Gespräch mit Braunauer Psychologin
Fordernde Zeiten – neue Chancen
BRAUNAU (fech). Rund um die Pandemie erleben wir die zwischenmenschlichen Begegnungen anders. Warum das neue Chancen in dieser fordernden Zeit sein können, verrät die Braunauer Psychologin Monika Back.
Urinstinkt und Grundbedürfnis
Die Zeit der Pandemie zieht unweigerliche Folgen mit sich. Eine davon sind die psychologischen Folgen. „Ich erkenne in meiner Tätigkeit selbst, dass es neue Wege sind, die wir in der zwischenmenschlichen Kommunikation beschreiten müssen, weil es im Moment unumgänglich ist – aber es sind auch neue Chancen“, erzählt Monika Back, die als Verhaltenstherapeutin seit 2009 in ihrer freien Praxis in Braunau Menschen begleitet.
Berührung ist ein Urinstinkt. Denn bereits als Neugeborene haben wir alle den Berührungs-Sinn als einen der ersten entwickelt, um mit der Welt Kontakt aufzunehmen – um mit ihr in Berührung zu kommen. Berührungen sind menschliche Grundbedürfnisse.
"Öffnen wir uns anders"
Die Grundbedürfnisse an Berührungen sind allerdings vielseitig. Berührungen können auch verbal stattfinden. Berührungen, die uns gut tun, mindern Ängste und bauen Stress ab. Berührungen sind aber auch das "Eins sein mit sich selbst". Gerade jetzt sind diese eigenen Berührungen besonders wichtig für Menschen, die alleine leben. Im alltäglichen Leben diese Berührungen wahrzunehmen, öffnet unser Empfinden. Dazu gehört zum Beispiel das bewusste Eincremen oder das wohlige Hineinkuscheln in eine Decke. Doch auch die nonverbale Kommunikation berührt uns. „Ein Lachen sieht man tatsächlich in den Augen des Gegenübers“, erzählt Back weiter.
Qualität vor Quantität
Die Zeit der Pandemie fordert uns heraus, neue Maßstäbe zu setzen. Auch im physischen Umfeld, das unmittelbar zu einem psychischen wird: Wer sind die Menschen, die ich unbedingt "in echt" sehen will? „Hier ist ganz klar mein Tipp: Qualität vor Quantität“, so die Klinische Psychologin, die auch im Krankenhaus Braunau in der Abteilung "Klinik für Psychische Gesundheit" tätig ist. „Die weniger realen Kontakte sollte man deshalb umso intensiver wahrnehmen und zulassen. Sie sind wichtiger Balsam für unsere Seele“, bestätigt Back.
Neue Medien nutzen – selbst aktiv werden
Bei all jenen Menschen, die einem wichtig sind, aber die man gerade nicht "real" sehen kann, empfiehlt die Psychologin, die neuen Medien zu nutzen. „Ein Video-Chat ist eine gute Alternative – und man braucht nicht einmal eine Maske“, rät sie mit einem Augenzwinkern. Wichtig sei nur, dass man selbst aktiv wird. Man muss nicht immer warten, bis sich der andere meldet. Und ein „Überraschungs-Anruf“ tue in diesen Zeiten doppelt gut.
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