Bad Vöslau
Im Haidlhof wird die Intelligenz von Raben erforscht

Thomas Bugnyar erforscht am Vöslauer Haidlhof die Intelligenz von Kolkraben. | Foto: Jasmina Dzanic
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Thomas Bugnyar von der Uni Wien erforscht am Haidlhof in Bad Vöslau die Intelligenz von Kolkraben und Krähen.

BAD VÖSLAU. Am Haidlhof in Bad Vöslau erforschen Thomas Bugnyar von der Universität Wien und seine Kollegen von der Veterinärmedizinischen Universität Wien die Intelligenz von Keas, Kolkraben und Krähen. Die Größe der Flugvolieren für Rabenvögel und Papageien beträgt insgesamt beachtliche 1500 m2. Die rund 26 Keas im Haidlhof bilden die größte Brutkolonie weltweit in Gefangenschaft und ist im internationalen Zuchtprogramm eingebunden. 

Die Raben-Eltern sind keine Rabeneltern, sie füttern fleißig ihre Kinder. | Foto: Preineder
  • Die Raben-Eltern sind keine Rabeneltern, sie füttern fleißig ihre Kinder.
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Es geht dabei um Verhaltens- und Kognitionsforschung bei Vögeln und bis September 2022 auch bei Säugetieren (Neuseeländische Hausschweine Kune Kune). Auch die Kommunikation der Tiere untereinander wird erforscht.

Thomas Bugnyars Buch „Raben. Das Geheimnis ihrer erstaunlichen Intelligenz und sozialen Fähigkeiten“ wurde in der Kategorie „Naturwissenschaft/Technik“ zum österreichischen Wissenschaftsbuch des Jahres 2023 gewählt.

Astrid tauscht ein Steinchen gegen ein Futterstück, Raben tauschen auch untereinander.  | Foto: Preineder
  • Astrid tauscht ein Steinchen gegen ein Futterstück, Raben tauschen auch untereinander.
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Intelligenz der Rabenvögel wird erforscht

Kolkraben sind beeindruckende Tiere mit 1,5 Meter Flügelspannweite.  In der Forschungsstation Haidlhof sind derzeit 16 Kolkaben und 10 Krähen untergebracht. Es gibt jedes Jahr auch Nachwuchs bei den Vögeln. Bugnyar, der die Forschung an Raben leitet, sagt: "Ich will wissen, wofür sie ihre Intelligenz brauchen."
Dazu arbeitet er nicht nur am Haidlhof, sondern auch mit Raben im Zoo Schönbrunn, der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee und vor allem in Grünau an der Konrad Lorenz Forschungsstelle, hier gibt es auch eine freifliegende Population, die an die Anwesenheit der Forscher gewöhnt ist.

Am Haidlhof haben die Kolkraben ein gutes Leben, bei Versuchen geht es zum Beispiel darum, wie sie sich ein Leckerli holen und das Verhalten miteinander wird beobachtet. | Foto: Preineder
  • Am Haidlhof haben die Kolkraben ein gutes Leben, bei Versuchen geht es zum Beispiel darum, wie sie sich ein Leckerli holen und das Verhalten miteinander wird beobachtet.
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Ludwig Huber vom Messerli Forschungsinstitut der VetMedUni erforscht die Keas, die hier ein ähnliches Klima vorfinden wie in Neuseeland. Diese Papageien sind sehr verspielt und "super, super spannend". Sie haben eine grüne Tarnfarbe, da sie am Boden leben, aber wenn sie die Flügel heben leuchten orangene Federn hervor.
Die Keas sind technischer und die Raben sozialer veranlagt, dies fließt auch in die Fragestellungen der Forscher ein.

Forschung mit Belohnung

Die wissenschaftlichen Versuche basieren auf Freiwilligkeit beim Mitmachen und Belohnung.
Bugnyar erzählt von Playback-Experimenten, wo Raben auf bestimmte Laute ragieren sollen, und von Versuchen mit Bildern auf einem Touchscreen. Letzteren mögen etwa zwei Drittel der Tiere nicht wirklich. Raben sind neophob, das heißt sie brauchen lange um sich an ständig ändernde Bilder zu gewöhnen.

