Traum für die Jugend - Raum für die Zukunft

Die 2. Klasse der Fachschule HLW Türnitz mit dem Schacherhof-Hausteam unter der Leitung von Kathrin Steinbichler und Michael Burghofer, Bereichsleiterin Mag. Lucia Deinhofer und Abt Berthold Heigl (oben rechts)
2Bilder
  • Die 2. Klasse der Fachschule HLW Türnitz mit dem Schacherhof-Hausteam unter der Leitung von Kathrin Steinbichler und Michael Burghofer, Bereichsleiterin Mag. Lucia Deinhofer und Abt Berthold Heigl (oben rechts)
  • hochgeladen von Stephan Schogger

Traum für die Jugend - Raum für die Zukunft
Schacherhofstammgast Traude Schmid über den Schacherhof, das gewinnbringende von Orientierungstagen und die Jugend von heute.

Im Jugendhaus Schacherhof in Seitenstetten wurde am 1. März eine neue Seminareinheit für Kleingruppen bis 12 Personen eröffnet. Im Festakt, an dem auch die Leiterin des Bereiches Kinder und Jugend der Diözese St. Pölten, Mag. Lucia Deinhofer teilnahm, wurde die neue Einheit von Abt Berthold Heigl, Stift Seitenstetten, gesegnet. Die Schüler/innen der HLW Türnitz mit ihrer Begleitlehrerin Traude Schmid erhielten vom Hausteam kleine Eröffnungsgeschenke und es wurde auf die Eröffnung angestoßen.

Das Jugendhaus Schacherhof in Seitenstetten ist ein von der Diözese St. Pölten finanziertes Impulszentrum für Jugendliche. Seit der Eröffnung 1997 prägt es die pastorale Jugendarbeit im Mostviertel. Als Jugendgästehaus besitzt es 65 Betten, einige große Seminarräume und eine Industrieküche, die auf Basis der Selbstversorgung vermietet werden. Das Jugendhaus wird vor allem von Jugendgruppen, Firmgruppen und Schulklassen für Kennenlern- oder Orientierungstage, Jugendlager oder Jungscharlager genutzt. Zusätzlich zum Gastbetrieb hat der Schacherhof auch einen Bildungsauftrag. In hauseigenen Veranstaltungen, die vom Hausteam mit freiwilligen Jugendlichen geplant und organisiert werden, haben junge Menschen zwischen 14 und 28 Jahren die Möglichkeit, sich mit Themen wie Spiritualität oder Schöpfungsverantwortung auseinanderzusetzen, zu musizieren oder einfach Gemeinschaft zu erleben.

Traude Schmid erzählt in einem Interview über ihre Erfahrungen mit Jugendlichen im Schacherhof, die Wichtigkeit von Orientierungs- oder Gemeinschaftstagen und die Jugend von heute.

Schacherhof: Traude, du bist eine unserer Stammgäste und bestimmt die, mit der weitesten Anreise. Kannst du dich für die Leser bitte kurz vorstellen?

Traude Schmid: Ich bin Religionslehrerin in der HLW Türnitz und unterrichte dort jetzt das 16. Jahr. Zuvor war ich in anderen Schulen in St. Pölten als Religionslehrerin tätig.

Schacherhof: Wie lange kommst du schon in den Schacherhof?

Traude Schmid: Ich fahre schon seit der Eröffnung 1997 regelmäßig mit meinen Jugendlichen in den Schacherhof und bin mindestens fünf Mal im Jahr mit Schulklassen hier, meistens sogar öfter.

Schacherhof: Wie bist du auf den Schacherhof gekommen?

Traude Schmid: Ich habe mich schon immer in der diözesanen Jugendarbeit engagiert und habe mit großem Interesse die Aktivitäten des ‚Arbeitskreises Jugendhaus‘ Mitte der 90er verfolgt. Da mir der außerschulische Kontakt zu meinen Schülerinnen und Schülern schon immer sehr wichtig war, kam mir die Eröffnung des Schacherhofes im Jahr 1997 sehr gelegen und ich nützte das Angebot und kam mit einer Klasse für zwei Tage her. Und was soll ich sagen… es war Liebe auf den ersten Blick.

Schacherhof: Was motiviert dich, immer wieder mit Schulklassen hierher zu kommen, obwohl du es von der Schule gar nicht bezahlt bekommst?

