Netzwerkforum HAK Amstetten
Lieber unvollkommen starten, als perfekt zu zögern
Erfolgreiche Start-ups standen im Zentrum des diesjährigen Netzwerkforums der HAK Amstetten, das am 9.11. im „mozArt“ stattgefunden hat. Vorgestellt wurden die Referenten in einem geistreichen „Wordrap“ von Mag. Matthias Mitterer. Mag. Wolfgang Kloibhofer führte in einer humorvollen Doppelconference mit Sohn Theodor durch die Veranstaltung.
Vom Physikstudenten zum Business Angel
In einem inspirierenden Vortrag schilderte DI Michael Altrichter seinen Werdegang vom Physikstudenten, der eigentliche Astronaut werden wollte, zum Unternehmensgründer und Angel Investor. Mit seinen Kollegen gründete er im Jahr 2000 mitten im „.com-Hype“ das Start-up Paysafecard. Die Idee dazu entstand am Wirtshaustisch. Um ein erfolgreicher Unternehmer zu werden, brauche man einen Businessplan, den Mut, schnell zu handeln, und vor allem Glück. Ohne Letzteres hätten er und seine Kollegen kurz vor der Internetblase weder Investoren gefunden noch Paysafecard 10 Jahre später für einen dreistelligen Millionenbetrag an eine britische Firma verkaufen können.
Tal der Tränen
Der Weg zum Erfolg führt bei den meisten Start-ups nach dem Gründungshype durch ein „Tal der Tränen“. Auch Altrichter erlebte die einen derartigen Tiefpunkt im Jahr 2003. Danach waren es nur mehr neun Angestellte und zwei Founder, die sich auf der Suche nach einem neuen Markt für ihr Produkt machten und dabei den Wett- und Spielemarkt entdeckten. Heute werden 140 Millionen Paysafecards pro Jahr eingelöst und 280 Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt.
Fehler gehören dazu
Altrichter beklagt die mangelnde Kultur des Scheiterns in unserer Gesellschaft, die das Machen von Fehlern mit Versagen gleichsetzt. Fehler seien fixer Bestandteil des Lernprozesses, nach dem Motto „Sometimes you win. Sometimes you learn.“ Viele Start-ups scheitern, weil sie am Markt vorbeiproduzieren oder ihr Team falsch zusammenstellen. Wer einen Investor überzeugen und Erfolg haben möchte, muss all seine geistigen Kapazitäten und seine Energie in sein Unternehmen stecken.
Nach einem Ausblick auf die Technologie-Märkte der Zukunft beantwortet Altrichter Fragen von HAK-SchülerInnen. Der Inverstor der Start-up-Show „2 Minuten, 2 Millionen“ gab Einblick hinter die Kulissen. Er selbst freut sich nun auf sein eigenes TV-Format „2 Minuten, 2 Millionen, Top 5“.
Zum Abschluss ermutigt er das sichtlich begeisterte junge Publikum sich die Welt anzusehen, die Chance von Auslandspraktika zu nützen und immer offen zu sein für Neues.
Der Weg in die Selbständigkeit
Der ehemalige HAK-Schüler Mag. Dieter Bader vom Gründerservice der WKO Niederösterreich lieferte rechtliche Hintergrundinformationen zum Weg in die Selbstständigkeit und gab wertvolle Tipps zum Erstellen eines Business-Plans. Verständlichkeit und Ehrlichkeit seien dabei besonders wichtig. Er verwies auf die Dienstleitungen des WKO, wie persönliche Beratung, den Mindestumsatzrechner oder die neue Businessplan-Software „Plan4youeasy“.
Der beste Moment ist immer jetzt
„Besser unvollkommen starten als perfekt zu zögern“, lautet die Devise der jungen Webentwickler Daniel Aigner und Simon Hell. Gemeinsam mit ihren Freunden Patrick Gillinger und Valentin Jäch haben die charismatischen Jungunternehmer es sich zum Ziel gesetzt, ihre Ideen sofort umzusetzen. Sie gründeten die Deckweiss OG und entwickeln nun gemeinsam digitale Lösungen für Probleme. Gute Kommunikation, Vorbereitung und Nachbereitung seien essenziell für den Erfolg: Einmal pro Woche tauschen sie deshalb über Video-Konferenz ihre Ideen aus, einmal pro Quartal gibt es Strategie-Meetings, dazwischen weiter lernen und Spaß bei gemeinsamen Aktivitäten. Angst vor Fehlern sei kontraproduktiv, besser: „Anfangen – Fehler machen – schnell reagieren!“. Ehrlich zu sein und Fehler zu gestehen, seien wesentliche Eigenschaften eines Jungunternehmers. Bei den WorldSkills Abu Dhabi mitzumachen, wo er den 14.Platz unter 38 teilnehmenden Ländern in seiner Berufssparte belegt hat, war für Simon Hell eine wichtige interkulturelle Erfahrung. Um ein positives Umfeld mit atemberaubenden Möglichkeiten zu schaffen, riefen die jungen Talente den „Deckweiss Development Day“ ins Leben, bei dem junge Unternehmer ihre Fähigkeiten austauschen.
Unternehmergeistgeweckt
„Möge der Unternehmergeist mit euch sein!“, wird wohl kein frommer Wunsch von Mag. Wolfgang Kloihofer bleiben, denn ein kleiner Funke scheint auf das junge Publikum bereits übergesprungen zu sein.
Kreatives Team der HAK Amstetten
Musikalisch umrahmt wurde das Netzwerkforum von der spontan gegründeten Schulband, einem Start-up Joint Venture aus SchülerInnen und LehrerInnen: an den Instrumenten Mag. Johannes Weinberger (Leitung), Mag. Marlies Ehrenweber, Mag. Matthias Mitterer, BA Bernhard Affengruber, Gesang: Nicole Tornoreanu (5AK) und Theodor Kloibhofer (3BK).
Zef Laskaj (5BK) sorgte zusammen mit Mag. Alexandra Ebner für Ton und Licht, Gerald Freudenberger für Gaumenfreuden nach den inspirierenden Reden, Mag. Helmut Wurzer für Fotos. Organisiert wurde die Veranstaltung von Mag. Sabine Wagner.
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