Ernst Strasser im Interview: „Die EU ist schuld“

BEZIRKSBLAETTER: Neulich bei einer Veranstaltung von Othmar Karas in Klosterneuburg gab es einige sehr negative Wortmeldungen aus dem Publikum zu Ihrer Person. Es waren vorwiegend Personen aus Ihrer eigenen Partei. Warum haben Sie so ein schlechtes Image? .

ERNST STRASSER: Naja, ich glaube, Karas und ich ergänzen sich gut. Es gibt eben Karas-Fans und Strasser-Fans. Jene, die bei dieser Veranstaltung in Klosterneuburg waren, dürften dann eher Karas Fans gewesen sein. Das sind einfach unterschiedliche Teile der Partei. Daher halte ich die Strategie für völlig richtig, ich hab sie nicht erfunden, das hat die Bundespartei vorgegeben, dass man alle Teile der Partei mit Personen auf der Kandidatenliste bedient.
Ich glaube auch, dass Karas eher die A-Schicht anspricht und ich die anderen. Ob es als Strategie aufgeht, werden wir sehen. Die Strategie scheint aber auch von der Wahlforschung gestützt zu sein.

BEZIRKSBLAETTER: Und in NÖ haben Vorzugstimmenwahlkampf Tradition, damit kann man Stimmen maximieren.

ERNST STRASSER: Ja genau.

BEZIRKSBLAETTER: Was verbindet Sie beide?

ERNST STRASSER: Also in erster Linie die Tätigkeit im Hilfswerk. Karas ist Präsident des Österr. Hilfswerks und ich bin dort Vizepräsident (in NÖ ist Strasser Präsident, Anm. d. R.).

BEZIRKSBLAETTER: Auf europäischer Ebene?

ERNST STRASSER: Da ergänzen wir uns. Er ist ein Fachmann im Parlament, ich bin ein Fachmann was Rat und Kommission betrifft.

BEZIRKSBLAETTER: Warum hat die Bevölkerung eine so schlechte Meinung über die EU?

ERNST STRASSER: Das ist schnell gesagt. Ich war zwei Jahre Gemeinderat in Grieskirchen. Wann wir irgendwie nicht weitergekommen sind, haben wir gesagt, „die Landespolitik ist schuld“, ich war acht Jahre in der NÖ Landespolitik. Als wir anstanden, sagten wir „die Bundespolitik“ und dann war ich fünf Jahre in der Bundespolitik, da weiß ich, was wir gesagt haben als wir anstanden, denn dann war eben die EU schuld.

BEZIRKSBLAETTER: Warum ist der Informationsstand der Leute über die EU so schlecht?

ERNST STRASSER: Da gibt es natürlich eine gewisse Holschuld, aber viel mehr Bringschuld der EU. Ich möchte mich da ein bisschen bemühen, dies zu bessern. Etwa, in dem ich Lehrlinge und Schüler nach Brüssel einladen, um die Begeisterung zu entfachen und Informationsdefizite verkleinern.

BEZIRKSBLAETTER: Wird sich für Sie etwas ändern, wenn Sie EU-Abgeordneter sind?

ERNST STRASSER: Ich möchte da in NÖ vererdet und verwurzelt bleiben. Mein Lebensmittelpunkt ist NÖ und Wien. Ich will als Delegierter in der EU nicht abheben.
Es ist ja interessant, wie Leute, die in der EU arbeiten, nach einer Art „Brainwashing“ verändert agieren. Die entwickeln, laut Presseberichten, eine eigene Art der Kommunikation, was manchmal ganz seltsame Blüten bildet. Meine Heimat ist hier und daher werde ich den Kontakt zu den Leuten, auch wenn ich dann meinen Arbeitsplatz in Brüssel habe, sicher nicht verlieren, sondern ganz eng halten.

Interview im EU-Wahlkampf 2009: Werner Pelz / Mail: wpelz@bezirksblaetter.com

Leichter Funkenflug zwischen Karas und Strasser

Schon 2009 waren einander Otmar Karas und Ernst Strasser nicht grün – der Konflikt spitzte sich immer mehr zu und führte bald zu einer offenen Feindschaft.

KLOSTERNEUBURG/TULLNERFELD (wp). Umfangreich und anschaulich stellte Othmar Karas (VP) neulich in Klosterneuburg seine Sicht der EU dar. Sein innerparteilicher Konkurrent, Ernst Strasser, eben im Tullnerfeld, setzt auf knappe Botschaften und andere Zielgruppen. Anfangs etwas hölzern wirkend, geriet EU-Abg. Karas erst mit Dauer der Veranstaltung im vollgefüllten, Klosterneuburger Raika-Saal in Fahrt. Seine Begeisterung für den europäischen Gedanken war spürbar.
Seine Ausführungen waren erstaunlich schlüssig, aber insgesamt etwas langatmig. „Was ist uns Friede, Solidarität und Gemeinschaft wert?“, stellte er der Zuhörerschaft die suggestive Frage. In der EU hätte man sehr gute Rahmenbedingungen für ein gutes Miteinander, so Karas, die durchaus an mancher Stelle verbessert werden könnten. Im Laufe des Abends thematisierte Karas den Lissabon-Vertrag, einen EU-Beitritt von Kroatien, seine Gegnerschaft gegenüber Nationalismen, die Normierung der Gurkenkrümmung, die zwar die EU abgeschafft, aber Österreich beibehalten hat, oder die Energiesparlampenproblematik.

Frage aus dem Publikum: Was brauchen wir Strasser?
Als ein Anwesender etwas provokant „was brauchen wir den Strasser“ in den Saal ruft, und Applaus aufbrandet, wirkt Karas sichtlich bewegt, aber diplomatisch. Ja, er, Karas, wäre gern Listenführer geworden. Aber nun forciere er einmal einen Wettkampf der Ideen. Falls Strasser den Vorzugsstimmenwettkampf gewinnt, würde er sich seinem Vorsitz unterordnen. (Bekanntlich erhielt Karas bei der Wahl mehr Vorzugsstimmen als Strasser, erhielt aber trotzdem nicht den Vorsitz. Der war zuvor schon von der ÖVP-Führung Strasser zugesagt worden. Anm. d. R.)

Ernst Strasser macht derweil seine Runde im Tullnerfeld, etwa am Bauernmarkt in Michelhausen. Auf die Frage, wie er sich negative Reaktionen auf seine Person, etwa in Klosterneuburg erkläre, meinte er zu den BEZIRKSBLAETTERN: „Karas spricht eher die A-Schicht an. Ich glaube ich komme besser bei anderen Bevölkerungsteilen an.“

Mit Karas verbinde ihn die gemeinsame Arbeit im Hilfswerk. Karas wäre ein Fachmann im EU-Parlament, Strasser sehe sich selbst als Fachmann Rat und Kommission betreffend. Beide wollen die EU in positiveres Licht rücken.

Artikel vom 24.5. 2009

Othmar Karas im Wortlaut.

Ernst Strasser im Spontaninterview

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