Neue Theaterstühle als Aufreger
BADEN. "Wenn's sein muss, stelle ich mich mit empörten Theaterfans auf die Stiegen und protestiere gegen die geplante neue Bestuhlung!" Kein Geringerer als Altbürgermeister Professor August Breininger ist es, der hier Theaterdonner macht. Es geht darum, dass im Stadttheater Baden im Mai und Juni die komplette Bestuhlung ausgetauscht werden soll. Augenfälligste Änderung: Der Mittelgang wird verschwinden. Und das passe - so Breininger - vielen langjährigen Abonnenten nicht.
Gesetzlich verpflichtet
Bühne Baden-Geschäftsführerin Martina Malzer erklärt die 700.000 Euro teure Maßnahme: "Wir sind einerseits verpflichtet, dem Behindertengleichstellungsgesetz Rechnung zu tragen und pro 100 Sitzplätze einen Rollstuhlplatz zu schaffen. Bei über 700 Sitzplätzen sind das acht Rollstuhlplätze. Andererseits ist die bestehende Bestuhlung 40 Jahre alt und nicht mehr sanierbar. Das Bundesdenkmalamt empfahl uns, den Mittelgang zu schließen, so wie das ursprünglich im Baujahr 1909 war."
Martina Malzer hat auf dem Prototyp der neuen Stühle schon - ganz geheim - probegesessen und verspricht "erhöhten Sitzkomfort" mit mehr Beinfreiheit und bequemeren Rücken- und Armlehnen. Zusätzlich wird Reihe 8 im Parterre zur Fußfrei-Reihe.
Alle Maßnahmen seien mit dem Eigentümer des Gebäudes, der Stadt Baden, und natürlich mit dem Land abgesprochen, die Kosten werden aus dem Reparaturfonds des Theaters getragen.
Alte Stühle werden Geld
Die alten Stühle sollen zu "barem Geld" werden. Malzer: "Wir denken an eine Crowdfunding-Aktion. Bürger können Stühle erwerben, das Geld wollen wir in eine neue Belüftung stecken. Mehr kann ich noch nicht verraten."
Breininger protestiert
August Breininger will nun Sprachrohr jener Theater-Stammgäste sein, die bezüglich der neuen Bestuhlung skeptisch sind. Unter den Abonnenten hat die Geschäftsführerin allerdings noch keine Protestwelle ausmachen können. "Zwei Personen haben zuletzt ihre Abos gekündigt." Im Schnitt gab es bisher pro Vorstellung ein bis zwei Theatergäste im Rollstuhl. Die neue Rollstuhlplätze können, falls nicht ausgelastet, durch andere Sitze ersetzt werden. Auch auf der Galerie wird der Mittelgang geschlossen, es kommen dort flachere Stufen. Seitens des Bundesdenkmalamtes wird betont, dass das Schließen des Mittelganges keine "Auflage" gewesen sei, da es im Theater schon viele Sitzvarianten gab.
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