"Damma wos"
Kreutz & Co gründen neuen Klub im Alsergrunder Bezirksparlament
Die drei freien Ex-Grünen Alsergrunder Bezirksräte rund um Momo Kreutz haben nun einen Klub gegründet. Was für Anliegen hat die neue Gruppierung?
WIEN/ALSERGRUND. Jetzt also doch: Momo Kreutz und die Alsergrunder Bezirksräte Norbert Doubek und Richard Prack gründen einen eigenen Klub. Erst im vergangenen September war bekannt geworden, dass Doubek und Prack aus dem grünen Klub ausgeschlossen worden waren und Kreutz aus Protest deswegen freiwillig ausgetreten war. Grund waren Richtungsstreitigkeiten innerhalb der Grünen – siehe dazu die Geschichte unten.
Seither waren die drei Ex-Grünen nun freie Mandatarinnen und Mandatare – bis jetzt. Denn nun haben sie einen neuen Klub gegründet, er trägt den Namen "Damma wos". "Die Formalien sind abgeschlossen", so Kreutz. Sie wird die Klubobfrau sein, Doubek ihr Stellvertreter innerhalb des Drei-Personen-Klubs. Kreutz hat daher auch die Grünen Wien endgültig verlassen und trat aus der Partei aus.
Kreutz "unterstützt" die Grünen Frauen weiter
Ursprünglich hatte Kreutz im September noch angekündigt, bei den Grünen Wien bleiben zu wollen und war etwa bei den Grünen Frauen weiterhin aktiv. Letztere wolle sie als Feministin nun weiterhin unterstützen, wie sie sagt: "Das ist auch ohne Parteimitgliedschaft möglich."
Doch zurück zum Bezirksparlament des Neunten. Dort gestaltete sich für Kreutz und Co die praktische Arbeit im Bezirksparlament ohne Klub organisatorisch schwierig. "Theoretisch waren wir ja alle freie Abgeordnete", erzählt Kreutz: "Praktisch wurde ich aber von allen Seiten angerufen, wenn jemand etwas von uns gebraucht hat." Aus dieser Perspektive war die Klubgründung für sie ein logischer Schritt.
Ein offenes Ohr für die kleinen Anliegen
Inhaltlich hat "Damma wos" kein in Stein gemeißeltes Programm, auch wenn Kreutz weiterhin betont, im "Herzen eine Grüne" zu sein. Verstärkt wolle "Damma wos" aber schauen, was man im Bezirk bewegen könne. Doubek: "Wir sind viel im Bezirk unterwegs und Leute melden sich bei uns. Für sie wollen wir ein offenes Ohr haben und Dinge umsetzen."
So gäbe es etwa in der Bücherei Alsergrund in der Lichentseinstraße/Alserbachstraße ein großes Mosaik, das derzeit von einer Rigipswand verdeckt wird. Hier gebe es den Wunsch, dieses wieder freizulegen. Ein anderes Thema sei ein Wirt in der Schlickgasse, dessen Schanigarten vor kurzem entfernt worden ist, weil angeblich doch nicht genug Platz auf der Straße dafür sei. Um solche Anliegen wolle sich der neue Klub nun kümmern. "Hier helfen uns unsere jahrzehntelange Erfahrung in der Bezirkspolitik", so Doubek. Man wisse die zuständigen Magistrate bei unterschiedlichen Anliegen und habe allgemein viele Kontakte, die weiterhelfen könnten.
Ein Name aus grüner Vorzeit
Der Name "Damma wos" stammt dabei übrigens aus dem letzten Wahlkampf zur Wiener Gemeinderatswahl 2020, als Momo Kreutz sich diesen Slogan auf die Fahnen geschrieben hatte – damals noch für die Grünen. Sie war unter diesem Motto im 9. Bezirk unterwegs und arbeitete dabei etwa jeweils für einige Stunden in diversen Unternehmen, ging zum Beispiel kellnern oder half in einem Friseurgeschäft mit. So wollte sie in Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern treten – ein Anliegen, dass sie auch im neuen Klub weitertragen möchte.
Ein Legitimationsproblem für das Bezirksparlament sieht Kreutz dabei übrigens nicht, immerhin wurde sie ja auf einem grünen Listenplatz ins Parlament hineingewählt. "Natürlich wählt man eine Liste ins Parlament", sagt Kreutz: "Allerdings spielt dann schon auch das Persönliche eine Rolle." Sie spricht so etwa die 717 Vorzugsstimmen an, die sie bei der Wahl 2020 von den Alsergrunderinnen und Alsergrundern bekam. Sie wolle die Anliegen der Menschen, die sie gewählt haben, nun weiterhin vertreten.
Zusammenarbeit mit allen
Reden wolle man dafür mit allen Parteien in der Bezirksvertretung, um diese Ideen durchzubringen. Dabei spricht man aktuell auch viel mit den drei freien Abgeordneten rund um Claudia O'Brien, die kürzlich den SPÖ-Klub im Bezirksparlament verlassen haben. Beitreten wird diese Gruppe "Damma wos" aber sicher nicht – das wäre rechtlich gar nicht möglich. Nur Mandatare und Mandatarinnen, die bei einer Wahl gemeinsam auf derselben Wahlliste standen, dürfen während einer laufenden Periode einen neuen Klub gründen. Ein gemischter Klub aus Ex-Abgeordneten von SPÖ und Grünen ist daher keine Option.
Trotzdem werde man sich mit den SPÖ-Rebellinnen und Rebellen eng koordinieren, kündigt Kreutz an: "Bei der kommenden Bezirksvertretungssitzung bringen wir alle Anträge gemeinsam ein." Hier werde aber erst die Zeit zeigen, wie die Zusammenarbeit laufen würde – genau wie mit den übrigen Parteien von der SPÖ über die ÖVP bis hin zu den Neos. Mit allen habe man soweit ein gutes Auskommen, nur mit den Grünen sei die Kommunikation noch etwas schwierig.
Mal schauen, was bis zur Wahl passiert
Ansonsten betonen sowohl Kreutz als auch Doubek, dass ihnen die Arbeit als freie Abgeordnete "einfach Spaß" mache. Bei den Grünen hätte Doubek am Ende das Gefühl gehabt, in einer "Zwangsjacke" zu stecken. Nun fühle er sich wieder befreit, weil er seine Anliegen vertreten könne – und wohl auch auf seine eigene Art.
Wie es langfristig weitergeht, darüber machen sich die "Damma Wos"-Abgeordneten erst künftig Gedanken, aktuell ist noch Aufbauarbeit angesagt. Ob man etwa bei der nächsten Wahl antreten wolle? "Da schauen wir noch. Wenn, dann möchte ich aber mit einer Liste antreten und nicht nur zu Zweit oder Dritt", sagt Kreutz. Vorher stehe für den Klub laut ihr aber etwas anderes im Vordergrund: "Jetzt heißt es erst einmal: Damma wos!"
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