Der Letzte seiner Art
Ich frage gar nicht erst, ob Ihnen „Ditmar & Urban“ etwas sagt. Falls doch, gehören Sie zu einem kleinen Expertenkreis. Die Geschichte dazu hat allerdings Charme.
Das beginnt alles mit einem Taxi, welches vor fast hundert Jahren in Graz seine Runden gezogen haben soll. Die Reste davon und spärliche Hinweise auf den Ursprung wären fast völlig verlorengegangen.
Zu Beginn des 20. Jahrhundert setzte mit dem Aufkommen von Motorrädern und Automobilen eine Revolution der individuellen Mobilität ein, von der das Antlitz der Welt in wenigen Jahrzehnten radikal verändert wurde.
In der Steiermark schrieb der einstige Keuschlerbub Johann Puch als Fabrikant jene Art Geschichte, die in ihren Auswirkungen bis heute Spuren in unserem Alltag prägt. Doch nur wenige Persönlichkeiten waren in der damaligen Aufbruchstimmung derart erfolgreich wie Puch.
Wir können uns heute kaum noch vorstellen, wie ambitioniert da Betriebe eröffnet und mitunter bald wieder geschlossen wurden. Eine dieser kuriosen Geschichten war in Graz angesiedelt und hatte ihre Querverbindungen zum Raum Gleisdorf in der Oststeiermark.
Es gibt noch genau ein Exemplar des „D & U-Wagens“. Die derzeitige Quellenlage erzählt uns von einem zweiten Wagen, der bei einem Hochwasser der Mur zerstört worden sein soll. Mehr ist nicht belegt, wenn man nach „Ditmar & Urban, Autobau, Erzeugung von Automobilen, Schönaug. 102“ fragt.
Franz Legenstein, Heinz Mesicek und Stefan Reitgruber haben sich auf Spurensuche begeben, um den letzten seiner Art, das Stadtcoupé von D & U, ein wenig dingfest zu machen: „Die Karosserie besteht aus einem mit Blech beschlagenen Holzgerippe auf einem Stahlblech-Leiterrahmen.“
Der Motor wurde zugekauft, aufgrund einiger Eigenheiten höchstwahrscheinlich von der „Fabbrica Anonima Torinese Automobili“, also von einer Turiner Automobilfabrik. Nun haben Enthusiasten begonnen, den Wagen sachte zu restaurieren.
Diese und andere Fakten sind nun in einer Publikation zusammengefaßt, die bei der „ÖGHK -- Österreichische Gesellschaft für historisches Kraftfahrwesen“ erhältlich ist.
Bei der Lektüre überrascht, daß beide Unternemer, die einst diesen kühnen Versuch eigenständiger Autoproduktion wagten, in ihren Biografien Bezüge zur Oststeiermark hatten. Rudolf Mansuet Ditmar starb am 10.7.1942 in Albersdorf bei Gleisdorf. Otto Urban war ab dem 2.6.1919 Gutsbesitzer in Flöcking bei Gleisdorf, übersiedelte später nach Kärnten.
+) Österreichische Gesellschaft für historisches Kraftfahrwesen [link]
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