Laufbericht Hutwisch - Berglauf

- hochgeladen von Hans Stockinger
Liebe LauffreundInnen,
nach dem unerwarteten 3. Platz in meiner Klasse beim "Hitzelauf" auf die Hohe Wand am 30.6. war ich voll motiviert, endlich auch den Hutwisch-Berglauf in Angriff zu nehmen. Ich hatte ja schon einige Berichte darüber gehört und auch wenn er von der Papierform her einfacher scheint als der Hohe Wand Lauf (5,5Km Länge und 430Hm statt 6,5Km Länge und 630Hm) sollen es die 100 Stufen auf die Aussichtswarte am Gipfel ordentlich in sich haben.
Natürlich war ich neugierig und habe die Ergebnisliste des Vorjahres studiert um ungefähr abschätzen zu können, was für eine Zeit und welcher Platz für mich möglich sein könnte. Und da deuteten sowohl meine persönliche "Hochrechnung" als auch Vergleichszeiten von Leuten die ich kenne auf etwa 37-38 Minuten hin, was letztes Jahr einen Platz zwischen 7 und 10 bedeutet hätte. Hmmmm ... nicht berauschend, anscheinend nahmen einige starke Läufer meiner Altersklasse am Hutwischlauf teil. Aber egal, ich wollte ja die Strecke
kennenlernen, den Lauf genießen und die angeblich so tolle Aussicht vom Hutwisch erleben.
Am Samstag um 10 Uhr stehe ich also gemeinsam mit etwa 70 weiteren LäuferInnen am Start, die Sonne strahlt vom blauen Himmel aber es ist viel
angenehmer als die 34° eine Woche zuvor bei der Hohen Wand. Die letzten Tips von erfahrenen Hutwisch-Läufern sind eingeholt, die Haare naß zwecks Kühlung auf den ersten Kilometern und es geht LOS!
Zunächst in moderatem Tempo durch Bad Schönau, dann flach durch den hübschen Park - der Weg hier verleitet eigentlich dazu, Gas zu geben ... aber vor mir laufen Leute von denen ich weiß daß sie schneller sind als ich. Die werden schon wissen warum sie sich zurückhalten und die Lehre aus Leobersdorf hab ich nicht vergessen, also bleib ich schön brav hinten und spare meine Kräfte. Bald wird auch klar warum - die Strecke geht in einen Waldweg über der doch ordentlich bergauf geht, für mich aber problemlos zu laufen ist. Die Schnelleren vor mir setzten sich jetzt unaufhaltsam ab - sollen sie, ich such mir hier mein eigenes Tempo, solche Verhältnisse taugen mir ja durchaus, es ist so ähnlich wie am Anninger. Auch wenn´s nur mittelsteil
ist (kein Vergleich mit der Hohen Wand, die ist schlicht brutal steil) stelle ich erstaunt fest, daß einige Läufer hier GEHEN! Kommt für mich nicht in Frage, ich hab mein Tempo gefunden und lauf locker bergauf, langsam an den Gehern vorbei, mal steiler, mal flacher, immer angenehm im Schatten auf Wald- und Hohlwegen über Wurzeln und Steine, quere Lichtungen, ab und zu fällt das Sonnenlicht gedämft durch die Blätter - herrlich, das macht richtig Spaß! Km2, Km3, ich schau nicht mal auf die Uhr, die Zeit ist unwichtig, ich bin im grünen Bereich und daran will ich nichts ändern, die Anderen sind mir egal. Naja, fast.
Irgendwann geht ein junger Typ in Blau langsam an mir vorbei und stört damit meine Idylle. Ich mein, der ist zwar sicher nicht meine Altersklasse aber soll ich ihn so einfach ziehen lassen? Das ist doch eigentlich auch ein Rennen ... bis zum Ziel sind´s höchstens noch 2Km und mir geht´s sehr gut ... also geb
ich ihm zunächst 50m Vorsprung, behalt in aber im Auge. Wenig später geht die Steigung in ein leichtes Gefälle, dann in eine ebene Waldstraße über. Kein Problem für mich da das Tempo zu steigern ... und dem Blauen näherzukommen. Jetzt nur nicht übertreiben, 1Km geht´s ja noch und dann wartet der Turm. Also Tempo halten, das reicht zum Aufschließen, dann ganz locker vorbei, jawohl! 500m vor dem Ziel beginnt wieder eine Steigung, da stehen ein paar Leute und feuern den Typ hinter mir an. Verflixt, das ist offensichtlich einer aus der Gegend ... der wird jetzt total motiviert hinter mir her sein! Ich zieh das Tempo ein wenig an damit er nicht allzu leicht aufschließen kann, hör ihn aber doch hinter mir. Mist, wie soll ich jetzt meine
Kräfte zwischen den letzten 200m und dem Turm einteilen damit ich vorne bleib? Zurückschauen will ich nicht, also versuch ich auf Gehör die Distanz zu halten ... endlich der Turm! Die Kernstockwarte, 22m hoch, gut 100 Stufen, alle paar Meter eine kleine Plattform. Davor wieder viele Leute die jubeln und anfeuern - meinen die mich oder den hinter mir? Egal, ich bin als erster bei den Stufen ... verd... wie rennt man denn da am besten rauf? Die Stufen sind recht hoch und schmal, man muß ziemlich aufpassen, 2 auf einmal zu nehmen schaff ich laufend auf Dauer nicht, jede Stufe einzeln nehmen ist auch Mist denn da zappelt man wie verrückt und kommt nicht weiter also doch jede zweite aber gehen? Zu langsam, mir sitzt doch der Typ im Nacken ... also eine Mischung aus Laufen und Gehen, immer mit 2 Stufen ... bei der 4. Plattform ein schneller Blick zurück - pffff, der Typ ist erst bei der 3. Plattform, das schaut gut aus, weiter so ... noch ein paar mal um´s Eck, nebenbei nehm ich die Läufer wahr die schon wieder runtergehen und mich anfeuern, keuche im vorbeirennen "Danke" und hab´s geschafft! Oben! Ein paar Sekunden nach mir taucht der Blaue auf, keucht so wie ich. Ich klopf ihm auf die Schulter, gratulier ihm und meine "Verdammt, du hast mich ordentlich gehetzt!" Daraufhin meint er "Naja, ich hab schon weiter unten gemerkt daß ich dich nicht mehr derpack wie du schneller geworden bist, ich hab nur noch versucht halbwegs dranzubleiben, überholen
war kein Thema mehr ..." ;-)
Bis zum nächsten Mal,
LG Hans
Nachtrag: Auf meine Zeit hab ich erst geschaut, nachdem sich mein Puls beruhigt hatte, dafür musste ich zweimal schauen um´s zu glauben - 35:12!! Ein Wahnsinn für mich, viel schneller als erwartet! Welcher Platz geht sich da aus ...? Bei der gemütlichen Siegerehrung im Gasthof Höhwirt erfahre ich - ich bin 4. Hmmmm ... freuen oder ärgern?? Ganz klar, ich freu mich riesig über meine Zeit, und der 3. Platz, naja, schaun wir mal nächstes Jahr, bei der Hohen Wand hab ich ihn auch erst im 2. Versuch geschafft :-)
Nachtrag 2: Der Rundblick von der Kernstockwarte ist wirklich fantastisch!
Weitere Info´s: http://www.hutwischberglauf.at/index.html


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