Altes AKH
So erleben sehbehinderte Menschen den Wiener Uni Campus

- Der stark sehbehinderte Journalist Dominic Schmid war auf Erkundungstour am Campus im Alten AKH.
- Foto: Elisabeth Posch
- hochgeladen von Kathrin Klemm
Der sehbehinderte Journalist Dominic Schmid hat den Alsergrund erkundet. Seine Reportage bietet einen anderen Blick auf den Campus der Universität Wien im Alten AKH.
WIEN/ALSERGRUND. Wie erleben sehbeeinträchtigte Menschen die Stadt? Welche Orte sind barrierefrei und welche weniger? Um Antworten auf diese Fragen zu liefern, ist der stark sehbehinderte Journalist Dominic Schmid in Wien unterwegs. In unserer Serie nimmt er uns mit auf eine Reise durch die Bezirke, dieses Mal hat er den Campus der Universität Wien im Alten AKH besucht:
Schon als ich auf den Platz trete, weiß ich, dass ich dort schon einmal war. Und ich weiß auch, wann. Denn damals ist der Platz mit Weihnachtsliedern beschallt worden. Ja, das war der Christkindlmarkt beim Alten AKH. Jetzt bin ich wieder da. Gerade haben wir aber Frühling und somit ist es um einiges wärmer. Anstelle von Weihnachtsmusik dringen diesmal Kinderlachen und das Klingeln der Straßenbahn an mein Ohr. Im Moment bin ich im Hof 1, dem Haupthof vom AKH-Campus.
Entspannte Atmosphäre
Elisabeth, die mich auch diesmal wieder begleitet, und ich drehen uns etwas nach links und gelangen auf eine Art Straße. Zumindest muss ich zunächst an eine Straße denken, da der Weg asphaltiert ist. Doch bis auf ein paar Zulieferdienste fahren hier keine Autos. Somit kann ich mich gefahrlos fortbewegen, und der Platz ist dadurch auch barrierefrei.

- Ob Frühling oder Winter – am Campus im Alten AKH kann man sich zu jeder Jahreszeit aufhalten.
- Foto: RMW/ Philippa Kaufmann
- hochgeladen von Philippa Kaufmann
Als wir weitergehen, entdecke ich, dass es viele Grünflächen gibt. Auf den Rasenflächen wachsen Bäume und Bänke laden zum gemütlichen Verweilen ein. Damit man dorthin gelangt, muss man den asphaltierten Weg jedoch verlassen. Auf dem Rasen oder Kiesweg ist die Fortbewegung mit meinem Stock zwar möglich, allerdings schwieriger als auf dem Asphalt.
Noch kein Wasserplätschern
Plötzlich stoße ich mit meinem Stock an etwas Metallenes. Ich schaue auf und merke, dass ich vor einer großen runden Fläche stehe, die eingezäunt ist. Dahinter kann ich nur einen braunen Boden erkennen. Elisabeth erklärt mir, dass wir gerade vor einem Brunnen stehen. Ich lausche angestrengt, jedoch höre ich kein Plätschern von Wasser. Logisch – der Frühling hat gerade erst angefangen und somit ist der Brunnen noch nicht in Betrieb. Direkt hinter mir befindet sich eine Eibe. Elisabeth fordert mich auf, den Stamm anzufassen. Dieser fühlt sich sehr glatt an. Nur an manchen Stellen ist die Rinde rau.