Traude Schmid: Ja, das fragen mich meine Kollegen auch immer wieder. Es ist ein organisatorischer Spießrutenlauf, solche Tage durchzuführen und auch die Durchführung verlangt mir immer wieder alles ab. Von der Gruppenbegleitung bis hin zur Reinigung muss man zwei Tage lang 100% präsent sein. Der Gewinn ist jedoch so groß, dass es für mich mit "antuen" nichts zu tun hat.
Ich traue mir zu sagen: Mein ganzer Religionsunterricht lebt von dem Aufenthalt mit meiner Klasse im Schacherhof. Zwei Tage hierher zu fahren ist so viel, wie ich im ganzen Jahr in der Schule nicht erleben könnte. Ich habe einen ganz anderen Zugang zu den Jugendlichen. Die jungen Leute kennen zu lernen, das ist das Allerwichtigste.
Da gibt es für mich keine Alternative - das weiß ich auch aus anderen Lebensbereichen: Wen man wirklich kennt, den kann man nur gern haben. Das ist es, was mir mit meinen Schülern so wichtig ist. Dieses "gern haben" zieht sich dann durch das gesamte Schuljahr und das ist es wovon mein Unterricht lebt.
Mein Ziel im Religionsunterricht ist, die Jugendlichen menschlich zu bereichern und da trägt der Schacherhof sehr viel dazu bei. Das könnte ich in der Schule nie, da gibt es keine Möglichkeit, wenn man nicht nach Draußen geht in den Freizeitbereich. Und da bietet ihr vom Schacherhof einfach so wunderbare Voraussetzungen.

Schacherhof: Was macht den Schacherhof für dich zu so einem besonderen Ort?

Traude Schmid: Das liegt nicht nur am Haus, sondern auch an euch, die ihr hier arbeitet. An den Mitarbeiter/innen im Büro und am Hauspersonal. Ihr mutet den jungen Leuten eine wirklich schöne Umgebung zu.
Beim Hereingehen mit meinen jungen Leuten spüre ich ein gewisses "wow ist es da schön". Und ein Jugendlicher, der das sagt, macht nicht so leicht etwas kaputt. Er spürt dass es hier darum geht etwas schön zu erhalten.

Schacherhof: Traude, findest du dass sich die Jugend in den letzten Jahren verändert hat?

Traude Schmid: Ich kann keine eindeutige Antwort auf diese Frage geben. Unsere gesamte Gesellschaft verändert sich ständig. Wir gehen einen gemeinsamen Weg. Wenn ich zum Beispiel meine eigene Veränderung hernehme. Ich habe früher 4er in Religion hergegeben, heute geniere ich mich dafür.
Was ich sagen möchte: ich finde es wichtig dass wir uns verändern, ich finde es auch wichtig dass sich unsere Gesellschaft verändert und ich stelle auch immer wieder schmerzlich fest, dass sich Dinge ändern die mir persönlich weh tun.
Veränderung als solches steht über dem Ganzen. Ich möchte selbst nicht mehr so viel bewerten.

Probleme und Schmerz bereitet mir immer wieder die gewisse "Zerfleddertheit" der Jugendlichen, die ich auch hier immer wieder schnell feststellen kann. So wie gestern, als wir gemeinsam beim Essen saßen und plötzlich ein Handy vibriert hat. Ich meine es war schon toll dass es nicht auf laut gestellt war, aber sofort schweifen die Gedanken von der Tischgemeinschaft ab, hin zum Handy, es wird sofort eine SMS zurückgeschrieben und man versäumt etwas wichtiges, das im Tischgespräch gefallen ist. Das ist auch etwas, was hier sehr schnell sichtbar wird und was man hier wunderbar bearbeiten kann. In der Schule steht immer alles unter dem Aspekt, dass es nicht vom Unterricht ablenken soll. Hier jedoch steht es unter dem zwischenmenschlichen Aspekt. Ich kann bei meinen Orientierungstagen - und die Jugendlichen erkennen es und bestätigen es auch - sehr gut darauf aufmerksam machen, dass die Kommunikation durch solche Ablenkungen beeinträchtigt wird. Die Jugendlichen haben meiner Meinung nach einfach weniger Gewohnheit, sich auf den gegenwärtigen Moment voll zu konzentrieren und einzulassen. Sie sind von den Medien, die sie ja ständig bei sich tragen, sehr leicht abgelenkt. Das ist, finde ich, die wichtigste Veränderung bei der Jugend. Das war früher echt leichter.

Ein weiteres Thema ist der Respekt. Es geht hier in diesem Haus mit meinen Jugendlichen immer um Respekt - in welcher Form auch immer. Und der ist auch ein ganz wichtiges Thema in unserer Zeit. Ich denke, dass es vor allem in unserer westlich zivilisierten Welt ganz stark an Respekt mangelt. In der Materialverschwendung, im Umgang mit der Natur, mit schöner Umgebung, im Verschwenden von Lebensmitteln et cetera. Das möchte ich aber um nichts in der Welt ein Jugendproblem nennen. Die Respektlosigkeit zieht sich meiner Meinung nach durch die gesamte Gesellschaft.

Was meiner Meinung nach eine positive Entwicklung ist und gerade in der Jugend sehr gewachsen ist, ist eine unglaubliche Geradheit, Ehrlichkeit und Direktheit. Das finde ich immer wieder herzerfrischend. Da wird nicht herumgeredet, sondern die Fakten auf den Tisch gelegt und angesprochen. Meine jungen Leute müssen zwar manchmal noch lernen, wie sie es sagen, nur diese Ehrlichkeit ist auf alle Fälle in den letzten Jahren gewachsen.

