"Tante Sophie" starb 99-jährig
Eine große Badenerin ist nicht mehr: Am 22. Februar wurde Sophie Marina Ruef zur letzten Ruhe begleitet. Ein Nachruf von AUGUST BREININGER
Sophie Marina Ruef, von alten Badenern liebevoll „Tante Sophie“ genannt, verstarb im 99. Lebensjahr in ihrem Haus am Kaiser Franz Josef Ring im Kreise ihrer Verwandten.
Viele Prominenten in der Familie
Und sie hatte deren viele. Entstammte sie doch der Badener Familie Gorgias, welche wiederum griechische Wurzeln besaß. Ihr Bruder Konstantin war Fahrschulbesitzer, seine Gattin Gertrude langjährige Redakteurin der Badener Zeitung und sein Sohn Alexander „Xandi“ Gorgias bunter Mittelpunkt unserer Jugendzeit und der Badener Szene in den 60er und 70er Jahren, Tennis-As und ORF- Sportreporter. Sophies Großvater brachte es sogar zum Bürgermeister. Nach ihm ist die Breyerstraße benannt.
Der Familie ihrer Schwester, der Mittelschullehrerin Prof.Czerny, entstammen die Söhne Walther und Michel sowie die schon relativ jung verstorbene Tochter Mareni Matter.
Sophie Ruef, so hieß sie nach ihrer zweiten Ehe, war in der Tat ein Allround- Talent und bis ins hohe Alter ein gern gesehener Mittelpunkt der Badener Gesellschaft und strahlte noch über 90-jährig die Schönheit ihrer Jugendzeit aus.
Schauspielerin, Mannequin, Autorin
Ihre Lebensleistung kann sich sehen lassen: Absolvierte Reinhardt-Seminaristin mit Debut als Grillparzers Sappho am Badener Stadttheater ( O – Ton Sophies: „ Ich sag dir, ich hab´ hier eine Sappho hingelegt, die liegt heute noch dort…“), Mannequin und Modeberaterin bei Adelmüller nach ihrer Hetzendorfer Schulausbildung, Leiterin von Modereferaten in der Wirtschaft und Chefin des Wollreferats der Industrie auch international. Daneben noch Autorin mehrerer Bücher wie etwa ihrer 1988 erschienene und im gleichen Jahr im Rahmen der Mohr- Meetings präsentierten „Zweiten Haut“, Zeitzeugin und unbestechliche Kulturkritikerin in allen Kunstfragen ( 0-Ton: „Den´ G´schupften Ferdl ´darf man nicht vom Blatt lesen, man muß ihn auswendig singen…“), sowie ihre Liebe zum Zonta Club Baden, dem sie als Seniorin mit moderner Einstellung zur Emanzipationsfrage Instanz und Mitglied zugleich war, wie Frau Presoly an der Bahre zum Ausdruck brachte und und und….
August Breiningers Erinnerungen
Relativ spät, aber zum Glück nicht zu spät, sind wir Freunde geworden, denn sie verstand sich mit meiner Frau besonders gut. Auch lange nach ihrem 90. Geburtstag trafen wir sie regelmäßig als regelmäßige Besucherin unseres Hausberges, dem Eisernen Tor, das sie noch vor zwei Jahren routiniert bezwang.
Im Juni 2004 beschloss sie einen schönen Brief an mich mit den Zeilen: „ Ich werde auch weiterhin eine loyale Bürgerin dieser Stadt sein…“ Daran hatte ich nie Zweifel.
Saint-Exuperys Worte könnten genauso von Sophie Ruef stammen: Wenn ihr mich sucht, so sucht mich in Euren Herzen…
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