Tränen der Rührung
Begeisterung für Michael Heltau im „Schwimmenden Salon”
Die Fans standen bereits am Nachmittag im Vöslauer Thermalbad Spalier, um den großen Theatermagier bei der Tonprobe zu beobachten. Auf der bis zum letzten Platz ausgefüllten Insel im Quellbecken las der Doyen des Burgtheaters am Freitagabend Briefe aus der Emigration von Joseph Roth, Stefan Zweig, Karl Farkas und Sigmund Freud. „Die Texte, die Sie heute hören, bekommen angesichts der Nähe zum Flüchtlingslager Traiskirchen eine neue Bedeutung“, erklärte Festivalintendantin Angelika Hager, die die Lesung zusammen gestellt hatte, bei ihrer Begrüßungsansprache, „sie sollten uns zu denken geben.” Tatsächlich packten einige der Zuschauer ihre Taschentücher aus, als Michael Heltau in seinem unvergleichlichen Timbre die Geschichten über Heimatverlust, Entwurzelung und Leben in Angst und Ungewissheit rezitierte.
Ein junger Mann drückte Heltau nach der Lesung die Hand und sagte: „Danke, dass Sie mich heute zum Nachdenken gebracht haben. Ich habe noch nie bei einer Lesung geweint, heute ist es mir passiert.” „Ich habe ja schon einige Festivalauftritte in meinem Künstlerleben absolviert,“ erklärte Heltau beim Abendessen in der „Kabane 21”, „aber diese Kombination von Ort, Ideen und Atmosphäre atmet etwas ganz Besonderes. Wenn man mich holt, komme ich ganz sicher wieder.” Bis weit nach Mitternacht saßen Heltau, Hager, die Künstleragentin Doris Fuhrmann und der Burgstar Roland Koch am Wasser und tauschten Theateranekdoten aus.
„Max Reinhardt definierte einmal Erfolg so: Ich mache, was mir gefällt, und lasse die anderen daran teilhaben“, stellte Heltau nachdenklich am Ende des Abends fest, „und wir haben das Privileg, unser Leben genauso gestalten zu dürfen. Das ist ein Geschenk.”
Im Publikum gesehen: Badleiterin Carina Eichberger, Designerin Birgit Indra, BM a.D. Dr. Sonja Stiegelbauer + Gatte, Dr. Franz Sommer (GR Bad Vöslau), Karin Schmid (GR Bad Vöslau)
Nächste Termine:
Stefanie Reinsperger und Peter Turrini lesen Gedichte „Im Namen der Liebe“ am 7. August.
Am 14. August setzt Philipp Hochmair den Salon mit Franz Kafkas „Der Prozess” unter Strom.
Abschluss am 28. August mit Maria Bill, die aus Christopher Isherwoods Romanvorlage zum Welthit „Cabaret” liest.
Die Veranstaltungen finden bei jedem Wetter statt. Beginn ist immer um 19.30 Uhr.
Eintrittspreis pro Person: 18 Euro
Infos unter www.thermalbad-voeslau.at
Kartenbestellungen unter 02252/76 26 60 oder per Mail an schwimmender.salon@voeslauer.at
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