Von Notgroschen und Silberschätzen
Brigitte Pechhacker betritt den Eurobus am Schlossplatz. In der Hand hat sie mehrere Plastiksackerl, durch die es spannend silbrig glitzert. Sie leert den Inhalt auf den Tisch vor Karin Reiter und Sonja Luhn. Münzen aller Art kommen zutage: 500er-Münzen, verschiedene 10 Schilling-Münzen mit mehr und weniger Silbergehalt, Fünfer und 1 Schilling-Münzen. Auch ein paar Casino-Jetons sind darunter, die werden von den beiden Nationalbank-Mitarbeiterinnen aussortiert.
„Vor drei vier Monaten hab ich den Silberschatz im Haus der Eltern, das wir gerade renovieren, gefunden. Ich hab mich erinnert, dass ich früher zum Geburtstag silberne 500er geschenkt bekam, vom Patenonkel oder vom Opa. Ich hab sie gesammelt und vergessen.“ Naja, von „Schatz“ zu reden ist freilich etwas übertrieben, aber ein paar Luster für das renovierte Haus gehen sich schon aus.
Die Münzen werden eingezogen, Brigitte Pechhacker bekommt den Gegenwert in Euro an der Kasse ausbezahlt. Und die nächste Kundin betritt den Bus – sie leert massenweise 5 Groschen- und 2 Groschen-Stücke in den Zählapparat. Die Frau trennt sich nur wehmütig. „Ich habe meine Notgroschen lange zurückbehalten, jetzt muss ich sie einlösen, ich brauche das Geld.“
Tatsächlich einen Schatz – 56 alte Tausender – brachte eine Frau schon vor ein paar Stunden vorbei, die höchste Summe an diesem Tag.
„Viele Leute finden das vergessene Geld einfach in alten Häusern, in alten Jacken und sogar unter der sprichwörtlichen Matratze!“, schmunzelt Sonja Luhn. 400.000 Schillinge im Gegenwert von knapp 29.000 Euro wurden am verregneten 11. September nach Bad Vöslau getragen.
Seit immerhin 12 Jahren gibt es nun schon den Euro, voriges Jahr wurde mit der Einführung der neuen „Europa-Serie“ begonnen: als erstes wurde die 5 Euro-Note ersetzt, seit 23. September werden die neuen 10 Euro-Banknoten ausgegeben. Die Scheine werden sich ebenfalls schwerer und dicker anfühlen und fälschungssicherer sein. Die Motive bleiben übrigens „anonym“: Alle Euro-Banknoten zeigen fiktive Bauwerke aus verschiedenen kunstgeschichtlichen Epochen. Dies deshalb, um keines der Länder der Euro-Zone sich benachteiligt fühlt.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.