Serie: Kunst im öffentlichen Raum
"Das Gemälde ist einfach ein Erlösungsbild"
ST. JOHANN IN ENGSTETTEN. "In den spätgotischen Altarraum ist das Fresko wunderbar hineingefügt. Der gütige Blick und die hilflose Haltung des an das Kreuz gehefteten Christus bewegen uns tief. (...) Das Gemälde ist schlicht und einfach ein Erlösungsbild. Denn schon kündet ein Blumenzweig oberhalb des Hauptes Christi die nahende Auferstehung, das ewige Ostern", schrieb Künstlerin Lydia Roppolt (1922–1995) über ihr 1960 gemaltes Bild in der Pfarrkirche St. Johann in Engstetten.
Doch das expressionistisch-naive Werk stieß auf große Ablehnung und wurde jahrzehntelang hinter einem Vorhang versteckt. "Das Mindeste, was man darüber hört unter den Leuten dort, das ist, daß Herr Jesu Christ keine Karikatur gewesen ist", war im "Amstettner Anzeiger" am 26. Mai 1960 zu lesen. Zu diesem "Kunstaufschrei" meldete sich auch der akademische Bildhauer Kunibert Zinner aus St. Peter/Au mittels Leserbrief am 14. Juli 1960, ebenfalls im "Amstettner Anzeiger", zu Wort: "Etwas zu hundert Prozent Positives hat die Tat der Auftraggeber des Freskos von St. Johann, nämlich, daß das Volk aus seinem Schlaf aufgerüttelt wurde und überhaupt über Bilder und Kunst spricht."
Seit der Innenrenovierung im Jahr 2016 der dem Stift Seitenstetten inkorporierten Pfarrkirche St. Johann in Engstetten hat man das fünf Meter hohe Kreuzigungsfresko Lydia Roppolts, die 1960 im Auftrag von Abt Ägidius Decker auch die Hauskapelle im Seitenstettenhof in Wien künstlerisch ausgemalt hat, wieder vor den Vorhang geholt.
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