Neuer Glanz für verstecktes Baujuwel "Türkenbrunnen"
BAD VÖSLAU. Der „Türkenbrunnen“ im Wald hinter dem Schloss Merkenstein ist wohl eines der am besten „versteckten“ Baujuwelen in Bad Vöslau. Er wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts als romantischer Ausflugspunkt geschaffen und drohte zu verfallen. Einst konnte man sich an einer Quelle erfrischen, die inzwischen jedoch vertrocknete. Die mit Natursteinen gemauerte Kuppel war dicht bewachsen und dadurch geschädigt. Sträucher und Bäume begannen bereits aus der Kuppel zu wachsen. Stadtgemeinde Bad Vöslau und Bundesdenkmalamt nahmen sich der Rettung des Baujuwels an. Die Wurzeln wurden entfernt, das Gewölbe durch fachgerechte Maurerarbeiten gesichert und ein neues Fenster eingesetzt, um die statische Stabilität wiederherzustellen. Sobald die Kuppel wieder Moos angesetzt hat, bietet der Türkenbrunnen dem Besucher dann wieder den gewohnten romantischen Anblick.
Die Arbeiten wurden von der Fa. Archnet GmbH durchgeführt, das Bundesdenkmalamt hat die Stadtgemeinde bei der Finanzierung großzügig finanziell unterstützt.
Erläuterungen des Bundesdenkmalamtes
Mag. Gerd Pichler vom Bundesdenkmalamt erläutert: „Der fürstlich Dietrichstein'sche Landschaftsgarten in Merkenstein gehört zu den bemerkenswertesten Anlagen der romantischen Gartenkunst in den "Wiener Gegenden" um 1810. Selbst wenn wir bislang den Architekten nicht benennen können, der für den Aussichtsturm und den Türkenbrunnen in Merkenstein verantwortlich zeichnet, so begegnet uns in diesen Bauten ein äußerst fortschrittlicher Künstler seiner Zeit, der die Anregungen des französischen Revolutionsklassizismus in seine Formensprache bedingungslos übernommen hat. Er reduzierte seine Gartenarchitekturen auf geometrische Grundformen - Kugel, Zylinder, Hexaeder, die maximale Vereinfachung der architektonischen Sprache. Es ist nicht übertrieben, diese 200 Jahre alten Gartenarchitekturen in ihrer Schlichtheit als Vorläufer der modernen Architektur zu bezeichnen.
Statische Schäden haben dem Türkenbrunnen in den letzten Jahrzehnten schwer zugesetzt, sodass seine Erhaltung akut gefährdet war. Die Restaurierung des Türkenbrunnens, in dessen Kuppelgewölbe zwei tief ausgebrochene Löcher klafften, die nun als Rundfenster wieder ihre ursprüngliche Form bekommen haben, festigen das statische Gefüge des Bauwerks. Durch den gemeinsamen Einsatz der Stadtgemeinde Bad Vöslau und des Bundesdenkmalamtes sollte es gelungen sein, dass dieses einzigartige Gebäude noch für künftige Generationen in seiner würdig gealterten Form die Erinnerung an die einstige Gartenanlage um die Ruine Merkenstein aufrecht erhält.“
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