Reinhard Mösl: Erfolgreich mit "einfacher Idee"
Die BEZIRKSBLÄTTER sprachen beim Frühstück mit WK-Bezirksobmann und Firmengründer Reinhard Mösl.
BEZIRK. Sie waren vor kurzem auf Urlaub. Kann man als Unternehmer eigentlich abschalten?
REINHARD MÖSL: Es gelingt mir eigentlich ganz gut. Ich habe einen Produktionsbetrieb und ein sehr gutes Team, das seit Jahren zusammenarbeitet. Da kann ich beruhigt auch einmal wegfahren. Abschalten ist wichtig, um wieder Energie zu gewinnen. Ich versuche in diesem Bereich ausgewogen zu sein.
Ich bin kein Mensch, der sagt er muss der erste und der letzte in der Firma sein. Ich habe mich nicht selbstständig gemacht, damit ich selbst mein bester Mitarbeiter bin. Schlussendlich ist es wichtig, die richtigen Leute am richtigen Ort zu haben.
Sie sind seit 2005 selbstständig, wie kam es dazu?
Ich habe eigentlich Jus studiert und anschließend fünf Jahre in Liechtenstein gearbeitet. Es war sehr interessant, ich habe rund 150 Stiftungskunden betreut und jeder hatte seine eigenen Geschichte.
Klingt nach einem tollen Job ...
Ja, aber ich wollte wieder zurück ins Mostviertel. Ich konnte mir nicht vorstellen ewig in Liechtenstein zu arbeiten bzw. in Vorarlberg zu wohnen. Es ist eine andere Kultur, die Leute sind zwar sehr freundlich, aber man wird nie wirklich heimisch dort. Es gibt dort auch einen Spruch: "Was der liebe Gott durch einen Berg getrennt hat, soll der Mensch nicht vereinen." Dann ist mein erster Sohn zur Welt gekommen und ich habe mir gedacht, jetzt machen wir ganz was anderes und ich habe gekündigt.
Danach sind wir für ein halbes Jahr nach Sydney in Australien. Ich habe dort eine Ausbildung auf der Universität gemacht. Mein Sohn hat kein Obst und Gemüse gegessen. Ich kaufte ihm eines Tages einen Smoothie, den er tatsächlich getrunken hat. Aber ein Smoothie ist nichts anderes als püriertes Obst. Er weiß bis heute nicht wie eine Banane schmeckt, aber die Smoothies trinkt er. Irgendwann habe ich dann gelesen, dass dieses Unternehmen das erfolgreichste des Jahres war. Zudem war es in der Stadt auch sehr präsent. Mich hat es verwundert, das eine einfach Idee so erfolgreich sein kann und es das Produkt in Österreich noch nicht gibt. So habe ich die Idee mit nach Hause genommen.
Zu 70 Prozent liegt er in Österreich, zu 30 Prozent in Deutschland. Wir produzieren monatlich zwischen vier und fünfhunderttausend Flaschen. Zehn Mitarbeiter sind im Unternehmen tätig und wir haben erst vor wenigen Monaten die Anlage erneuert um für die Zukunft gerüstet zu sein. Wir haben sehr früh dieses Convenience-Trend erkannt. Leute ernähren sich immer mehr auf der Straße, ernähren sich gesünder, leichter. Immer weniger gehen zu Mittag Menü essen, schwer essen, man fühlt sich dann auch oft nicht gut.
Hat hier generell ein Umdenken stattgefunden oder ist es einfach eine Modeerscheinung?
Ich denke schon, dass es ein Umdenken ist. Es gibt immer mehr Flexitarier oder Vegetarier, das heißt Fleisch wird immer weniger gegessen. Man versucht sich bewusster zu ernähren. Ein Abbild dieses Trends ist die Entwicklung an den Schulen. Haben vor fünf Jahre versucht unsere Produkte an den Schulen anzubieten. Damals hat es wenig Echo bzw. Verständnis gegeben. Heute kommen mittlerweile Schulen zu uns. Damals hat noch niemand gewusst was ein Smoothie ist, heute weiß ein jedes Kind was ein Smoothie ist.
Das sind Dinge die man aus dem Bauch entscheidet. Man kann so etwas auch nicht anstreben. Ich war vorher bereits bestens in der Wirtschaftskammer integriert. Dann hat es die Frage gegeben wer könnte es machen. Ich habe mir ein Bild davon gemacht und schlussendlich gesagt: "Ja, das mache ich."
Wo liegen ihre Aufgaben?
Gute Frage. Meine Aufgabe im Bezirk ist es Dinge aufzunehmen und weiter zu transportieren bzw. das Sprachrohr für die Wirtschaft zu sein. Die Wirtschaft ist sehr breit gefächert. Das war mir am Anfang gar nicht so bewusst. Wir besuchen viele Betriebe – man muss auch unterwegs ein und bei den Betrieben sein. Wir treffen Einpersonenunternehmer, bei diesen Sitzen wir in der Garage oder in der Küche im Haus. Manche haben ein kleines Büro in einem Einfamilienhaus, wo draußen nicht einmal eine Tafel hängt. Das ist die Realität. Man nimmt sehr viel auf, man sieht auch wo die Probleme liegen und wo es hin geht.
Wie schätzen Sie die derzeitige Situation im Bezirk ein?
Amstetten ist ein extrem starker, wirtschaftlich pulsierender Bezirk mit sehr vielen Leitbetrieben. Die Klein- und Mittelunternehmer sind schwer verunsichert. Gründe dafür liegen in der Steuerreform, Konjunktur und Finanzierung. Ein Unternehmen zu finanzieren ist wesentlich schwieriger geworden. Aus der Industrie kommen allerdings sehr positive Signale.
Es ist ein Wettlauf um die besten Nachwuchskräften, von den Ausbildungsbetrieben genauso wie von den Schulen. Jeder bemüht sich um die besten jungen Leute.
Word Rapp mit Reinhard Mösl:
Mir kommt auf keinen Fall auf den Teller ... Auf keinen Fall auf den Teller kommt mir fettiges Essen.
Da möchte ich unbedingt einmal hin ... Nach New York.
Mein Haustiere sind ... Ich habe keine Haustiere.
Familie ist mir ... sehr wichtig.
Zum Entspannen mache ich oder brauche ich ... Zum Entspannen mache ich Sport.
Mein Zuhause ist ... dort, wo meine Frau und meine Kinder sind.
Mein Leitmotiv ist ... Ich will den Optimismus und die Freude am Leben erhalten.
Das trage ich lieber: Anzug oder Jeans ... Jeans
Auf einen Kaffee in St. Peter in der Au:
Zu einem gemeinsamen Frühstück trafen sich Bezirksblätter-Redaktionsleiter Thomas Leitsberger sowie der Unternehmer und Wirtschaftskammer-Bezirksobmann Reinhard Mösl in der Cafe-Konditorei Beranek in St. Peter in der Au.
Reger Betrieb, zwei Verlängerte, ein belegtes Weckerl, Plundergebäck und ein spannendes Gespräch ließen eine lebendige Kaffeehausatmosphäre aufkommen.
Café-Konditorei Beranek
Marktplatz 25
3352 St. Peter/Au
Telefon: 07477/42452
Email: cafe-beranek@aon.at
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