DIE UNENDLICHE GESCHICHTE DER TIROLER ENERGIEWENDE - TEIL 3

Imagepflege der TIWAG vor dem Krafthaus des Kaunertalkraftwerks? © Ing. Günter Kramarcsik
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Springt die TIWAG endlich auf den schon längst abgefahrenen Zug auf?

Verwunderlich wäre es nicht, nachdem deren Wasserkraftpläne auf ordentlichen Widerstand stoßen und das Kaunertal- Kraftwerk momentan auf Eis gelegt werden musste, nachdem es entsprechende höchstrichterliche Entscheidungen gab. Von möglichen Ausleitungen der Venter und Gurgler Ache hängt letztlich nicht nur der Ausbau des Speicherkraftwerks Kaunertal zu einem Pumpspeicherkraftwerk (mit einem RAV von 622 GWh) ab, sondern auch die nachfolgende Kraftwerkskette „Prutz – Imst II“ (200 GWh) und das KW Imst – Haiming (300 GWh). Diese dürften nur dann rentabel sein, wenn mehr Wasser mit Hilfe des umgeleiteten Ötztaler Wassers künftig den Inn hinunter fließen wird! Wenn diese Kraftwerkskette nicht realisiert werden kann, weil das natürliche Abflussaufkommen des Bestandes zu gering ist, so ist das künftige Regelarbeitsvermögen um ca. 1.120 GWh geringer als derzeit geplant! Das ruft nach Alternativenergien und die TIWAG wird ihr Knowhow auf Sonnen- und Windenergie ausweiten müssen!

Neue hochqualitative Arbeitsplätze könnten auf diese Weise geschaffen werden und der letzten intakten Natur- und Kulturlandschaft bleibt das notwendige Wasser erhalten!

Welche Wind- und Solarpotentiale schlummern in Tirol noch ungenutzt?

1. Solarpotential:

Das reduzierte Solarpotential für Tirol ergibt sich laut REGIO Energy (Österreichisches Institut für Raumplanung) mit fast 8.000 GWh/a (RAV)! Die geplante Innkraftwerkskette im Tiroler Oberland ergibt samt der Erweiterung des Speicherkraftwerks Kaunertal ein RAV von 1.120 GWh/a! Die Nutzung des Sonnenpotentials würde somit diese Kraftwerkskette mehr als 7x ersetzen können! Das Land Tirol hat in den Bezirken Landeck und Lienz Solarpotentialkarten (2012) erstellt. Beide Bezirke weisen ein hohes Potential auf. Es stellt sich die Frage, warum diese Kartierung nicht mehr fortgesetzt wird? Vermutlich hat man die Gefahr erkannt, welche daraus der TIWAG und damit auch dem Land Tirol als Eigentümer der TIWAG erwächst? Viele Regionen und Haushalte könnten auf diese Weise von der TIWAG stromunabhängig werden und das bedeutet am Ende enorme Kunden- bzw. Umsatzverluste.

Wenn jeder zweite Haushalt wegen günstiger Wohnlage eine PV- Anlage mit nur 4 kWp (ca. 30 - 40 m² am Dach und/oder an Fassaden) installiert, könnten jeder dieser Haushalte jährlich 4.000 kWh produzieren! Theoretisch könnte jeder dieser Haushalte energiebilanztechnisch zum Stromselbstversorger werden. Daraus resultiert eine Stromerzeugung von ca. 640 GWh! Damit könnte man die geplante Erweiterung des Kaunertal- KW in ein Pumpspeicher- KW (622 GWh/a) mehr als kompensieren!

Angesichts dieser Zahlen wird jedoch deutlich, dass die TIWAG in diesem Fall mindestens 50% derzeitiger Kunden verlieren könnte. Bei einem durchschnittlichen Haushaltsstromverbrauch von ca. 3.500 kWh/a ergeben sich enorme Umsatzeinbrüche und Gewinnverluste! 160.000 Kunden weniger bedeuten einen Umsatzeinbruch um ca. 560 GWh, oder bei einem Durchschnittpreis des Kunden von 18,5 Ct./kWh ergibt sich eine Umsatzeinbuße von ca. 103,6 Mio. Euro! Das ist fast so viel wie das Betriebsergebnis 2013 der TIWAG mit 121,4 Mio. Euro betrug!

Nun wird auch verständlich, weshalb die TIWAG von ca. 7.000 Verträgen für Überschusseinspeisungen aus der PV- Stromproduktion abrücken will und Kürzungen bei Einspeisungstarife und Investitionsförderungen im Solarbereich beabsichtigt?

2. Windpotential:

Nach <a target="_blank" rel="nofollow" href="http://regioenergy.oir.at/windenergie/reduziertes-technisches-potenzial">REGIO Energy</a> wurde auch für Tirol ein reduziertes Windpotential von 2.000 GWh ermittelt! Davon werden 560 GWh/a bis 2020 als realisierbar betrachtet. Nicht überall wird Windkraft in Tirol nutzbar sein, aber man darf nicht Außeracht lassen, dass nach Abzug aller Ausschließungsgründe ein vom Tiroler Landtag im Mai 2012 in Auftrag gegebenes Gutachten und ein Entwurf für einen Kriterienkatalog zu nachfolgenden Schluss gekommen ist:
Das Expertenteam hatte im 1. Entwurf der Windkraft nach rigorosen Abspeckungen noch immer ein entsprechend reduziertes Potential eingeräumt. Auf Seite 2 (letzter Absatz) des Anhangs (Original) zum Kriterienkatalog und als Endbericht vom 2.1.2013 „Windenergiepotential Tirol“ von e3- consult (DI. Dr. Jürgen Neubarth) kann man nachfolgendes Fazit lesen:
„Aus energiewirtschaftlicher Sicht liegt das technisch wirtschaftliche Windenergiepotential in Tirol bei etwa 3,5 bis 5,5% der Stromabgabe an Endkunden, die 2010 rd. 5.600 GWh verbraucht haben. Die Windkraft kann damit grundsätzlich auch im alpinen Tiroler Raum einen nennenswerten Beitrag zur Stromaufbringung und damit zur Tiroler Energiestrategie 2020 leisten.“

Der Tiroler Kriterienkatalog hat das realisierbare Potential lt. REGIO Energy nochmals fast halbiert und trotzdem wurde dieses Potential als einen nennenswerten Beitrag für die Ziele der Energiestrategie 2020 bezeichnet!

Die gesamte Innkraftwerkskette im Tiroler Oberland samt Erweiterung des Kaunertal- KW würde laut TIWAG in Zukunft 1.120 GWh/a an Strom erzeugen. Damit ist erkenntlich, dass diese Projekte überflüssig sind, wenn man nur die beiden realisierbaren alternativen Energiequellen mit insgesamt 1.200 GWh/a nutzen würde. Das für Tirol bis 2020 realisierbare Potential stellt sich im Detail wie folgt dar:
a) Sonne = 640 GWh/a
b) Wind = 560 GWh/a

Die Forcierung der Wasserkraft durch die Tiroler Landespolitik ist nur damit begründbar, dass bei Wasserkraft die TIWAG fast konkurrenzlos ist und bei den beiden anderen Stromalternativen es künftig mehr Player und somit auch mehr Konkurrenz geben könnte. Damit dürfte auch verständlich werden, warum weder die TIWAG, noch die Tiroler Politik ein wirkliches Interesse an diesen Alternativen haben kann.

Hier sind die Links zu allen 4 Teilen:
1. Teil

2. Teil

3. Teil

4. Teil

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