- Der Campus der Universität Wien im Alten AKH ist nachts geschlossen.
- Foto: RMW/ Philippa Kaufmann
- hochgeladen von Philippa Kaufmann
Ein paar Schritte weiter höre ich Musik. Ich bin mir zunächst nicht sicher, ob ich richtig gehört habe und lausche konzentriert. Doch es besteht kein Zweifel, irgendwo spielt Musik. Und jetzt kann ich rechts von mir auch Sonnenschirme erkennen. Wir sind bei einem Art Strandlokal gelandet.
Als wir zu den Tischen gehen, merke ich, dass der Untergrund weich wird. Wir haben soeben, wie es sich für ein Strandlokal gehört, sandigen Boden betreten. Vor einem Topf bleiben wir stehen. Er ist mit einem Jutesack umwickelt. Außerdem ragt aus ihm etwas Grünes empor. Langsam lasse ich meine Finger über den grünen Stamm gleiten. Er fühlt sich sehr weich an, fast wie dickes Gras oder Moos. Ich habe keine Ahnung, was es sein soll. Elisabeth sagt mir, dass ich gerade eine Palme betaste.
Was liegt da am Boden?
Vom Sand geht es zurück auf den Asphalt, und dann spüre ich die Wiese unter meinen Füßen. Wobei, da ist noch etwas, worüber ich gerade gehe: Der Untergrund ist fast schon ein wenig glitschig und ich muss aufpassen, dass ich nicht ausrutsche. Ich weiß absolut nicht, was sich da unter meinen Füßen befindet. Wieder muss mir Elisabeth weiterhelfen, die mir erklärt, dass wir gerade auf Rindenmulch stehen. Dieser liegt hier überall, wahrscheinlich, damit die Bäume besser wachsen können.

- Der Campus hat viele Grünflächen zu bieten. Die mehreren Innenhöfe sind nicht nur bei Studierenden zum Entspannen beliebt.
- Foto: RMW/ Philippa Kaufmann
- hochgeladen von Philippa Kaufmann
Den folgenden Eindruck kann ich dafür sehr gut zuordnen. Irgendwo ganz in meiner Nähe toben Kinder. Elisabeth und ich steuern direkt auf einen Spielplatz zu. Am Spielplatz angekommen, betaste ich sogleich den Kletterturm. Ich kann eine Leiter und Schnüre ausmachen, was mich an den Spielplatz in meinem Heimatort in Tirol erinnert. Ich lasse das Treiben auf mich wirken. Ich mag Spielplätze. Die spielenden Kinder und deren Eltern, die ihnen häufig zusehen, vermitteln mir etwas Friedliches und wirken entschleunigend.
Es wird immer stiller
Hinter dem nächsten Torbogen befindet sich Hof 3, und da hat Elisabeth schon etwas Tastbares für mich entdeckt. Zunächst gleiten meine Finger über eine Eisenstange, an deren oberen Ende ich etwas Hölzernes erkenne, ein Brutkasten für Vögel. Ich strecke mich etwas und kann das Loch betasten, in das die Vögel fliegen.
Durch einen Torbogen gelangen wir auf einen weiteren Innenhof, und vor mir sehe ich eine Metallfigur. Ich vermute, dass es eine Statue ist, die eine berühmte Person darstellen soll. So ist es auch. Bei der dargestellten Person handelt es sich um Joseph II.

- Im Hof 4 ist der Narrenturm, in dem sich eine pathologisch-anatomische Sammlung befindet.
- Foto: Alois Fischer
- hochgeladen von Alois Fischer
Wir gehen durch einen weiteren Torbogen und stehen im Hof 4. Die Atmosphäre hat sich geändert. Je weiter wir vom Hof 1 mit der chilligen Parkatmosphäre und dem Stimmengewirr entfernt sind, desto ruhiger wird es. Hier hört man kaum Leute, und die Stille wirkt auf mich fast schon unheimlich. Dies kann wohl auch mit dem ovalen Gebäude zu tun haben, das da vor uns steht. Denn das ist der Narrenturm, in dem sich eine pathologisch-anatomische Sammlung befindet.
Abschließend kann ich sagen, dass der Campus im alten AKH viel zu bieten hat. Während ich die Atmosphäre auf den hinteren Höfen fast schon ein wenig beklemmend fand, ging es vorne sehr entspannt zu. Eins ist aber gewiss, der Campus hat viele Grünflächen und lädt zum Entspannen ein.
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