Die Spur der Drogen im Bezirk
Längst sind Drogen nicht nur ein Problem der Städte. Die Konsumenten werden immer jünger. Eine Spurensuche.
ST. PÖLTEN (bt). In St. Pölten flog in der Vorwoche ein Dealer auf, der 12-Jährige mit Drogen versorgt hatte. Längst haben Cannabiskraut, MDMA, Ecstasy und Co. auch die entlegensten Gebiete des Landes erreicht. Die Konsumenten sind teils Jugendliche. Die Bezirksblätter haben bei Fahndern, Sozialarbeitern und Suchtberatern nachgefragt, wie groß das Problem im Bezirk ist.
"Als ich jung war, wurde St. Pölten als kleine verschlafenen Landeshauptstadt belächelt. Jetzt ist es eine Landeshauptstadt, mit allen Vor- und Nachteilen", so Susanne Fuhs, Teamleiterin der mobilen Jugendarbeit Nordrand. Unterwegs sind die Sozialarbeiter vor allem am Bahnhof und in den Parks. "Es gibt Plätze in St. Pölten wo die Dealer stehen und die Käufer wissen das. Vieles passiert auch zu Hause im Versteckten", erklärt Fuhs und fügt hinzu: "Die haben ja keinen Bauchladen umhängen."
Keine Drogen-Hauptstadt
Als Landeshauptstadt auch Hauptstadt der Drogen ist St. Pölten laut Stadtpolizeikommandant Franz Bäuchler aber auf keinen Fall. Die Konsumenten und Dealer, die bei Veranstaltungen aufgeklatscht werden, stammen oftmals aus dem ländlichen Umfeld. "Es ist ein Unterschied wo Konsumenten unterwegs sind und wo gedealt wird. Selbstverständlich sind am Bahnhof soziale Randgruppen. Aber auch wenn die Apotheken aufsperren, treffen sich dort die, die in Therapie sind", so Bäuchler.
Die Polizeiinspektion Rathausplatz soll im Jahr 2017 an den Bahnhof verlegt werden, mit der Drogenszene habe das aber nichts zu tun. Es ginge einfach darum, das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung wiederherzustellen.
Marihuana-Plantagen auf Bauernhöfen
„Ich kenne in unserem Bereich keinen Platz wo hin und wieder gehandelt werden würde. Die Besorgungen werden in aller Regel in Wien erledigt. Und vereinzelt halt in St. Pölten, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dort im großen Stil gehandelt wird", äußert sich St. Pöltens Bezirkspolizeikommandant Mario Mossbeck. Dass nicht gedealt wird, heißt aber nicht, dass nicht konsumiert wird. Hin und wieder werden im Bezirk bei Fahrzeugkontrollen kleine Mengen an Marihuana gefunden. "Im ländlichen Bereich werden auch auf entlegenen Bauernhöfen Marihuana-Plantagen entdeckt, so ein bis zwei Mal im Jahr", weiß Mossbeck. Härtere Drogen werden im Raum um St. Pölten nur äußerst selten konfisziert, meist bei einschlägigen Veranstaltungen. "Da kommen immer wieder Personen hin, die dem Milieu zugehörig sind."
Einstieg mit 14 Jahren
Die Einschätzungen von Sozialarbeiterin Susanne Fuhs: Im Bereich der harten Drogen wie Heroin, Crystal Meth, Kokain und Speed scheint die Zahl der Konsumenten nicht zu steigen. "Bei Marihuana würde ich schon sagen, dass es zunimmt." Das Einstiegsalter scheint tendentiell jünger zu werden, aber auch hier muss ganz klar zwischen härteren und schwächeren Drogen differenziert werden. "Wir habena auch 14-Jährige, die uns berichten, dass sie konsumiert haben."
Der Schlüssel zum Erfolg nennt sich bei den Sozialarbeitern Vertrauen. "Wir sind in den Lebenswelten der Jugendlichen unterwegs. Letztens waren wir im Sparkassenpark und haben Pokémon gespielt", erzählt Fuhs, die vermutlich auch durch ihre Tattoos und ihre flippige Art Zugang zu den Jugendlichen findet. Ist das Vertrauen erst aufgebaut, packen die Jugendlichen auch mir ihren Problemen aus. Prävention und Aufklärung, darauf konzentrieren sich die Streetworker, gegebenfalls verweisen sie aber auch an andere Anlaufstellen.
Suchtberatung der Caritas
Etwa die Caritas St. Pölten, wo Monika Göber als Suchtberaterin tätig ist. Hauptsächlich kommen Männer im Alter von 25 bis 35 zu ihr. "Bei Frauen ist die Scham oft ein sehr großes Thema. Das hängt sicher mit den Frauenbildern zusammen", so Gröber, die ebenfalls bestätigen kann, dass schon 14-Jährige Probleme haben. Um ein reines Problem der Stadt handelt es sich schon lange nicht mehr. "Im Zeitalter der Mobilität kommt das Zeug einfach überall hin." Zur Suchtberatung geht's dann aber manchmal auch an einen fremden Ort, die Betroffenen wollen ihre Anonymität auf jeden Fall wahren.
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