Hans-Georg Rabacher im Interview
Corona aus Piloten-Sicht
Hans-Georg Rabacher ist Berufspilot für eine Privatfluglinie Vista Jet. Den weltweiten Corona-Lockdown erlebte er live mit.
BEZIRKSBLÄTTER: Wo waren Sie im März, als der Lockdown kam?
HANS-GEORG RABACHER: Ich war in Kairo. Der Lockdown kam fast überfallsartig. Ich konnte gerade noch die Maschine nach Athen, zurück in die EU, bringen, dann musste ich dort in 14-tägige Hotelquarantäne. Nach Österreich zurück ging sich nicht mehr aus.
14 Tage in einem Zimmer, das muss heftig sein...
Die ganze Welt war ja zu dem Zeitpunkt eingesperrt. Die Griechen waren besonders streng und besonders diszpiliniert, wahrscheinlich haben sie auch deshalb jetzt so gute Corona-Zahlen. Ich durfte nur zum Einkaufen oder zum Arzt raus. Esssen nur mit Zimmerservice. Ich habe mit meiner Familie daheim videotelefoniert und die Zeit genutzt, um meinem ersten Buch den letzten Feinschliff zu geben.
Das Buch heißt "Fliegen - aus dem Cockpit beantwortet". Worum geht's?
Aufbauend auf einer Kolumne, die ich seinerzeit in den City News hatte, die sich ums Fliegen drehte und auf großes Interesse stieß, beantworte ich in dem Buch in zehn Kapiteln häufige Fragen zum Thema Fliegen. Von der Sicherheitskontrolle über Turbulenzen bis zum Applaus nach der Landung.
Haben Sie auch Corona-Themen drin?
Ich nenne Corona zwar nicht, aber einige Kapitel drehen sich auch um Gesundheit und Hygiene. Zum Beispiel widme ich mich in einem Abschnitt dem Thema "Fliegen mit Erkältung", was ja Auswirkungen auf den Druckausgleich hat und oft unterschätzt wird. Ein anderes Kapitel beleuchtet das Thema "Keime und Co".
Wie hygienisch sicher ist Fliegen in Corona-Zeiten?
Wohl sicherer als eine Fahrt im Zug. Alle fünf Minuten wird die Luft in der Kabine komplett ausgetauscht, man hat immer Frischluft. Ich empfehle nur, die Belüftung über dem Sitz nicht anzumachen, da kommt, zwar gefiltert, aber doch auch gebrauchte Luft raus. Ich würde sagen, Fliegen ist in Coronazeiten noch sicherer und hygienischer geworden. Kaum jemand weiß zum Beispiel, dass die meisten Flughäfen bereits eine automatische Fiebermessung installiert haben. Wer den Flughafen betritt und zu hohe Temperatur hat, wird aufgehalten und darf nicht mitfliegen. Das funktioniert auch am Flughafen Wien-Schwechat bereits, in Kombination mit den Videokameras.
Müssen Sie im Cockpit Maske tragen?
Anfangs schon, aber man ist schnell davon abgekommen, vor allem wegen der Verständigungsprobleme. Wir müssen ja ständig Funkkontakt mit den Radarlotsen am Boden halten. Jetzt ist die Stimme durch den Funk schon reduziert, und durch die Maske funktioniert das kaum. Dazu kommen verschiedene Akzente des Englisch. Die klare Verständigung geht in dem Fall vor. Maske trage ich nur, wenn ich durch die Kabine gehe oder die Passagiere beim Einsteigen begrüße.
Der Lockdown kam ja weltweit fast zur gleichen Zeit. Wie haben Sie die Coronazeit zwischen New York und Shanghai erlebt?
Es war überall gleich. Ich bin beeindruckt, wie die Maßnahmen weltweit, in allen Klimazonen und Kulturen, gleichermaßen von den Menschen befolgt werden. Es war kaum ein Unterschied zu bemerken. Später gab es da und dort unterschiedlich strenge Bestimmungen, die sich auch schnell änderten. So war ich zum Beispiel an einem Tag zweimal in Paris. Am Vormittag war keine Maskenpflicht, am Abend schon. Und ich musste darauf aufmerksam gemacht werden.
Waren Sie auch in Italien, als wir von dort täglich die Schreckensbilder bekamen?
Ja. Von Panik habe ich nichts bemerkt. Allerdings erschienen mir die Leute dort besonders nachdenklich und besonders vorsichtig.
Haben Sie vor Corona schon erlebt, dass Menschen Mund-Nasenschutz trugen?
Eigentlich kaum. Am ehesten hat man die Maske im südostasiatischen Raum gesehen, eher auf freiwilliger Basis. Dort schützte man sich meist gegen Smog oder – im Fall einer Erkältung – ersparte man den Mitmenschen den Anblick einer rinnenden Nase. Sich öffentlich zu schnäuzen ist nämlich in dieser Kultur total verpönt.
Viele Flüge wurden ja annulliert. Sind da Privatlinien wie die, für die Sie arbeiten, in die Bresche gesprungen?
Ja, sehr oft gab es keine andere Alternative als uns zu buchen. Wir werden hauptsächlich von Firmen gebucht, für Geschäftsreisen. Aber in Coronazeiten nehmen Privatbuchungen zu. Wer mit uns fliegt, hat Zeitsicherheit. Viel zu tun hatten wir auch während der Rückholaktionen.
Haben Sie heuer auch Urlaub im Ausland gemacht?
Ja, im August in Rom. Es war wunderbar. Ich habe Rom noch nie mit so wenigen Menschen erlebt.
Zur Person und zum Buch
"Fliegen - aus dem Cockpit beantwortet" erschien im Verlag www.checkpilot.com. Dort ist es auch erhältlich, es liegt aber auch im Reisebüro Aubora in Kottingbrunn auf. Das Buch behandelt vielfältige Fragen zum Thema Fliegen. Der Autor, Hans-Georg Rabacher, 38, ist Kottingbrunner, Berufspilot, hat auch eine pädagogische Ausbidlung und vor allem einen Hang zum Schreiben. "Fliegen" ist sein erstes, aber aller Voraussicht nach nicht sein letztes Buch.
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