Landesgericht St. Pölten
Bitcoin-Prozess – Betrug oder Pech gehabt

- Landesgericht St. Pölten.
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Auch am zweiten Tag im Prozess rund um Investitionen in Verbindung mit Kryptowährungen am Landesgericht St. Pölten kamen zahlreiche Zeugen zu Wort. Die große Frage dahinter: Wurde man Opfer riskanter Geschäfte und verlor durch die Talfahrt von Bitcoinwerten das investierte Geld, oder handelt es sich bei den beiden Angeklagten um Betrüger, die das ihnen anvertraute Vermögen nicht vereinbarungsgemäß in ein Projekt investierten, sondern in die eigene Tasche steckten?
BEZIRK. Bereits am ersten Verhandlungstag wiesen die Angeklagten den Vorwurf des gewerbsmäßig schweren Betruges zurück (Mein Bezirk berichtete). Martin Engelbrecht konterte als Verteidiger des 27-jährigen Deutschen vor allem gegen die Behauptung des Erstangeklagten, dass nur sein Mandant Zugriff auf das System und damit auf die Gelder gehabt habe. Dagegen sprach Verteidigerin Nora Maximiuk davon, dass der 27-Jährige aus dem Bezirk Amstetten sich ganz und gar auf die Erfahrungen des Deutschen verlassen und darauf vertraut habe, dieser werde die transferierten Gelder ausschließlich in das angepriesene Projekt investieren.
Dass die beiden Beschuldigten gerne auf großem Fuß leben, zeigte sich nicht nur bei der Informationsveranstaltung im September 2021 in Amstetten, zu der sie mit einem Audi R8 erschienen waren, auch von Zypern, Thailand und einem Domizil des Deutschen in Dubai war in ihren Ausführungen die Rede, etwa wenn es um Lizenzen ging.
„Er gehört zu den fünf größten Betrügern von Dubai“,
äußerte der Mostviertler gegenüber Richterin Silvia Pöchacker.

- Verteidigerin Nora Maximiuk
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Sie fragte nach und erfuhr, dass der Erstangeklagte bei einem Aufenthalt in Dubai einen TikTok – Beitrag zu Gesicht bekam, in dem der Deutsche mit dieser Aussage belastet worden sei. Die meisten Opfer, überwiegend jüngere Männer, gaben an, dass sie bereits ein bisschen Erfahrung mit Kryptowährungen gehabt hätten, als sie sich auf Investitionen in das Projekt einließen, bei dem sie bis Sommer 2022 kleinere Beträge als Gewinn ausbezahlt bekamen.
Zu der Frage der Richterin zum Verbleib des gesamten Betrages von 187.000 Euro, meinte der Deutsche:
„Das kann ich im einzelnen nicht nachvollziehen. Zuletzt waren noch 68 Dollar da!“
Ein Teil der Zeugen gab an, mit den beiden Beschuldigten so gut wie gar keinen Kontakt gehabt zu haben. Sie seien von anderen Investoren angeworben worden.

- Martin Engelbrecht, Verteidiger des Deutschen.
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Weitere Zeugen, unter anderem jene Personen, die aktiv am Projekt mitgearbeitet haben, werden in der vertagten Verhandlung im Jänner nächsten Jahres teilweise per Video aus Deutschland zugeschaltet.
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