80 % invalid - und doch bei Frühpension abgeblitzt
Was hat das für einen Sinn? 55-Jährige schwerkranke Frau wird noch immer auf Arbeitssuche geschickt - ohne Chance auf Job.
Margit Keet ist 55, 80 Prozent invalid. Sie hat 36 Jahre gearbeitet. Jetzt ist sie arbeitslos. Zweimal blitzte sie bisher mit einem Antrag auf Frühpension ab. Sie könne ja noch leichte Arbeiten machen, wie etwa Garderobiere oder Sortieren. Frau Keet schüttelt den Kopf: „Wo immer ich mich mit dem Behindertenpass bewerbe, ernte ich eine Absage.“ Die Geschichte ihrer Krankheiten reicht weit zurück. Ein Autounfall und Nierenkrebs führten zu 80%iger Invalidität. Ihre Arbeit als Hausmeisterin in Traiskirchen konnte sie zwar ausüben, schließlich litten aber die Bandscheiben. Zusätzlich zu zwei Bandscheibenvorfällen hatte sie vor zwei Jahren noch einen Schlaganfall. Dann gab sie die Arbeit auf.
Sie gilt als schwer vermittelbar. Notstandshilfe steht ihr nicht zu, weil ihr Mann „zu viel“ verdient: „Tatsächlich hat er 1500 netto, davon sind 1000 Euro Fixkosten, Wohnung, Auto-Raten, Unterhalt an die Exfrau.“ Das Ehepaar musste sich sogar einen Kredit aufnehmen, um laufende Kosten bezahlen zu können. Nächstes Jahr geht der Mann in Pension, dann sinkt das Einkommen noch einmal.
„Wenn ich meine Pension ausbezahlt bekäme – das sind ca. 450 Euro – kämen wir besser über die Runden. Ich bekomme doch sowieso keine Arbeit mehr. Wir haben Angst, dass der Kühlschrank kaputt wird und können uns keinen Kinobesuch leisten. Aber alle ein, zwei Monate würden wir gern einmal ins Merkur-Restaurant zum Frühstücken gehen“, sagt Margit Keet.
Die Vertreter der Behindertenverbände KOBV und ÖZIV bestätigen: "Es wird trotz aller Erleichterungen für die Wirtschaft immer schwerer, einen Job für Menschen mit Behinderung zu finden. Anträge auf Frühpension werden fast immer abgelehnt, Einsprüche haben selten Erfolg."
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