich abgezeichnet, mittlerweile ist aber die Senke erreicht. In Europa ist dieser Trend mittlerweile auch eingetreten, der Bedarf an Zeitungspapier geht massiv zurück. Das wirkt sich natürlich auf die Produktion aus, viele Zeitungspapierproduzenten haben die Produktion mittlerweile eingestellt.

Hat Papier Zukunft?
Papier hat auf jeden Fall Zukunft. Gerade beim Magazinpapier ist die Nachfrage, auch wenn sie sinkt, gegeben. Es wird sich ein Gleichgewicht einstellen, weil die elektronischen Medien nicht alles ersetzen können - das sieht etwa am Beispiel der Sonntagszeitung. Da haben die Leute Zeit zum Lesen.
Beim Papier werden sich natürlich Veränderungen ergeben, Papier als Produkt, als Rohstoff wird möglicherweise sogar eine immer stärkere Rolle spielen - jetzt nicht im Publikationsbereich. Die Papierindustrie wird sich aber möglicherweise immer mehr zu einer Art Bioraffinerie entwickeln, wo aus Fasermaterial Produkte erzeugt werden, die immer stärker in die Lebensbereiche Eingang finden. Es wird heutzutage schon in sehr vielen Bereichen Papier, bzw. papierähnliche Produkte eingesetzt - es geht eigentlich gar nicht mehr ohne - nehmen wir das Beispiel Schuhe. Da gibt es in Niederösterreich eine eigene Firma, die Kartonsohlen für Schuhe produziert.

Sie brauchen für die Papierproduktion Rohstoffe. Hat's da in den letzten Jahren preislich Veränderungen gegeben?
Wir setzen als Rohstoff vor allem Altpapier ein, unser Zeitungspapier besteht aus 90 Prozent aus Altpapier und zu zehn Prozent aus frischen Fasern. Der zweite Rohstoff ist Holz. Was wir schon merken ist, dass sich beim Altpapier die Mengenströme verändern, weil immer mehr altpapierbasierende Produktionen ans Netz gehen, und dazu kommt, dass das Altpapier mittlerweile weltweit Transportwege findet. Das Holzaufkommen für die Produktion in Bruck kann zu einem sehr großen Anteil aus einem Umkreis von rund 50 Kilometer gedeckt werden. Wir sind in der glücklichen Situation, dass unsere Papierproduktion in der Obersteiermark in einer der waldreichsten Regionen gelegen ist.

Wie sehen Sie die Rolle von Norske Skog in der Region?
Ich glaube, dass jeder Industriebetrieb ein wesentlicher Faktor in einer Region ist. Ein Industriearbeitsplatz sichert in Folge durchschnittlich vier bis sechs weitere Arbeitsplätze.

Ist Bruck vom Standort her strategisch gut gewählt?
Dass das Werk hier an dieser Stelle liegt ist ja kein Zufall: das ist einerseits dem Waldreichtum der Region zu verdanken, andererseits dem zweiten Produktionsmittel, dem Wasser. Ich glaube, dass wir von der geografischen Position her auch sehr gut liegen. Wir haben Kunden, die im näheren Umkreis liegen, sind für Mitteleuropa, gleichzeitig aber auch für Südosteuropa positioniert. Womit wir aber sicher nicht gut positioniert sind ist, dass wir hier in Österreich in einem Hochpreisland tätig sind, was Energiekosten betrifft und was Lohnkosten und insbesondere Lohnnebenkosten betrifft.

Wie führt man ein so großes Unternehmen, was ist wichtig?
Ich glaube, das Wesentlichste ist, wenn man so teure Anlagen betreibt, dass man darauf achtet, dass man diese möglichst effizient betreibt. Dazu braucht man engagierte und hochqualifizierte Mitarbeiter. Ich muss Rahmenbedingungen schaffen, dass sich Mitarbeiter wohlfühlen und interessiert sind, hier zu arbeiten und die Produktion mitzutragen, im Optimalfall sogar ständig zu verbessern. Nebenbei muss ich die Kosten möglichst niedrig halten.

Wie hoch ist die Exportrate bei Norske Skog?
Wir haben in Summe rund 78 - 82 Prozent Exportquote, vornehmlich in den europäischen Raum, aber auch bis in die USA, Südamerika. Der österreichische Markt allein würde also nicht reichen.

Betrifft Sie das in anderen Bereichen oft genannte Problem des Facharbeitermangels?
Das betrifft uns deshalb weniger, weil wir unsere Facharbeiter selber ausbilden.

Ein wirtschaftlicher Ausblick in die Zukunft - was erwarten Sie sich?
Wir sind aufgrund unserer sehr hohen Effizienz und aufgrund unserer Kostenposition speziell im Bereich der Magazinpapiere in Europa sehr gut aufgestellt. Wir arbeiten ständig daran, diese Position auch halten zu können. Wir arbeiten auch ständig an Weiterentwicklungen, um das Spektrum zu erhöhen. Es wird sicher nicht einfach, aber wir sind dennoch zuversichtlich, diese Position im europäischen Umfeld auch halten zu können.

Papier ist ja ein "altes" Thema - wie modern ist eigentlich Norske Skog?
Papier ist ein modernes Produkt mit einem hochtechnologischen Entstehungsprozess, die hochtechnologischen Anlagen können heute auch nur von Spezialisten bedient werden. Vom klassischen Papier, wie es früher hergestellt wurde, sind wir mittlerweile extrem weit weg.

Nachhaltigkeit - ein Thema bei Norske?
Nachdem die Papierindustrie einen hohen Energiebedarf hat, ist das Thema Energienutzung ein ganz wesentlicher Aspekt unseres Wirtschaftens, d.h. wir legen sehr großes Augenmerk darauf, dass wir möglichst wenig Energie nutzen bzw. diese Energie, die wir einsetzen, so hochwertig wie möglich nutzen. Wir haben intern unsere Prozesse so optimiert, dass wir Abwärme im größtmöglichen Stil zur Aufwärmung von Prozesswässern einsetzen. Wir haben aber auch zusätzlich noch die Möglichkeit, die Brucker Biofernwärme mit Restwärme zu versorgen.

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