Am Alsergrund
Mangel an Bankfilialen sorgt für Belastung bei Älteren
Der Mangel an Bankfilialen am Alsergrund bedeutet insbesondere für ältere Menschen eine hohe Belastung.
WIEN/ALSERGRUND. Der Alsergrund ist zwar die Heimat der Österreichischen Nationalbank, möchte man aber alltägliche Bankgeschäfte erledigen, schaut man in vielen Ecken des Bezirks durch die Finger. In den vergangenen Jahren haben mehrere Bankfilialen im Bezirk geschlossen, sodass oft weite Wege zurückgelegt werden müssen, um eine geöffnete Bank zu finden. Selbst dann handelt es sich dabei oft um sogenannte Selfservice-Filialen, sprich, man kümmert sich an einem Automaten selbst um seine Bankgeschäfte.
Ingrid Zrout wohnt seit Jahren in der Seegasse – die Situation ist für sie und viele andere in ihrem Alter eine Belastung. Sie erinnert sich, dass es vor einigen Jahren noch an jedem Eck eine Bank gab. Doch mittlerweile ist sie verzweifelt, ein so alltäglicher Weg, wie der zur Bank, wird zur Herkulesaufgabe. "Wenn ich zur Bank Austria will, muss ich mittlerweile zweimal umsteigen", weist sie auf den Missstand hin. Und dann sieht sie sich immer noch mit einem Fußmarsch konfrontiert, der in ihrem Alter gar nicht mehr so einfach zu bewältigen ist.
Nicht nur der Verlust der Filialen ist Grund zur Besorgnis, sondern auch das fehlende Service. "Früher konnte ich dort Geld wechseln und Erlagscheine aufgeben", erinnert sie sich. Es ist zwar meistens eine hilfsbereite Person vor Ort, aber: "Man mag seine Sachen auch einfach selbst machen können."
Wichtige Nahversorgung
Verständnis für die Verzweiflung und Sorgen der älteren Generation hat auch Bezirksvorsteherin Saya Ahmad (SPÖ): "Ich befürworte die Präsenz von Institutionen wie Banken in der Nähe von Wohnorten, um sie für Bewohner leicht zugänglich zu machen. Diese Form der Nahversorgung erleichtert den Alltag, insbesondere von Menschen mit eingeschränkter Mobilität."
Obwohl sie die Schließung von jeder Bankfiliale im Bezirk bedauere, sind ihr hier aber auch die Hände gebunden: "Die Entscheidung darüber, welche Zweigstellen geschlossen und ob alternative Maßnahmen angeboten werden, liegt letztendlich in der Verantwortung der Banken."
Banken folgen dem Kundenwunsch
Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung bei der Wirtschaftskammer Österreich, hat durchaus Verständnis. Allerdings seien seit vielen Jahren deutliche Veränderungen der Kundenwünsche zu bemerken: "Mit dem Angebot an digitalen Finanzdienstleistungen folgen wir dem Kundenwunsch, ihre Überweisungen und Transaktionen rund ums Konto digital und online zu erledigen."
Bereits über 60 Prozent der Kunden würden ihre Bankgeschäfte nur mehr online erledigen und kämen nicht mehr in die Filialen. Schließlich seien Überweisungen bequem vom Sofa und dann, wenn die Menschen Zeit hätten, möglich. "Den Zugang zu Bargeld versuchen wir durch Bankomaten zu sichern und sehen, dass die Behebungsmöglichkeiten in vielen Bereichen sogar deutlich gestiegen sind", so Rudorfer. Kommt man aber erst am Nachmittag, sind oft nur mehr große Scheine vorhanden, bemängelt Anrainerin Zrout.
Die Enttäuschung bei der älteren Generation bleibt bestehen, geht es doch "um ein Stück Selbstständigkeit", wie die Pensionistin weiß.
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