Bezirk Amstetten
Wie aus Altholz Möbel, Heizmaterial und Strom werden
Was mit der richtigen Fragestellung begann, entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem modernen Vorzeigebetrieb in der Wiederverwertung von Altholz – einem Bereich der Kreislaufwirtschaft, der vielfältiger nicht sein könnte.
ASCHBACH. Rinde wurde massenhaft in den Wäldern abgeladen. Abfälle aus Sägewerken, die in den grünen Lungen ihren letzten Bestimmungsort finden sollten. Etwas komplett Unscheinbares, für Viele nicht der Rede wert. Das machte man damals halt so. Wie so oft im Leben: Etwas Gegebenes wird hingenommen. Was für die Meisten keine Aufmerksamkeit wert ist, entpuppt sich für Innovationsköpfe jedoch als Puzzleteil von etwas Größerem.
So etwa für Josef Fuchsluger, der sich ungläubig fragte, ob denn niemand an den Brennwert der Rinde dachte. Er tat es und so entstand 1976 der Familienbetrieb Fuchsluger GmbH, dessen Leistungen den (Ab-)Transport von Altholz, Rodungstätigkeiten sowie die präzise Aufbereitung jeglichen Altholzes und Biomasse umfassen. Die Rinde kam bei Fuchsluger übrigens nachhaltig zum Einsatz: Fruchtsaftrückstände aus der Fruchtsafterzeugung der damaligen Ybbstaler Obstverwertung (YO) wurden mit Hilfe des Brennmaterials getrocknet. Aus dem Endprodukt wurde schließlich Pektin für die Marmeladenindustrie produziert. „Ein äußerst schmackhafter Kreislauf, worüber sich beim Frühstück wahrscheinlich niemand Gedanken macht“, lacht Florian Fuchsluger, als er sich an den Machergeist seines Vaters zurückerinnert. Er führt das Unternehmen seit 1996 in zweiter Generation und die modernen Visionen seines Vaters weiter.
Die Vielfalt der Kreislaufwirtschaft
100 Mitarbeiter:innen und 65 LKWs machen täglich nichts anderes als Umweltschutz
Was mit der richtigen Fragestellung begann, entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem modernen Vorzeigebetrieb in der Wiederverwertung von Altholz – einem Bereich der Kreislaufwirtschaft, der vielfältiger nicht sein könnte. 1989 errichtete Fuchsluger GmbH die erste Altholz-Aufbereitungsanlage in Österreich, 1999 wurde das erste große Fernwärmekraftwerk gebaut. Heute beschäftigt das Unternehmen 100 Mitarbeiter:innen, die pro Jahr 90.000 Tonnen holzartige Biomasse verarbeiten – oder wie es Fuchsluger bezeichnet: „Meine 100 Mitarbeiter:innen und unsere 65 LKWs machen täglich nichts anderes als Umweltschutz.“ Von Schwemmholz über Altmöbel bis hin zu Wurzelwerk und Erde ist hier alles dabei.
Aus Schwemmholz werden Nachtkasteln
So werden aus Schwemmholz etwa Kinderwiegen, Nachkasteln & Co. „Bevor das Schwemmholz auf das Inn- oder Donau-Kraftwerk zusteuert und die Turbinen gefährdet, wird das Holz abgefangen und von uns weiterverarbeitet“, erklärt Fuchsluger. Nachdem Siebe und Magnetabscheider Störstoffe abgetrennt haben, leisten Vor- und Nachzerkleinerungsmaschinen ganze Arbeit. So wird das Schwemmholz je nach Zustand zu Heizmaterial wie Hackschnitzel oder eben für die Spanplattenindustrie für die spätere Möbelproduktion aufbereitet. Auch Altmöbel aus der kommunalen Sammlung nimmt der Betrieb entgegen und bereitet diese entsprechend auf.
In der Rodung ist der Altholz-Spezialist ebenfalls tätig. „Wichtig für die Nachnutzung der Standorte ist es dabei, die Stabilität im Untergrund zu gewährleisten. Dafür braucht es Know-how und Erfahrung“, erzählt Fuchsluger. Die Rinde der Sägewerke wird unter heute zu Rindenmulch für Gartenanlagen und Spielplätze weiterverarbeitet. Ebenso wie andere Gemeinden in Österreich ist etwa die Stadt Wien ein großer Abnehmer.
Mittendrin in der Energiekrise
Darüber hinaus ist Fuchsluger einer der wenigen Erdensubstrat-Hersteller Österreichs. So wird Material unter anderem von den Wiener Friedhöfen gesammelt – darunter Strauchschnitt und Blumenkränze – und zu Blumenerde verarbeitet. Das Ergebnis: Zehntausende Paletten gehen jährlich in den Einzelhandel und damit retour in den Wirtschaftskreislauf. „Damit bereiten wir allen Gartel-Freunden wahrscheinlich die größte Freude“, schmunzelt Florian Fuchsluger und ergänzt: „Viel bedeutender für Österreich aber – und da wären wir mitten in der aktuellen Energiekrise – ist die Aufbereitung von Biomasse zu Energie.“ Eine entsprechende Anlage befindet sich gerade in Planung und ist ab 2025 im Einsatz. Damit kann die Fuchsluger GmbH in naher Zukunft für den Gemeindeverband des Bezirks Amstetten jährlich 40.000 Tonnen Biomasseabfall aus der kommunalen Sammlung verarbeiten. „Dieser wird vergoren, das Biomethan gereinigt und schließlich in das Erdgasnetz eingespeist. Damit können rund 1.500 Haushalte versorgt werden“, erklärt Fuchsluger die Pläne.
Kreislaufwirtschaft als Schlüssel
Die Vielfalt und Innovationskraft bei Fuchsluger GmbH spiegelt die einer ganzen Branche wider: Die Palette der heimischen Sekundärrohstoffhändler reicht von Holz über Papier, Eisenschrott, Metalle und Glas bis hin zu Kunststoffen. Der Fachausschuss Sekundärrohstoffhandel der Wirtschaftskammer Österreich ist die Stimme von insgesamt 800 solcher Betriebe, die Kreislaufwirtschaft tagtäglich leben. Einer davon ist die Firma Fuchsluger GmbH im niederösterreichischen Aschbach. „Ohne das Angebot der Sekundärrohstoffhändler, die sich bereits seit Jahrzehnten der professionellen und hochwertigen Wiederaufbereitung von Rohstoffen widmen, müsste die heimische Industrie viel stärker auf Primärrohstoffe zurückgreifen“, gibt Fuchsluger abschließend zu bedenken. Und es gäbe noch mehr Bedarf: Expert:innen sehen gar ein vielfach so großes Potenzial des derzeitigen Volumens an Wiederverwertung.
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