Problemlösebox für Kolkraben. | Foto: Preineder

Derzeit wird auch mit einer Problemlösebox gearbeitet, hier kommen die Kolkraben durch Anziehen an einer Schnur, oder Betätigen von einem Hebel an ein Futterstück. "Das ist für Raben einfach, uns interessiert wer präferiert welche Öffnung. Jetzt in der zweiten Stufe bekommen zwei Raben zwei Boxen und wir beobachten wie sie sich gegenseitig beeinflussen. Behindern sie sich oder helfen sie einander oder lernen sie voneinander?"
Diese Problemlöseboxen wurde auch schon mit unterschiedlichen Tierarten im Tiergarten Schönbrunn verwendet. So haben schon Affe, Präriehund und Ziesel ihre Fähigkeiten erprobt. 

Bugnyar erklärt, dass die Kolkraben handaufgezogen sind, damit sie mit dem Menschen kooperieren und die Forschung möglich ist, weil sie Vertrauen zu Menschen haben. Sie werden jedoch sehr schnell mit älteren Tieren sozialisiert, damit sie rabentypisches Verhalten kennen lernen. 

Thomas Bugnyar bei den Kolkraben. | Foto: Preineder
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Raben sind Aasfresser und sind deswegen sehr vorsichtig, besonders bei neuen Dingen oder Personen, um Gefahren zu meiden. Es könnte ja noch der Jäger sein Fleisch verteidigen. Aufgrund ihrer Neophobie werden sie bereits einige Monate vor den Versuchen z.B. an die Box gewöhnt. 

Jungvögel und Rabeneltern

Im Haidlhof befinden sich vier Brutpaare und eine Nichtbrütergruppe mit im Moment sechs Tieren, davon ist die Hälfte schon älter und hat einen Partner verloren. In Zukunft wird dies eine Seniorengruppe, mit der man gut arbeiten kann. Bugnyar erzählt: "Ich kenne die Eltern und Großeltern, es ist spannend, wie sich Eigenschaften vererben. Manche Töchter sind wie ihre Mutter."

Der Begriff Rabeneltern kommt vom lauten Geschrei der jungen Vögel, aufgrund der Geschwisterkonkurrenz. Die Eltern kümmern sich allerdings vorbildlich um ihre Kinder.

Die jungen Raben sind hier fast 7 Wochen alt, fast ausgewachsen und beginnen gerade zu fliegen. | Foto: Preineder
  • Die jungen Raben sind hier fast 7 Wochen alt, fast ausgewachsen und beginnen gerade zu fliegen.
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Es wird auch mit den Rabenfamilien geforscht. So füttern Mütter alle Jungtiere gleichmäßig, Väter präferieren die Söhne, vermutlich weil diese es dann später schwieriger haben an Futter zu kommen. Die Forschung mit Familien dauert bereits vier Jahre, mit weiteren zwei Jahren wird gerechnet. Dafür werden etwa 100 Jungtiere beobachtet und ihre kognitive Entwicklung erforscht. 

Schnabel auf und schreien ist das Motto der Jungvögel. | Foto: Preineder
  • Schnabel auf und schreien ist das Motto der Jungvögel.
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Junge Raben erkennt man übrigens an der rosa Innenseite der Schnäbel, das Rosa färbt sich in den ersten drei Jahren um und gibt ihnen im ersten Jahr ein gewisses Maß an Narrenfreiheit.
Jungtiere bleiben bis etwa Mitte Juli bei ihren Eltern. In der Natur bringen die Eltern sie dann in Nichtbrütergruppen. Die Jungtiere vom Haidlhof werden im Sommer nach Grünau gebracht. Dort wird dann ihre weiter Entwicklung beobachtet. Die Fragestellung ist dabei wie schnell sie in den neuen Gruppen Beziehungen knüpfen, und ob es einen Unterschied macht, ob sie wenige oder viele Geschwister haben. In diesen Volieren sind sie in der Nähe von wilden Raben.
Im Anschluss werden sie in den kontrollierten Freiflug mit GPS entlassen, werden aber weiterhin in den offenen Volieren gefüttert. 

Keas sind technisch begabter als Kolkraben, Kolraben sind sozialer veranlagt. | Foto: Preineder
  • Keas sind technisch begabter als Kolkraben, Kolraben sind sozialer veranlagt.
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Haidlhof kennen lernen

Wer die Raben und Keas sehen will: am Haidlhof werden auch Führungen angeboten.
Individuelle Besucher können ohne Anmeldung und kostenfrei an einer Führung am jeweiligen ersten Freitag im Monat um 12 Uhr teilnehmen. Gruppenführungen sind auf Anfrage möglich. Die Führungen sind für jede Altersstufe geeignet und finden bei jedem Wetter statt.

Leckerlis für die Raben. | Foto: Jasmina Dzanic

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