Tierschutz-Drama um Film-Bär Dima

- hochgeladen von Gabriela Stockmann
Film-Bär Dima, benannt nach seinem Besitzer Dimitri, steckte am Mittwoch in einem schrottreifen Lkw mit portugiesischem Kennzeichen, der auf der A 21 beschlagnahmt wurde. Die Polizisten staunten nicht schlecht, als ihnen beim Öffnen des Anhängers ein Bär ins Gesicht schaute.
Tier mit Papieren
Der Bär hat Papiere: Geboren am 1. Jänner 1994, Heimatland Spanien, männlich, 250 Kilo. Sein Besitzer und Namensgeber spricht Spanisch und Englisch: Der Bär werde von Spanien in die Ukraine gebracht, wo mit ihm ein Film gedreht werden soll. Dima sei von Geburt an als Zirkus-Bär abgerichtet worden. Die 4.000 Kilometer-Fahrt für den Bären ist genehmigt, er lebt derweilen in einem Käfig im Anhänger des Monster-Lkw. Der Badener Amtstierarzt bescheinigt dem Bären „guten Zustand“.
Der kaputte Lkw wird zur Reparatur auf einen Parkplatz bei Alland gebracht. Vor Fernsehkameras wird der Bär entladen und führt mit seinem Spielpartner, einem Schäferhund, Kunststücke vor, die abends via Bildschirm ganz Österreich entzücken. Er spielt Trompete, tänzelt und macht spaßhalber Drohgebärden. Einen Tag später, am Donnerstag, ist's nicht mehr ganz so lustig
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Polizei-Großaufgebot
Der Parkplatz ist am Nachmittag von 15 Polizisten bewacht. „Warum so ein Aufgebot?“, frage ich Thomas Heinreichsberger, Öffentlichkeitsreferent der Polizei, vor Ort. „Die Polizei soll die Abfahrt des reparierten Lkw samt Bär sicherstellen“. Der Blick des Polizisten wandert in eine Ecke, wo fünf Tierschützer der "Vier Pfoten" in roten Jacken zusammenstehen, diskutieren und telefonieren. Werden sie demonstrieren? Sich gar an den Lkw anketten? „Wir sind ja keine Aktivisten“, sagt Birgit Leber. „Wir verlangen nur, dass der Bär ordentlich untersucht wird“, ergänzt "Vier Pfoten"-Tierarzt Dr. Amir Khalil. „Denn rein vom Anschauen kann man den Zustand nicht beurteilen. Der Bär hat schlechte Zähne und ist auf einem Auge blind.“ Besorgt ist auch Tierarzt Dr. Hermann Hofer vom Wiener Tierschutzverein. Die Tierschützer wollen den Bären eigentlich aus dem Lkw "herausstreiten" und ihn im Bärenwald Arbesbach im Waldviertel artgerecht pflegen.
Polit-Intervention
Inzwischen haben die Mechaniker der Firma Plam aus Trumau alles repariert, der Anhänger wird geschlossen, die Nummerntafeln wieder montiert. Die Fahrt soll weitergehen. Die Tierschützer rufen aber jetzt noch Landesrat Pernkopf (ÖVP) an. Er veranlasst, dass doch noch ein unabhängiger Bärenexperte vom Tiergarten Schönbrunn den Bären begutachten soll. Lange Gesichter bei den Polizisten. Sie müssen jetzt noch länger „Wache schieben“. „Eigentlich sollen wir Räuber fangen“, wird gemurrt.
Vor Ort ist auch Elisabeth Ballmüller, eine private Tierschützerin aus Enzesfeld. „Mich interessiert, was da los ist“, sagt sie - und: „Alles aufgebauscht! Der Bär ist doch total in Ordnung. Die Tierschützer sollten sich mehr um die Schlachthöfe kümmern.“ Zirkusdirektorin Elisabeth Schneller (Zirkus Pikard) sagt zur Dressur-Problematik: "Wildtier-Nummern sind in Österreich seit 2005 verboten. Dabei ist eine gute Dressur eine sehr sensible Sache. Über das Fernsehen hatte ich den Eindruck, dass dieser Bär sicher viel Liebe bekommen hat."
Der Schönbrunner Bären-Experte ist allerdings dann nicht ganz dieser Ansicht. "Er fordert wie die "Vier Pfoten" eine klinische Untersuchung des Tieres - mit Blutprobe, Schädelröntgen und mehr", sagt Birgit Leber (Vier Pfoten). "Leider gibt es aber keine rechtliche Handhabe, dies vor Ort zu erzwingen."
17:30 Uhr: Der Lkw darf seine Fahrt gegen Osten fortsetzen. Der Lichtblick: In der Ukraine soll der Bär seine genaue Untersuchung bekommen, die "Vier Pfoten" werden den Fall weiter betreuen.
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