Mein Bezirk 2020: Zukunft stellt Gemeinden vor viele Herausforderungen
Mein Bezirk 2020: Raumwissenschaftlerin Gerlind Weber und Politiker der Region standen Rede und Antwort.
WOLFSGRABEN/REGION PURKERSDORF. "Sie leben hier in der am zweitstärksten wachsenden Region Österreichs", eröffnete Raumwissenschaftlerin Gerlind Weber als Podiumsgast die Bezirksblätter-Podiumsdiskussion "Mein Bezirk 2020: Wohin wächst die Region Purkersdorf?" am vergangenen Mittwoch im Wirtshaus Oliver. Sowohl der starke Bevölkerungswachstum als auch neue Entwicklungen in den Bevölkerungsstrukturen werden die Gemeinden zukünftig vor so manche harte Prüfung stellen, appelierte Gerlind Weber: "Es gibt auch Nachteile des Wachstums die man im Auge behalten muss – daher würde ich wirklich an jede Gemeinde appellieren sich zu fragen: Wohin wollen wir wachsen?"
Platz für Wachstum fehlt
"Wir wollen die eher ländliche Struktur bei uns erhalten", erklärte GR Otto Lebinger aus Tullnerbach und sprach damit auch vielen der anderen Gemeindevertreter aus der Seele. Durch Siedlungsgrenzen haben die Gemeinden der Region den möglichen Wachstum bereits abgesteckt, zudem teilen alle Gemeinden der Region das Problem, das der Großteil der Baulandreserven in privat Hand sind. Nicht unbedingt mehr Einwohner, aber mehr Hauptwohnsitzer strebt man jedoch in Purkersdorf an, wie StR Harald Wolkerstorfer erklärte: "Wir wollen unsere Zweitwohnsitzer davon überzeugen dass sie in Purkersdorf gut aufgehoben sind und sich um gesundheitliche Versorgung, Parkpickerl etc. keine Sorgen machen müssen."
Sozialsektor ist gefordert
"Sie sind der einzige Bezirk Österreichs wo die Kinder-Anzahl bis 2030 noch zunehmen wird", erklärte Gerlind Weber. Doch nicht nur das: Auch bei den über 65-Jährigen wird ein Plus von 60 Prozent prognostiziert, so Weber. Erweiterungen von Kinder- und auch Kleinkindbetreuungseinrichtungen sind daher in nahezu allen Gemeinden ein Thema, an dem ständig gearbeitet wird. Auch für die drastische Platznot am Wienerwaldgymnasium scheint eine Lösung in Aussicht, verriet GR Otto Lebinger: "Speziell die Expositur des Gymnasiums platzt aus allen Nähten. Das soll sich aber demnächst ändern, es schaut momentan so aus als ob das realisiert wird."
Potential in Kooperationen
Wirtschaftliches Potential sieht man in der Region unter anderem am Bahnhofsgelände in Unterpurkersdorf, im derzeit leerstehenden Automic-Gebäude in Wolfsgraben, aber auch bei Co-Working und anderen wirtschaftlichen Synergien. Dazu riet rieten auch die Wirschaftsfunktionäre im Publikum: "Da gibt's einfach neue Strukturen und Anforderungen, da wäre es gut wenn man von öffentlicher Hand darauf eingeht. Gemeinden könnten gemeinsam Infrastrukturen nutzen und zur Verfügung stellen", meldete sich Frau in der Wirtschaft-Vorsitzende Astrid Wessely zu Wort. All Inside-Chefin Giovanna Brizzi und auch StR Harald Wolkerstorfer vermissen aber auch Unterstützung für wirtschaftliche Einzelkämpfer: "Es ist nicht en vogue das Kleinbetriebe mit guten Ideen Startkapital bekommen – dort muss man ansetzen. Das ist auch ein Aufruf von mir an die Wirtschaftskammer da Druck zu machen, damit die Einzelkämpfer nach vorne kommen."
Zukunft ist Öffi-Zeit
Die derzeit nur wenigen Arbeitsplätze in der Region rufen vor allem starken Pendlerverkehr hervor, daher gilt es auch in diesem Punkt Maßnahmen zu setzen. Über den oft diskutierten A1-Anschluss im Heimbautal herrscht auch weiterhin Uneinigkeit zwischen den Gemeinden. Im Hinblick auf den öffentlichen Verkehr blickten jedoch nahezu alle Gemeindevertreter hoffnungsvoll in die Zukunft und erwarten sich, Meldungen des Verkehrsverbunds Ost-Region folgend, schon in den nächsten Jahren deutliche Besserungen bei Bus und Bahn. Auch in der Region will man die Öffi-Nutzung teils attraktivieren: "Was wir uns vorstellen könnten wäre es die Langzeitkarten der Pendler zu fördern, da gibt's Ideen aus Wien die für Purkersdorf sicher interessant sind", hielt StR Wolkerstorfer fest, der zudem auch Zukunft im Radverkehr sieht: "Es ist auch in Österreich endlich an der Zeit sich mit dem Rad fortzubewegen." Andere Anforderungen an den öffentlichen Verkehr stellte Gerlind Weber in Aussicht: "Der öffentliche Verkehr wird sich anders aufstellen müssen. Er ist viel zu unflexibel und nicht bedarfsorientiert. Es gäbe zum Beispiel auch Lösungen wo Private Busse innerhalb der Gemeinden betreiben." Auch in Purkersdorf hat man daher ein Gemeindetaxi ins Leben gerufen, in Pressbaum und Mauerbach wird aktuell daran gearbeitet.
Mit einem aktuell dringenden Verkehrsproblem wandten sich im Zuge der Podiumsdiskussion einige Wolfsgrabener Anrainer an Bgm. Claudia Bock und übten teils harsche Kritik. Gegen Ende des Abends einigte man sich jedoch darauf, dass sich der Verkehrsausschuss baldmöglichst mit einer Lösungsfindung beschäftigen soll.
Blickt man in der Region in die Zukunft, so ist insgesamt also eines gewiss: Die Zukunft wird für die Gemeinden der Region so manche Herausforderungen bringen, für die es sich zu rüsten gilt.
Die Serie zum Nachlesen:
Alle Teile der Serie "Mein Bezirk 2020" zum Nachlesen finden Sie unter www.meinbezirk.at/2020.
Zum Nachbericht von Regionautin Michaela Eigl geht's hier.
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