Im Thermal- und Strandbad
Kabanen-Liebe - das G'riss ums kleine Glück
Die Sonne brennt, in den Gassen staut sich die Luft – da heißt es: Ab ins Bad! Zwei der wohl schönsten Sommerbäder der Region teilen sich eine Besonderheit: die Kabanen. Im Thermalbad in Bad Vöslau kann man dort während der Saison sogar wohnen. Das geht im Strandbad Baden zwar nicht, weniger begehrt sind die nostalgischen Badehütten deswegen aber nicht. Zum Saisonende gibts oft Tränen. Dem Krimi-Autor Norbert Ruhrhofer dienen die Kabanen sogar als Mordmotiv.
THERMENREGION. Noch ist alles ruhig, als wir kurz nach der Öffnungszeit das Strandbad Baden – seines Zeichens das größte Niederösterreichs - besuchen. Betriebsleiter Harald Gölles führt uns zu den Kabanen. Ganze 304 gibt es im Strandbad, jede 3 1/2 m2 groß. Das reicht, um sein "Klumpat" - seien es Sonnenliegen, Aufblas-Tiere oder Handtücher - zu verstauen und sich so die lästige Schlepperei ins Bad zu sparen. Jede Kabane verfügt standardmäßig über ein Tischerl, zwei Hocker und einen Spiegel - nicht viel, aber es reicht. Anders als in Bad Vöslau kann man in den Badner Kabanen nicht übernachten - das lässt laut Harald Gölles auch die Rechtslage nicht zu.
Kabanen-Party nach Badeschluss
Anders in Bad Vöslau, wo wir uns zwei Stunden später mit Krimi-Autor und Wahl-Vöslauer Norbert Ruhrhofer in der Milchbar treffen. 34 Meter über dem Badeingang, umgeben von Föhren, eröffnet sich dort ein wahres Paradies: Hier ist das Reich der Wald-"Kabanesen". Im Föhrenwald befinden sich 22 neue sogenannte Waldkabanen, die - anders als die alten im unteren Teil des Thermalbads - über ein eigens Bad und WC verfügen. Insgesamt gibt es 100 Kabanen in Bad Vöslau. Viele Mieter wohnen die ganze Saison über - von April bis Ende September - im Bad. Nach Badeschluss haben sie es besonders fein - dann gehört die ganze Anlage den "Kabanesen" ganz exklusiv. Eine prominente Mieterin ist auch Angelika Hager alias "Polly Adler", Organisatorin und Intendantin vom "Schwimmenden Salon".
Ruhrhofer selbst hat zwar keine Kabane, geht aber auch sehr gern ins Thermalbad.
"Das Bad ist das Herzstück von Bad Vöslau",
schwärmt er. Aus diesem Grund wollte er auch seinen dritten Speckgürtel-Krimi dort ansetzten - ursprünglich war aber eine Handlung rund um den "Schwimmenden Salon" geplant. Beim gemütlichen Zusammensitzen mit den "Kabanesen" - übrigens eine Eigenbezeichnung - kam er auf den Aspekt der Wartelisten. Laut dem Autor stehen 800 Interessierte darauf, um irgendwann einmal eine der begehrten Kabanen zu bekommen. Die Handlung des Krimis war mit der Themalbad-Leitung abgestimmt: "Man muss schon fragen, wenn man wem eine Leiche hinlegt", erzählte Ruhrhofer einmal anlässlich einer Lesung.
Lange Wartelisten
In Baden wartet man derzeit 3 bis 7 Jahre Lang auf eine Kabane. Generell gilt der Vertrag ein Jahr, wird aber den bestehenden Mietern verlängert. Eine Weitergabe ist nur innerhalb der Familie möglich – "das ist das einzige, das wir durchgehen lassen", betont Gölles. Sonst gibt es keine Weitergabe, auch um eventuellen illegalen "Schleichhandel" zu verhindern. Es gibt Wartelisten, und die werden strikt eingehalten: "Alles andere wäre unfair!".
"Wir sind nicht nur ein Freibad, wir sind eine soziale Einrichtung",
betont Harald Gölles. Viele verbringen den ganzen Sommer im Bad, bei Saisonschluss fließen schon mal Tränen. "Wir sind etwas Besonderes, das honorieren die Gäste", zeigt sich der Betriebsleiter vom Strandbad Baden stolz. Und sie kommen in Scharen: 200.000 Badegäste in fünf Monaten können nicht irren.
In Bad Vöslau ist die Wartezeit noch länger: 5 bis 8 Jahre warten zukünftige Kabanesen auf den heiß begehrten Platz im Bad. Auch hier werden die Mietverträge pro Saison abgeschlossen, aber wer einmal eine Kabane hat, dem wird ein Vormietrecht eingeräumt. Wie in Baden gibt es auch im Thermalbad eine lange Warteliste.
Bunt gemischte Kabanesen
Die Kabanen-Mieter sind alles andere als homogen: tendenziell - zumindest in Baden - etwas älter, aber sowohl Einheimische als auch Gäste aus Wien oder St. Pölten verbringen ihren Sommer im Strandbad der Kurstadt. In den letzten Jahren beobachte er aber den Trend, dass sich auch Leute ab 30 für eine Kabane interessieren, erzählt Gölles. Auch in Bad Vöslau sind die Kabanen-Mieter bunt gemischt: "Die Kabanen sind sehr unterschiedlich bewohnt, es gibt keinen gemeinsamen Nenner wie Alter, Herkunft oder Familienstand", sagt Thermalbad-Leiterin Carina Hochebner.
Ein kleines Stück vom Glück
In Baden zahlt man für eine 3,5 m2 Kabane 371 Euro für die Saison - ohne Eintrittspreis. In Bad Vöslau, wo die Kabanen unterschiedlich groß und dementsprechend ausgestattet sind, liegen die Preise aktuell zwischen 2.200 und 5.000 Euro. Dafür können die Mieter die Saison über im Thermalbad wohnen und die Anlage auch außerhalb der Öffnungszeiten zu nutzen.
Was sind überhaupt "Kabanen"?
In Bad Vöslau sind Kabanen reine Sommerwohnungen und werden während der Saison von Ende April bis Ende September vermietet. Die alten haben noch keine eigenen Nasszellen, die neu errichteten verfügen über ein eigenes Bad und WC. Im Strandbad Baden sind die Kabanen kleine Badehütten, in denen alles, was man so braucht, untergebracht werden kann - auf 3 1/2 Quadratmetern.
Wikipedia definiert das - österreichische - "Kabane" wie folgt:
Kabane ist ein im Osten Österreichs im Bäderwesen verwendeter Ausdruck, der nicht mit Umkleidekabinen verwechselt werden darf. Man bezeichnet damit Hütten bzw. Räume in Sommerbädern, die von Badegästen für mehrere Saisonen gemietet werden, sowie in vielen Fällen außerhalb der Öffnungszeiten des Bades zugänglich sind und sich auch zum Übernachten eignen.
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