"Abgas-Kuren" im Zentrum
Franz Witasek von der Initiative "Lebensraum Gainfarn" attackiert die Vöslauer Verkehrsplanung.
Von „Abgas-Kuren“ spricht Franz Witasek, und er meint die täglich durch Bad Vöslau stauenden Autokolonnen. „Die Situation hat sich seit Einführung der 30er-Zone im Zentrum noch verschärft“, schimpft der Sprecher der Initiative Lebensraum Gainfarn in einem offenen Brief an Bürgermeister Christoph Prinz. „Wenn Zentrumsgestaltung so aussieht – dann Gute Nacht, Bad Vöslau!“
Witasek hat es immer schon gewusst: Die beiden Autobahnanschlüsse Kottingbrunn (eröffnet 2005) und Bad Vöslau (eröffnet 2011) haben die versprochene Umfahrungswirkung ganz und gar nicht gebracht. Im Gegenteil: Heute fahren 1000 Autos mehr durchs Zentrum als vor 2005. Das seit 30 Jahren diskutierte Verkehrskonzept für Bad Vöslau ist für Witasek nur eine „Placebo-Pille“.
Stadtchef Christoph Prinz erwidert: „Sie vergessen, Herr Witasek, dass wir derzeit beim motorisierten Individualverkehr 2 – 3 Prozent Steigerungen pro Jahr haben. Würden wir von 2005 wegrechnen, hätten wir heute um fast 2000 Autos mehr als zuletzt 2012 gezählt wurden.“ Für Prinz ist dies ein Ausdruck der entlastenden Wirkung der beiden Autobahnanschlüsse.
„Wer sich hinter einer Lärmschutzwand abschottet“, so Witasek, „kann die Probleme der Bürger, die im Zentrumsverkehr ersticken wohl nicht hören“. Er spielt auf eine Lärmschutzwand an, die vor dem Haus von Christoph Prinz errichtet wurde. "Verleumdung!" empört sich Christoph Prinz. Die Wand sei nicht wegen ihm errichtet worden, sondern basiere auf Lärmschutzmaßnahmen, die der Asfinag beim Autobahn-Bau im Zuge des Umweltverträglichkeitsprüfung behördlich vorgeschrieben wurden.
Auch in der Frage Gainfarn-Umfahrung eine entlastende Wirkung auf das Vöslauer Zentrum haben könnte, sind die beiden Herren uneins. Witasek: „Die Landesstraße B 212 wird weiterhin mitten durchs Zentrum verlaufen, 30er-Zone hin oder her. Ohne Ausweichmöglichkeit – und die Autobahn ist eine solche nicht – wird sich die Situation nicht verbessern.“ Witasek erinnert an die Gainfarn-Umfahrung, die noch vor zehn Jahren in allen Verkehrskonzepten eine (wenn auch heiß diskutierte) Rolle spielte, nun aber „verschwunden“ ist. Prinz beruft sich auf eine Studie der Landesregierung (Retter, Februar 2013), derzufolge eine Gainfarn-Umfahrung kaum entlastende Wirkung hätte.
Lesen Sie auf www.meinbezirk.at/baden denOffenen Brief und die Stellungnahme des Bürgermeisters im Wortlaut.
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