Vöslauer Imam kann den ganzen Koran auswendig
Am 25. Oktober war Tag der offenen Tür in Österreichs Moscheen, auch in der Vöslauer Moschee, die vom türkisch-islamischen Verein ATIB betrieben wird. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren hielt sich der Andrang diesmal in Grenzen, Imam Hizir Uzuner betont aber: „Bei uns ist jeden Tag offene Tür.“ Seit einem Jahr teilen sich Imam Uzuner und der neue junge Imam Sadi Koca die täglichen fünf Gebete. Uzuner hat das Vorrecht auf das große Freitaggebet – er predigt auch auf Deutsch.
Imam im Deutschkurs
Der seit einem Jahr in Bad Vöslau amtierende neue Imam kommt aus Ankara und lernt erst Deutsch. Er gilt aber als einer der begehrtesten Imame, trägt er doch den Titel eines „Hafiz“.
Das bedeutet, dass er alle ca. 600 Seiten des Koran auswendig kann. „Ich konnte das schon mit 13. Zwei, drei Jahre habe ich gebraucht, um die Seiten auswendig zu lernen, täglich vier Stunden habe ich studiert. Auch jetzt muss ich regelmäßig wiederholen, um nichts zu vergessen.“ Auch seine Frau Zehra, Religionslehrerin, ist Hafiza. Auch sie hatte mit 13 schon den ganzen Koran intus. „Im Kindesalter lernt man leichter auswendig“, erzählen beide. Deshalb werden viele ganz junge Menschen Hafiz - und sind dann begehrte Vortragende während der Gebete. Imam Uzuner, selbst kein Hafiz, spielt in einem Nebensatz auf aktuelle Koran-Debatten an: „Sollten einmal alle Medien – wie Bücher oder Internet – zerstört werden, dann gibt es genug Menschen, die unsere Heilige Schrift neu niederschreiben könnten.“
Was ist ein Hafiz? (Quelle: Wikipedia)
Als Hāfiz (arabisch حافظ, DMG ḥāfiẓ von حفظ / ḥafiẓa / ‚behüten‘; Plural حفاظ / ḥuffāẓ) bezeichnet man im Arabischen eine muslimische Person, die den gesamten Koran auswendig gelernt hat und oft auch zu bestimmten Gelegenheiten Abschnitte daraus rezitiert. Dieser Vortrag folgt Aussprache- und Intonationsregeln und ist dadurch eine Art Sprechgesang.
Ein Hafiz ist unter Muslimen sehr geachtet, da er nach ihrem Verständnis das Wort Gottes verinnerlicht hat. Blinde und andere körperlich Behinderte wurden und werden oft Hafiz und können auf diese Weise hohes Ansehen erreichen. Frauen, die den gesamten Koran auswendig rezitieren können, werden Hāfiza genannt.
Wegen seiner Reime und Metrik ist der Koran im Verhältnis zu seiner Länge relativ leicht erlernbar. Arabische Biografien geben traditionellerweise das Alter an, in dem ein Gelehrter Hāfiz (und später Imam, „Vorbeter“) wurde. So soll der Historiker at-Tabarī bereits mit sieben Jahren den Koran auswendig gelernt haben und mit acht Vorbeter geworden sein. Der persische Dichter Hafis erhielt seinen Ehrennamen, weil er mit acht Jahren den Koran auswendig konnte.
In Tadschikistan ist der Hāfez (auch Hôfiz) ein professioneller Barde, der Verse der klassischen persischen Dichtkunst vorträgt und sich auf der Langhalslaute dombra begleitet. Er ist vergleichbar mit dem usbekischen Baxşi und dem türkisch-aserbaidschanischen Aşık.
Details zum Koran
Der Koran ist ein viel diskutiertes Buch. Er umfasst 114 Abschnitte (Suren), in arabischer Reimprosa. Muslimen gilt er als Offenbarung Gottes (Allah) an Prophet Mohammed, "Ungläubigen" als 1400 Jahre alte "Dichtung". Zurzeit wird über öffentliche Koranverteilung debattiert. In Wr. Neustadt wurde ein Verteilstand nicht bewilligt. Die FPÖ will gar ein Verteilverbot in Österreich.
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