Mit „Pfiff" in Richtung Bundesliga

Robert Steinacher zieht als Schiedsrichter konsequent 
seine Linie durch. | Foto: GEPA
  • Robert Steinacher zieht als Schiedsrichter konsequent
    seine Linie durch.
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Es war vor geraumer Zeit bei einem Fußball-Meisterschaftsspiel. Der damals 16-jährige Robert Steinacher stand noch auf der „anderen“ Seite des Matches und war mit einer Schiri-Entscheidung gegen ihn nicht einverstanden.

Der Jung-Kicker diskutierte mit dem Unparteiischen, der ihm sogleich folgenden „Ratschlag“ mitteilte: „Wenn du es besser weißt, dann pfeif doch selber!“ Damit war die Basis für die Schiedsrichter-Karriere des Murauers gelegt.

Robert Steinachers Kollege Josef Rieberer, u. a. Staffelleiter der Schiri-Staffel Mur, erkannte frühzeitig das Talent und ermöglichte dem 17-jährigen Burschen die Chance, in den Schiri-Sichtungskader der Bundesliga reinzuschnuppern.

Mittlerweile hat sich der 24-Jährige in der Schiedsrichter-Szene bereits auf nationaler als auch internationaler Ebene etabliert und einen Namen gemacht.

Interview mit Robert Steinacher

Ihr bislang sportliches Highlight als Unparteiischer?

Robert Steinacher: „Das Highlight war sicher mein erster internationaler Einsatz im Oktober dieses Jahres. Ich hatte die Ehre, in Madrid die UEFA Youth League als Schiedsrichterassistent mit dem FIFA-Schiedsrichter Rene Eisner zu unterstützen. Das ganze Drumherum mit einem französischen UEFA-Delegierten und einem langjährigen spanischen FIFA-Referee als offiziellen Spielbeobachter, der mir nach dem Spiel sagte, ich sei ein großes Talent und werde meinen Weg machen, dies kann schon was.“

Welches Bewerbsspiel unter Ihrer Leitung war bis dato das schwierigste in Ihrer Karriere?

Steinacher: „Das Regionalligaspiel Villach SV gegen LASK Linz in der vorletzten Meisterschaftsrunde 2013. Rund Tausend mitgereiste LASK-Fans machten vor dem Spiel unter massiver Polizeikontrolle mächtig Stimmung und bereiteten ihrer Mannschaft mit Pyrotechnik einen großen Empfang.
Die Heimmannschaft wusste, der LASK benötigte unbedingt einen Punkt, um den Meistertitel zu wahren. Es war ein sehr schnelles, kampfbetontes Regionalligaspiel; auch für die Zuseher sicher ein qualitativ hochwertiges.“


Wie gehen Sie eigentlich mit Beschimpfungen bzw. „Belehrungen“ aus dem Publikum respektive mit Kritik um?

Steinacher: „Vieles bekommst du am Platz nicht mit. Man hört die Dinge, nimmt diese aber nicht wahr. Viele gehen auf den Sportplatz, um ihre Aggressionen aus dem Alltag loszuwerden. Da ist es ein Leichtes, den Schiedsrichter verantwortlich zu machen, wenn die eigene Mannschaft nicht so spielt, wie sie sollte. Viele Zuseher kennen dazu auch nicht das aktuelle Regelwerk und daher fehlt bei manchen Entscheidungen das Verständnis. Mit einigen kann man nach dem Spiel bei einem Bier die eine oder andere Spielszene im Gespräch aufarbeiten und ausdiskutieren. “

Welche Tipps können Sie „Neueinsteigern“ im Bereich des Schiedsrichterwesens geben?

Steinacher: „Von nichts und niemanden unterkriegen lassen! Die ersten Spiele sind die schwierigsten, da man diese im Jugendfußball absolvieren muss und die Eltern dabei deine größten Kritiker sind. Man erlebt so viel Schönes und sollte nicht an Kritikern scheitern. Immer wieder aufstehen und weitermachen. Wir sind alle nur Menschen, und Menschen machen Fehler.“

Anmerkung: Interessierte Neulinge können sich unter www.schiri.at anmelden.

Was halten Sie persönlich von der bereits von vielen Seiten geforderten elektronischen Torlinienkamera bzw. technischen Hilfsmitteln generell auf höchster internationaler Ebene (siehe zuletzt das anerkannte „Nicht-Tor“ in der deutschen Bundesliga beim Spiel Hoffenheim gegen Leverkusen)?

Steinacher: „Man sollte dazu die WM 2014 in Brasilien abwarten, da diese Technik dort das erste Mal auf internationaler Ebene offiziell eingesetzt wird. In der Premier League läuft derzeit ebenfalls ein Test. Man sollte dabei aber nicht den finanziellen Aspekt vergessen, da diese Hilfsmittel äußerst kostspielig für die Vereine sind.
Meiner Meinung nach sind Schiedsrichterentscheidungen Tatsachenentscheidungen. Womit fängt man an und wo hört man auf? Sollten die Hilfsmittel nur für Torentscheidungen herangezogen werden oder auch für Abseitsentscheidungen, Strafraumsituationen, Handspiel etc.?“


Ihre persönlichen Ziele als Schiedsrichter in naher und ferner Zukunft?

Steinacher: „Mein nächstes Ziel ist es, den Sprung in die T-Mobile Bundesliga im Sommer zu schaffen. Mein Ziel für die weitere Zukunft ist es, auf nationaler und internationaler Ebene als Assistent zu bestehen. Klar liebäugelt man mit dem FIFA-Assistenten-Wappen. Aber bis dorthin ist es noch ein sehr langer und arbeitsreicher Weg, wobei man aber auch das gewisse Glück benötigt. Das Wichtigste dabei ist, man darf niemals die Freude daran verlieren. Natürlich funktioniert das Ganze nur, wenn der Arbeitgeber dabei mitspielt.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei den Stadtwerken Murau für das Entgegenkommen und Verständnis für dieses „Hobby“ bedanken, da jede Woche zweimal ein Training in Graz sowie viele Schulungen, Besprechungen, Regeltests und Lauftests zu absolvieren sind und dabei sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.“


Steckbrief Robert Steinacher

Alter: 24 Jahre
Wohnort: Murau
Beruf: Elektroinstallationstechniker und Bademeister
Hobbys: Laufen, Schitouren


Bisherige Highlights
als Schiedsrichter:

Das erste Kampfmannschaftsspiel als Schiri mit 16 Jahren;
das erste Oberligaspiel in
Ragnitz (mit 19 Jahren);

das Regionalligaspiel Kapfenberg Amateure gegen GAK im Fekete-Stadion (mit 22 Jahren);

die Regionalliga-Meister-schaftsentscheidung Villach gegen LASK


Bisherige Highlights
als Assistent:

Das Bundesligadebüt in der „Heute für Morgen-Liga“
Liefering gegen Parndorf;

das Burgenlandderby
Mattersburg gegen Parndorf;

das Spitzenspiel Altach
gegen Liefering;

und natürlich die UEFA Youth League in Madrid zwischen Real Madrid gegen Juventus Turin.

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