Interview mit der Ärztin Dr. Ulrike Wilhelm über "Weihnachten und Konflikte"
Gar nicht lustig trallala

Dr. Ulrike Wilhelm | Foto: privat

BEZIRK. Dr. Ulrike Wilhelm ist Ärztin im Landesklinikum Baden.
Sie war lange Zeit in der Onkologie tätig und begleitet Menschen als psychosoziale Beraterin. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen zu helfen, die sich aus unterschiedlichsten Gründen nicht wohl und gesund fühlen. Mit ihr haben wir über die jährliche "Krisenzeit" gesprochen.[f]

BEZIRKSBLÄTTER: Eigentlich erwartet man ja, dass in der Adventszeit die Vorfreude überwiegt. Warum geht es vielen von uns trotzdem noch schlechter als sonst?
DR. ULRIKE WILHELM: Mit der Adventszeit verbindet man mit Wärme, Gemütlichkeit, Vorfreude, Geselligkeit, Familienzusammengehörigkeit – dennoch ist es tatsächlich eine für viele sehr „selbstgemachte“ stressige Zeit. Und was vor allem dazu kommt – man wird sich oft sehr seiner eigenen Bedürfnisse bewusst – und somit auch dem was fehlt.
Das führt dann oftmals zu großen Konflikten, innerhalb und außerhalb des Familiensystems.

Erwarten wir uns gerade zu Weihnachten manchmal einfach zu viel?
Ja, aufgrund unserer Tradition sind die Erwartungen zu hoch; an sich und an die anderen. Sehen wir vom kommerziellen Aspekt einmal ab – so wollen wir doch gerade in dieser Zeit, dass alles „perfekt“ ist. Doch was ist perfekt? Und setzen wir uns nicht damit umso mehr unter Druck?

Wie geht man damit am besten um?

Ich denke, ein wesentlicher wichtiger Punkt ist, uns den Druck des „Alles muss Friede, Freude, Eierkuchen-sein-Prinzip“ zu nehmen bzw. gar nicht hochkommen zu lassen. Immer wieder mal einen Tag der Stille einhalten. Seine Ressourcen auffüllen und in sich hineinhören. Zu den Fastenwochen, die ich begleite, gehört auch immer ein Tag der Stille. Das fällt vielen Teilnehmern besonders schwer. Wir haben verlernt die Stille auszuhalten. Gerade in der stressigen Adventszeit - die eigentlich eine Zeit der Stille sein sollte - ist das aber besonders wichtig, um sich der eigenen Bedürfnisse bewusst zu werden. Dann muss man sich seine Bedürfnisse auch selbst zugestehen, was besonders Frauen oft schwer fällt. Dann kommt auch noch die Angst dazu, was passiert wenn ich nicht funktioniere.

Warum kommt es gerade in Familien zu Weihnachten oft vermehrt zu Konflikten?
Weil viele aus ihrem Leistungsdruck nicht aussteigen können. Die Mutter muss ein brilliantes Menü zaubern, der Vater soll den perfekten Baum nach Hause bringen, die Kinder müssen sich benehmen und die Großeltern dürfen wieder mal Familie spüren….sehr klassisch aber dennoch wahr. Und was machen die vielen alleinerziehenden Mütter und auch Väter? Da kommt Trauer hoch, die Kinder fragen nach dem anderen Elternteil, fühlen sich vielleicht einsam und vielleicht gibt es auch keine Großeltern mehr…..Trauer, Schmerz, Aggression und Resignation. Aber zum Glück gibt es auch intakte Familien wo das alles noch relativ gut funktioniert.

Psychische Probleme sind heute für viele noch immer ein Tabu-Thema. Wie denken Sie darüber?
Solange wir nicht alle umdenken - auch vor allem die Wirtschaft – wird sich nie was ändern. Wenn Sie jemandem sagen, dass der nächste Hautarzt-Termin erst in einer Woche frei ist, wird das vielleicht noch tragbar für den Menschen sein. Aber eine Woche in psychischer Not ist unerträglich. Besonders bei psychischen oder psychosomatischen Problemen ist es nicht leicht den richtigen Arzt oder Therapeuten zu finden. Viele geben dann einfach auf oder können es sich ganz einfach finanziell nicht leisten. Des Weiteren finden Sie im jährlich subventionierten Gesundheitscheck der Sozialversicherungsträger keine einzige Frage zur Psyche. Natürlich – outen sich Prominente, so gibt es wieder eine große Medienlandschaft für das Thema „seelische Gesundheit“…aber dann nach zwei Wochen….

Sie bieten Betroffenen selber auch Hilfe an. Warum liegt Ihnen das Thema am Herzen?

Weil ich es selbst erlebt habe. Seither berührt und beschäftigt mich die Seele des Menschen. Weil es jeden treffen kann, weil wir aufhören müssen nur zu reden sondern auch mehr handeln müssen. Weil es oft stumm und still in den Menschen passiert, weil ich den Menschen die Angst nehmen will sich Hilfe zu holen. Weil die Seele das Wichtigste ist was wir haben – in der Einheit mit Körper und Geist.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:34

Fische sind Glückskinder des Monats
Horoskop – das sagen die Sterne im Mai

Wir sind angekommen, im Wonnemonat Mai. Ob es für die zwölf Sternzeichen wirklich romantisch wird, das wissen Astrologe Wilfried Weilandt und Astroshow-Moderatorin Sandra Schütz. Und diesmal mit dabei: Violinistin Barbara Helfgott. ÖSTERREICH. Auf den Mai freuen dürfen sich alle Fische, die zählen nämlich – mit 100 Prozent in sämtlichen Bereichen – zu den Glückskinder des Monats. Ein wenig mehr Geduld müssen hingegen die Krebse haben. Die sind zwar die Pechvogerl des Monats Mai, haben es im...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.