Sonderschule ja, Inklusion ja
BEZIRK BADEN. "Inklusion ist der Nachfolgebegriff von Integration", erläutert Badens Pflichtschulinspektorin Monika Dornhofer. "Man wollte einer Verwechslung mit dem jetzt sehr oft im Migrationsbereich verwendeten Begriff Integration vorbeugen." Inklusionsklassen folgen, so Dornhofer, dem selben Prinzip wie die ehemaligen Integrationsklassen. Will heißen: Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) werden in Klassen der Regelschule unterrichtet. Die Sonderschule werde dadurch aber keinesfalls unnötig, so Dornhofer. Der wesentliche Unterschied sei, dass in der Sonderschule in Kleinstgruppen unterrichtet wird, was für bestimmte Arten von Handicaps einfach besser sei. Langzeit-Lehrerin Sissy Rosenbichler aus Baden: "In der Sonderschule können die Kinder mehr Beziehung zu ihren einschlägig geschulten KlassenlehrerInnen aufbauen als zu den stets nur punktuell erscheinenden Begleitlehrern in I-Klassen."
Nicht ohne Gutachten
Jedes Kind, das am Beginn der Schullaufbahn "Auffälligkeiten" zeigt, wird entweder auf Initiative der Eltern oder auch der Schule getestet. Mit der Diagnose stellt sich dann heraus, wo das Kind besser aufgehoben sein könnte. "Wir haben auch laufend Kinder, die aus der Sonderschule später in Inklusionsklassen überwechseln können," so die Pflichtschulinspektorin. Die Mutter eines SPF-Kindes kritisiert: "Mein Sohn war in einer I-Klasse und wurde nach ASO-Lehrplan unterrichtet. Er war unterfordert, hätte mehr leisten können. Seine Schullaufbahn ist für ihn bis heute ein Handicap. Ich hätte schon viel früher drauf drängen sollen, dass sein SPF-Status aufgehoben wird."
Im Zusammenhang mit der Bildungsreform befürchtete der NÖABB die Abschaffung der Sonderschule und startete eine Onlinepetition Pro Sonderschule, die von 13.000 unterzeichnet wurde. Der NÖABB-Sprecher für die Bezirke Baden und Mödling, Bgm. Franz Stefan Hintner, sagt: "Sonderschule heißt nichts anderes als Sonderpädagogik zu verwenden. Die Forderung nach Inklusion ist eine gesellschaftspolitische Forderung, die aber keinen Platz hat, wenn es um Kinder geht." SPÖ-Landtagsabgeordnete Karin Scheele aus Enzesfeld/Lindabrunn ist nicht ganz Hintners Meinung: "Ein Mehr an Inklusion ist in Niederösterreich möglich und notwendig. Die Einbindung von Kindern mit Behinderungen in unseren Volks- und Mittelschulen stellt einen großen Mehrwert für die gesamte Gesellschaft dar, weil es ums Voneinander-Lernen geht." Aber auch Scheele ist für die Beibehaltung der Sonderschulen und betont, dass deren Abschaffung "im Gegensatz zu manchen Behauptungen im Bildungsreformpaket nie vorgesehen war".
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