Keine Tiere zu Weihnachten!
Unter dem Weihnachtsbaum sollte es am 24. Dezember keinesfalls miauen oder bellen.
BEZIRK/REGION (eju). Menschen scheinen beratungsresistent zu sein, wenn es um tierische Weihnachtsgeschenke geht. Anders ist es kaum zu erklären, dass sich alljährlich immer noch putzige Kätzchen, drollige Hundewelpen oder fidele Vögel unter dem Christbaum finden.
Gerade um die Weihnachtszeit ist die Tendenz des Erhört-Werdens von Mütter- und Väter-ohren deutlich erhöht. Nicht selten aus einem latenten schlechten Gewissen heraus, weil man während des Jahres dem Nachwuchs mitunter zu wenig Zeit und Gehör schenkt.
Es gibt noch weitere zu bedenkende Aspekte rund um den Kauf eines Tieres, wie die Gmünder Tierärztin Katia Waitz weiß: "Ein Tier bedeutet Verantwortung für viele, viele Jahre. Tiere können bis zu 18 Jahre und älter werden. Wenn man heute einem Kind ein Tier zu Weihnachten schenkt, wird es das Tier wahrscheinlich noch haben, wenn es schon erwachsen ist. Das sollte alles im Vorfeld bedacht werden."
Auch die Kostenfrage endet nicht beim Kauf, sondern: "Viele Menschen können sich oft nicht vorstellen, was im Laufe der Zeit für Kosten auf sie zukommen, wenn sie ein Tier aufnehmen. Nicht nur das Futter kostet Geld, es kommen oft auch Tierarztkosten dazu, die mitunter hoch sein können." Manches Mal zu hoch für den einen oder anderen Besitzer, wie die Tierärztin weiß.
"Wer zu Weihnachten ein Tier schenkt, hat eigentlich die Geschenke für viele kommende Weihnachten schon verplant, da das Tier Futter braucht und möglicherweise auch Tierarztkosten auflaufen. Ein Tier kann ein Geschenk mit Folgen sein."
Ein weiterer, ganz wichtiger Aspekt bedarf laut Waitz abschließend einer näheren Betrachtung: "Ein Tier, das zuerst angeschafft wurde und dann, aus welchen Gründen auch immer, wieder hergegeben wird, ist aus erzieherische Sicht nicht wertvoll. Ein Kind lernt dann ein Lebewesen in unserer Wegwerfgesellschaft als Wegwerfartikel kennen. Das setzt sich negativ im Charakter des jungen Menschen fest, das ist für die emotionale und psychische Entwicklung eines Kindes überhaupt nicht gut. Das richtet mehr Schaden an, als man mit dem Geschenk ursprünglich versucht hat, Freude zu machen."
Zur Sache
Tierheim Erwin Schlosser: "Wir sind jetzt schon voll!"
GASTERN. Die (Vor-)Weihnachtszeit ist für Erwin Schlosser in seinem Tierheim in Gastern immer besonders stressig. Dabei läuft diese Jahreszeit immer gleich ab: Zuerst kommen die Anfragen nach tierischen "Weihnachtsgeschenken", Wochen später platzt das Tierheim dann aus allen Nähten, wenn sich die vermeintlich guten "Geschenkideen" als Belastung für die neuen Besitzer entpuppen.
"Hunde und Katzen haben unter dem Weihnachtsbaum nichts verloren", so der Tierheimbetreiber. "Schon jetzt rufen mich immer wieder Leute an, die beispielsweise einen Hund fürs Enkerl haben wollen", berichtet Schlosser.
Tiere vergibt der Tierheimbetreiber auf diese Weise schon aus Prinzip nicht. "Tiere gibt es bei mir nur, wenn der Beschenkte persönlich vorbeischaut und sich im Gespräch ergibt, dass er weiß, worauf er sich einlässt", so Schlosser.
Schon in der Vorweihnachtszeit herrscht im Tierheim in Gastern Ausnahmezustand, es platzt schon jetzt aus allen Nähten: "Wir sind voll!"
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