Asyl-Reform: Bablers Einsatz zeigt Früchte
Die Traiskirchner Bevölkerung steht überwiegend hinter Stadtchef Andreas Babler, der die Flüchtlinge aus dem Lager gerecht auf ganz Österreich aufteilen will.
TRAISKIRCHEN (muzka). Seit Monaten fordert Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler (SP) gebetsmühlenartig eine Entlastung des Lagers und will eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge auf alle Bundesländer. Nun hat er offenbar Erfolg: Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (VP) kündigte am Samstag an, Erstaufnahmezentren in jedem Bundesland errichten zu wollen und die Belagszahl in Traiskirchen auf 300 zu reduzieren. Außerdem arbeite das Ministerium an der Schaffung von Privatquartieren, um eine sofortige Entlastung für Traiskirchen zu erreichen. Ob diese offensichtliche Entschlossenheit vielleicht auch mit der Inspektion des Lagers durch die Volksanwaltschaft zusammenhängt, die kürzlich erfolgte? Denn schon im Frühjahr hatte sie das Lager besucht, sich jedoch mit Wortmeldungen zurückgehalten. Andreas Babler ist jedenfalls erfreut: "Unsere nachvollziehbaren Argumente sind gehört worden. Das Festhalten am alten System war seitens des Ministeriums einfach nicht mehr möglich.“ Laut Babler soll es in einer Kommune keine größeren Standorte als solche mit 150 AsylwerberInnen geben. "Nur so ist es langfristig möglich, ohne Ängste und Ressentiments aktiv aufeinander zuzugehen und die Qualität für die zu betreuenden Flüchtlinge sicherzustellen“, so der nun "vorsichtig optimistische" Babler weiter.
Wie sieht die Bevölkerung den Einsatz des Stadtchefs? Karl Friedl (Tischler): "Es ist immer ein Hin und Her, einmal sieht man mehr Asylwerber auf den Straßen, dann wieder weniger. Wenn zu viele Leute im Lager sind, ist es auch für die Flüchtlinge selbst nicht angenehm. Was mich schon stört, ist die Tatsache, dass - egal wo man hinkommt - unser schönes Traiskirchen sofort mit den Flüchtlingsproblemen in Verbindung gebracht wird. Ich finde es von unserem Bürgermeister super, dass er Druck auf die Verantwortlichen macht."
Susanne Angerer, Angestellte: "Ich finde es nicht in Ordnung, dass sich die anderen Bundesländer von ihrer Pflicht drücken und zu wenig Flüchtlinge aufnehmen. Ich glaube schon, dass die Kriminalität im Steigen ist. Mit der Badener Bahn traue ich mich am Abend nicht mehr, alleine zu fahren. Das Erstaufnahmezentrum ist immer wieder überfüllt und die Politik macht nichts dagegen."
Hilfe in Eigeninitiative bieten Emin Koc, Sener Israfil und Iman Sahis Humuser: "Wir bedauern die Menschen, die so zusammengepfercht im Lager leben müssen. Wir Muslime haben jetzt den Fastenmonat Ramadan und da kommen täglich etwa 400 Flüchtlinge am Abend zu uns und wir laden sie auf ein Essen ein. Selbst Syrien wird von der Welt alleine gelassen. Wir haben in der Türkei schon ca eine Million Flüchtlinge. Wir helfen hier, soviel wir können."
Diese "Nächstenliebe" wünscht sich der Traiskirchner Bürgermeister auch von den Kirchen, etwa dem Stift Melk, wo "die Infrastruktur für die Aufnahme von Flüchtlingen durchaus vorhanden wäre".
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