Schacherhof: Du warst jetzt als Erste mit deiner Klasse im neuen Seminarteil für Kleingruppen im Schacherhof. Wie war dein Eindruck?

Traude Schmid: Wunderschön! Ganz eine tolle Atmosphäre, liebevoll, einfach nur förderlich. Ich kann nichts anderes sagen. Es ist ganz toll. Heimelig, kuschelig. Das was ich am Anfang über den ganzen Schacherhof gesagt habe gilt hier noch einmal in einer ganz speziellen Form. Es ist da drüben im Seminarteil auch sehr einfach, den Überblick zu bewahren, es ist gut überschaubar und leicht ordentlich und sauber zu halten. Wir sind in eine perfekt aufbereitete Umgebung eingestiegen. Ich kann es nur allen empfehlen, die eine kleine Gruppe haben, es ist wirklich sehr, sehr förderlich.

Ich war gestern gerührt, über die offizielle Art, in der wir empfangen wurden. Hier im Haus spürt man die spirituelle Basis ganz wohltuend.
Ihr aber habt zum Beispiel die Eröffnung wirklich gefeiert und uns mit einbezogen. Die Jugendlichen, die teilweise komplett kirchenfern sind an einer Segnung mit einem Abt teilhaben zu lassen, ihnen auch zu erklären: Sowas macht die Kirche und das wird vom Kirchenbeitrag finanziert. Das ist so wichtig. Und dass sie sehen, wie würdevoll man Situationen begegnen kann und wie würdevoll man Gelegenheiten beim Schopf packen kann, um sie zu feiern.
Interessant war - das habe ich noch nie erlebt: Vor dem Essen - es gab wunderbare Schnitzel - wurde nicht sofort zum Essen gerannt und hineingeschlungen, sondern einer der Schüler fragte etwas verschämt: "Gibt es ein Tischgebet?" Das war für mich unglaublich, das habe ich noch nie zuvor mit einer Klasse erlebt. Also habe ich vor dem Essen ein Tischgebet gesprochen und die Anderen haben das angenommen. Die Frage nach dem Tischgebet dieses Jugendlichen steht für mich schon in enger Verbindung mit dem Spirit des Hauses und der Art wie wir hier aufgenommen und empfangen wurden. Die Jugendlichen fühlten sich als etwas Besonderes.

Schacherhof: Danke Traude für die ehrlichen, offenen und positiven Worte. Möchtest du noch etwas Abschließendes sagen?

Traude Schmid: Eines muss ich noch sagen, das ist für mich fast selbstverständlich. Die Kapelle ist wirklich das Herz des Hauses. Ich sitze sehr viel drinnen wenn es schwierig ist. Dann mache ich eine Pause und setze mich in die Kapelle, das gibt mir dann Kraft das Ganze trotzdem noch positiv zu begleiten. Es braucht schon Kraft und ganz viel Glauben an diese jungen Menschen, und den hole ich mir in der Kapelle. Ich benutze sie mit den Jugendlichen auf freiwilliger Basis. Ich möchte nicht, dass in der Kapelle etwas anderes passiert als Stille, Gebet oder Musik. Und es fasziniert mich immer wieder, wie lange es Schüler/innen aushalten können in Stille mit mir in der Kapelle zu sitzen. Die Kapelle gibt mir die nötige Kraft wenn ich mit meinen Gruppen hier bin. Sie ist mein Rückgrat.

Wann: 01.03.2011 ganztags Wo: Jugendhaus Schacherhof, Berg 11, 3353 Seitenstetten auf Karte anzeigen
Die 2. Klasse der Fachschule HLW Türnitz mit dem Schacherhof-Hausteam unter der Leitung von Kathrin Steinbichler und Michael Burghofer, Bereichsleiterin Mag. Lucia Deinhofer und Abt Berthold Heigl (oben rechts)
Frau Traude Schmid (Lehrerin an der HLW Türnitz)

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:34

Fische sind Glückskinder des Monats
Horoskop – das sagen die Sterne im Mai

Wir sind angekommen, im Wonnemonat Mai. Ob es für die zwölf Sternzeichen wirklich romantisch wird, das wissen Astrologe Wilfried Weilandt und Astroshow-Moderatorin Sandra Schütz. Und diesmal mit dabei: Violinistin Barbara Helfgott. ÖSTERREICH. Auf den Mai freuen dürfen sich alle Fische, die zählen nämlich – mit 100 Prozent in sämtlichen Bereichen – zu den Glückskinder des Monats. Ein wenig mehr Geduld müssen hingegen die Krebse haben. Die sind zwar die Pechvogerl des Monats Mai, haben es im...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.