Bühne Baden-Direktor Michael Lakner im Interview:
"Die Menschen werden wieder in Scharen ins Theater kommen!"

Badens Theater-Chef Michael Lakner: "Corona hat mein Weltbild verändert". | Foto: privat
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  • Badens Theater-Chef Michael Lakner: "Corona hat mein Weltbild verändert".
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BEZIRKSBLÄTTER: Als Theaterdirektor sind Sie „große Gesellschaft“ gewöhnt. Fehlt sie Ihnen?
PROF. DR. MICHAEL LAKNER: Grundsätzlich bin ich ein sehr kommunikativer Mensch und genieße soziale Nähe in Künstlerkreisen so wie bei diversen Einladungen und Empfängen die mit meinem Beruf zu tun haben. Aber ich muss sagen, dass die Zeit der Abschottung auch ihre positiven Aspekte hat. Man lernt wieder, seinem Leben Struktur zu geben und sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. So glaube ich, dass für die Zeit danach ein gesundes Fundament für eine neugeordnete Work-Life-Balance geschaffen werden kann.

Welchen Schluss oder Entschluss hat Ihnen der Lockdown persönlich beschert?
Die conclusio, die mir der Lockdown persönlich beschert hat, ist ein gedanklicher und spiritueller Wechsel zu einem Weltbild, das nicht mehr anthropozentrisch bestimmt ist. Die Aufgabe des Menschen des 21. Jahrhunderts soll darin bestehen, sich nicht mehr über die Natur zu stellen, sondern zu begreifen, dass wir der Natur in all ihren Facetten immer untergeordnet sein werden. Die Bedrohung durch diverse Viren ist ein Normalzustand und keine Ausnahme. Denn das einzige Virus, das uns gelungen ist, auszurotten, waren die Pocken.

Als Künstler sind Sie eine Art von Selbstausdruck gegenüber einem Publikum gewöhnt bzw. brauchen das wohl auch. Fehlt Ihnen DAS?
Das fehlt mir sehr. Ich habe aber die Zeit im Homeoffice an meinem Hauptwohnsitz in Bad Ischl dafür verwendet, mich für einen Konzertauftritt als Pianist vorzubereiten. Das wäre ohne Lockdown nicht möglich gewesen.

Macht es einen Unterschied - in Zeiten von Clicks und Likes - ob ein Publikum physisch anwesend ist oder nur virtuell? Falls ja: Was genau macht den Unterschied?
Ich würde mit „ja“ antworten. Das gemeinsame Erleben ist nicht durch ein Streaming oder eine virtuelle Aufbereitung einer Aufführung ersetzbar. Wir sind alle soziale Wesen und wollen uns miteinander austauschen, diskutieren, empfinden, lachen, weinen, schimpfen oder loben. Was natürlich dem Künstler/der Künstlerin abgeht, ist der Applaus. Alle die vielen Videos, die ich mir bis jetzt angeschaut habe, mussten ohne Publikum und dessen Applaus stattfinden. Trotz hervorragender Leistungen fehlt da der Counterpart – der/die Partner/in im Zuschauerraum und der Dialog mit diesem. Oder anders ausgedrückt: It takes two to tango!

Glauben Sie, dass ganz junge Künstler*innen diese Veränderung der Kulturwelt in ihr eigenes Schaffen selbstverständlicher integrieren können?
Das glaube ich schon. Und sie haben es ja auch schon vor dem Lockdown getan. Die Zahl der audiovisuellen Präsentationen im Internet haben ja bereits in den letzten Jahren vor dem Lockdown eine unglaubliche Dynamik entfacht. Gerade junge Menschen sind auf diesen Zug der digitalen Selbstdarstellung aufgesprungen. Und ihnen hat der Lockdown noch weitere Flügel verliehen und ihre Kreativität gefördert.

Wird die Kultur durch verstärkte virtuelle Angebote und durch „Abwanderung“ ins Internet ärmer oder reicher?
Meiner Meinung nach im Moment ärmer. Denn wie ich schon eingangs erwähnte, lässt sich ein Live-Erlebnis durch keinen noch so gelungenen Stream oder digitalen Auftritt ersetzen. Ich glaube aber, dass nach dem Lockdown die digitalen Angebote die Kulturlandschaft bereichern werden, wenn sie additiv verwendet werden und dadurch eine Bonus bieten. Nach dem Motto: Das eine wieder tun und das andere nicht weglassen.
Außerdem erreicht man durch die Digitalisierung auch jene potentiellen Publikumssegmente, die davor nie mit Kultur in ihren diversen Ausformungen in Kontakt gekommen wären.

Wird es jemals wieder so wie früher? Volle Theaterhäuser? Gedränge an der Abendkasse und am Premierenbuffet? Theaterbesuch ohne Test und Impfschein? Küsschen, Küsschen?

Das ist schwer zu beantworten und wird maßgeblich davon abhängen, wie schnell und effizient auch in Österreich eine hohe Anzahl an Menschen geimpft sein wird – und wie sehr diejenigen, die nicht geimpft sind, trotzdem das systemimmanente Risiko eingehen werden, sich in öffentlichen Räumen zu bewegen. Der Hunger nach Kultur ist aber - wenn ich mich umhöre - dermaßen groß geworden, dass ich schon glaube, dass die Menschen wieder in Scharen in die Theater- und Veranstaltungsbetriebe zurückkehren werden - vielleicht mit deutlich gesteigerter sozialer Distanz in den Pausenräumen und beim allgemeinen Get Together. Ich könnte mir vorstellen, dass es mit der Bussi-Bussi-Gesellschaft ein jähes Ende finden wird.

Badens Theater-Chef Michael Lakner: "Corona hat mein Weltbild verändert". | Foto: privat
Man muss es sich im Lockdown daheim schön machen, findet auch Theaterdirektor Michael Lakner. | Foto: privat

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