Wirte: Wir werden uns wehren
Ein Gerichtsentscheid zur Nichtraucherregelung sorgt bei Gastronomen der Region für Empörung.
BEZIRK. "Da muss jemandem fad gewesen sein", sagt Melitta Ott, Wirtin aus Seitenstetten, zu den Nichtraucherbestimmungen in Lokalen. Nach der Trennung in Raucher- und Nichtraucherbereich könnten jetzt neue Umbauten erforderlich sein. Laut Entscheid des Verwaltungsgerichtshofs dürfen Nichtraucher beim Gasthaus- oder Restaurantbesuch nicht gezwungen sein, durch den Raucherbereich zu gehen. Ein Wiener Gastronom hat geklagt.
Ob das auch die Wirte der Region vorhaben, kann Melitta Ott, die auch Wirtesprecherin der Wirtschaftskammer ist, nicht sagen. Aber eines ist für sie sicher: "Wir wehren uns ganz bestimmt. Es hat jeder soviel investiert, entweder kriegen wir das Geld zurück oder es kommt eine bessere Lösung", so Ott. Auch die Wirtschaftskammerpräsidentin Sonja Zwazl habe schon Unterstützung zugesagt.
Investiert hat auch ein Restaurant der Region im Zuge der Sanierung. Zusätzlich zu getrennten Raucher- und Nichtraucherbereichen gibt es hier eine effektive Rauchabsaugung. Die letzte Erkenntnis des Gerichtshofs könnte die Gastronomen trotzdem zwingen, ein Nichtraucherlokal zu werden. Das werde Geschäftseinbußen bringen, meinen sie. "Die Leute bleiben dann nicht gemütlich sitzen und trinken etwas", sagt die Wirtin, die lieber anonym bleiben will. Die Angst vor den Rauchersheriffs geht um, zu viel Aufmerksamkeit könnte schaden.
Eine Absaugung ist keine akzeptable Lösung, kontert Melanie Stulik vom Rauchertelefon der Gebietskrankenkasse (0810810013). "Eine normale Lüftung reicht nicht aus, um alle Schadstoffe zu eliminieren. Diese Partikel sind sehr lungengängig und haften stark an Kleidung und Wänden", so die klinische Gesundheitspsychologin. Tränende Augen, Kopfschmerzen, Asthma, Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten bei Kindern sind laut Stulik Folgen des Passivrauchens. Das Risiko für Augenerkrankungen steige um 50 Prozent, das von Krebs und Herzproblemen um 30 Prozent.
Schon zum Schutz der Angestellten befürwortet die Beraterin mehr rauchfreie Lokale, aber auch eine klare Regelung, um Wettbewerbsnachteile zu vermeiden.
Diese sind laut Gastronomen aber jetzt schon gegeben. In Vereinslokalen kann jeder rauchen so viel er will. Gerade für kleine Dorfwirte könnte ein Rauchverbot deshalb existenzbedrohend sein, befürchtet Melitta Ott. Viele haben aus Rücksicht auf die Stammgäste den Schankraum zur Raucherzone und das Extrazimmer zum Nichtraucherbereich erklärt. Das könnte jetzt aber trotzdem illegal sein.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.