Mit dem Imam im Team
Vor zwei Wochen flatterte die Einladung zum Fußballturnier für Alt und Jung auf meinen Schreibtisch. „Komm, und wenn es auch dein erstes Spiel ist“, stand auf dem Papier. Schauplatz Thermenhalle in Bad Vöslau, Sonntag, 14. April. Und auch wenn es schon Jahre, Jahre her war, dass ich mein letztes Tor geschossen hatte – plötzlich packte mich die Lust, und ich meldete mich an – und war neugierig auf mich selbst. Hatte ich noch genug Kondi? Noch ein bisserl Ballgefühl?
Die Idee zu dem Turnier hatte El Habib Diarra aus dem Senegal. Er ist seit vier Jahren interkultureller Mitarbeiter an der Volksschule Bad Vöslau. „An unserer Schule sind viele Kinder und Eltern unterschiedlicher Nationalitäten – beim Sport kann man sich näher kommen“, erläutert Diarra den Grundgedanken, der bei Direktorin Claudia Sax und Elternvereinsobmann Gerhard Loos gleich viel Anklang fand. Diarra, selbst Fußballspieler, ist schließlich mit mir im „grünen“ Team – und mit seinen langen Beinen kann er so manchen Zweikampf für sich entscheiden. Mit im Team ist auch der Imam der Vöslauer Moschee, Hizir Uzunuer – ein, wie sich zeigt, begnadeter Tormann mit sensationellen Reflexen. Leider ist er in Zeitnot und kann uns nur im ersten von vier Zehn Minuten-Matches stärken. Seine Position nimmt dann Cem Firat ein, Mitarbeiter im Integrationsarbeitskreis. Und ich? Ich finde mich eher zufällig irgendwo in der Position links außen und ab und zu bekomme ich auch einen Ball. Als die einzige Frau, die an dem Turnier teilnimmt, schieße ich sogar ein Tor, allerdings ein Eigentor. Und ich bekomme sogar eine Medaille, allerdings für den sechsten und letzten Platz. Macht nix. Ein bißchen Schweiß ist geflossen, das Ballgefühl war auch noch da. Und ja, Sport verbindet. Auf der Tribüne saß die türkische neben der österreichischen Mutti, die Freundin aus Mödling neben der Ehefrau aus Kroatien. Und das anschließende Picknick im Schlosspark hatte etwas Frühlingshaftes.
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