Bühnenbildner Manfred Waba:
Der Meister der perfekten Illusion
BADEN. Er ist ein Meister der perfekten Illusion. Gemeint ist damit kein Zauberer, sondern der Bühnenbildner Manfred Waba. Bereits seit Jahrzehnten versteht er es, an der Bühne Baden, aber auch anderswo, sein Publikum in eine andere Welt zu versetzen.
"Früher, noch vor gar nicht so langer Zeit, wurden die Bühnenbilder zuerst gezeichnet und dann in einer Werkstatt gezimmert. Fast alles, was man auf der Bühne sah, war handfest und angreifbar," erinnert sich Waba an "damals". Heute, mit dem Fortschreiten der Technik sind viele Bühnenbilder reine "Illusion".
Die "Illusion" in der "Bohéme"
Aktuell kann man das in der "Bohème"-Inszenierung in Baden gut beobachten. Das Pariser Café Momus zum Beispiel besteht nur aus "echten" Fenstern und der "echten" Tür, die restliche Fassade ist ein perspektivischer Druck auf einer glatten Wand. Der Entwurf kommt vom Computer.
"Die Digitalisierung macht vieles möglich - in kurzer Zeit und hoher Perfektion. Der perspektivische Druck ist quasi die moderne Version der traditionellen italienischen Prospektmalerei, welch sich an der in der Renaissance erfundenen Zentralperspektive orientiert hat. Sie ist besonders schön zu sehen bei der "Schule von Athen" von Rafael oder bei "Das letzte Abendmahl" bei Leonardo da Vinci und auch beispielsweise bei Michelangelo. Die Zentralperspektive suggeriert - einfach gesagt - einen 3-dimensionalen Raum. Auch in der Bühnenbilderei kamen früher perspektivische Malereien zur Anwendung. Es gab darauf spezialisierte Maler, die für eine einzige Theaterproduktion oft zeitaufwendig riesige Hintergrundbilder mit Perspektive malten", so Waba
So wird Bewegung suggeriert
Ein zweites Mittel zur "perfekten Illusion" ist die moderne Projektionstechnik.
"Wenn Sie zum Beispiel im ersten Akt der Bohème den Ausblick auf Paris genau betrachten, sehen Sie, dass sich die Wolken bewegen. Das Geheimnis ist, dass die Projektion auf mehreren Ebenen abläuft und die Wolke auf verschiedenen Ebenen an einer anderen Stelle projeziert wird."
Das Zeitalter der Projektionen begann in den 2000er-Jahren.
"In Baden hat diese Ära mit der "Les Miserables"-Inszenierung im Jahr 2006 begonnen. Damals haben wir nur ein veränderbares Spielgerüst mit Projektions-Vorhängen gebaut und 40 Bilder darauf projiziert. Der Projektor war noch ganz oben auf der Galerie. Heute stehen die Apparate hinter der Bühne. Das hat den Vorteil, dass die Schauspieler keine Schatten mehr werfen."
Doch viel mehr will Manfred Waba nicht von der modernen Bühnenbildgestaltung verraten. "Ich möchte die perfekte Illusion aufrecht erhalten", sagt er.
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