Harte Vorwürfe gegen das Kinderschutzzentrum Innviertel
Ehemalige Mitarbeiter sprechen von gravierenden Missständen. Geschäftsführerin weist Vorwürfe zurück. Recherchen der BezirksRundschau haben ergeben: Ein für kurze Zeit mittels Werkvertrag eingestellter Psychotherapeut aus Deutschland war vor Jahren in seiner Heimat wegen eines angeblichen sexuellen Übergriffes bei einer Therapie verurteilt worden und dort für die Ausübung seines Berufes gesperrt. Er ist mittlerweile wieder rehabilitiert.
INNVIERTEL (tst). In einem Mail begründeten vier ehemalige fachliche Mitarbeiterinnen des Kinderschutzzentrums Innviertel ihren Abschied damit, dass es im Verein gravierende Missstände gebe. Trotz mehrerer Versuche, diese Belange zu besprechen und zu verändern, sei es zu keiner Verbesserung gekommen, heißt es in diesem Schreiben, das an mehrere Netzwerkpartner ging.
Verein brachte Klage ein
Das veranlasste den Verein dazu, eine Klage auf Unterlassung und Widerruf der Behauptungen beim Arbeits- und Sozialgericht einzubringen. In einer ersten Verhandlung kündigten die vier Beklagten an, den Wahrheitsbeweis antreten zu wollen. Gerichtlich dürfte sich der Fall über mehrere Monate hinweg ziehen. Im Mittelpunkt der Kritik steht Alexandra Furtner-Probst, die Geschäftsführerin des Kinderschutzzentrums Innviertel. „Meine Mandantinnen werfen der Geschäftsführerin unter anderem vor, sie habe in die fachliche Arbeit eingegriffen, obwohl sie dafür überhaupt keine Ausbildung hat“, sagt Peter Vogl, der Rechtsanwalt der vier Psychologinnen. Damit sei es zu Verstößen gegen das Psychotherapeuten- und Psychologengesetz gekommen, so Vogl weiter. Furtner-Probst weist diese Vorwürfe entschieden zurück: „Diese Aussagen schaden dem Image des Kinderschutzzentrums massiv. Ich habe mir absolut nichts vorzuwerfen. Wir wollen, dass diese Rufschädigung aufhört.“
Hohe Fluktuation seit 2007
„Das einzig Positive an einer solchen Klage ist, dass die Zustände, die im Kinderschutzzentrum herrschen, jetzt vom Gericht genau durchleuchtet werden“, sagt Vogl. Es gehe dort „drunter und drüber“. Seit 2007 hätten 15 Fachmitarbeiter das Kinderschutzzentrum verlassen. „Im Prozess werden mehrere ehemalige Mitarbeiter aussagen. Das dürfte für den Verein eine ziemlich unangenehme Sache werden“, so Vogl.
Schaden in der Öffentlichkeit
Rechtsanwalt Wolfgang Lamprecht vertritt das Kinderschutzzentrum Innviertel vor Gericht. „Die unwahren Aussagen der ehemaligen Mitarbeiter fügen dem Kinderschutzzentrum in der Öffentlichkeit einen hohen Schaden zu. Es gibt zwar die Behauptung, dass es Missstände gebe, aber welche das sein sollen, wird nicht gesagt. Für mich sind diese Aussagen in keinster Weise nachvollziehbar. Es entsteht der Eindruck, dass auf Biegen und Brechen irgendetwas konstruiert worden ist.“ Ein mulmiges Gefühl habe er keineswegs. „Der Verein kann darlegen, dass alles ordnungsgemäß abgelaufen ist“, so Lamprecht. Die nächste Verhandlung findet voraussichtlich Ende Jänner statt. „Meine Mandanten werden den Wahrheitsbeweis für die dort herrschenden Missstände antreten“, kündigt Peter Vogl an.
Verurteilter Therapeut hatte Werkvertrag
Auch nach der Kündigung der vier Psychologinnen im Sommer 2012 verließen schon wieder eine Psychologin und ein Psychotherapeut das Kinderschutzzentrum Innviertel. Recherchen der BezirksRundschau haben ergeben: Der für kurze Zeit mittels Werkvertrag eingestellte Psychotherapeut aus Deutschland war vor Jahren in seiner Heimat wegen eines angeblichen sexuellen Übergriffes bei einer Therapie verurteilt worden und dort für die Ausübung seines Berufes gesperrt. Er ist mittlerweile wieder rehabilitiert. Nach kurzer Zeit hat der deutsche Psychotherapeut das Kinderschutzzentrum Innviertel aber wieder verlassen.
Bezirkshauptmänner mit der Situation unzufrieden
Nicht sehr glücklich mit der aktuellen Situation ist Rieds Bezirkshauptmann Franz Pumberger. "Wir bedauern, dass es Konflikte gibt, die jetzt über das Gericht ausgetragen werden. Ich hoffe, dass sich die Sache wieder beruhigt und die Jugendwohlfahrt weiterhin auf die Unterstützung des Kinderschutzzentrums setzen kann." Derzeit sei eine Zusammenarbeit noch gegeben. Anders der Fall in Schärding: "Aufgrund der Personalprobleme können wir derzeit keine Klienten vermitteln", betont Schärdings Bezirkshauptmann Rudolf Greiner. Wenn das Kinderschutzzentrum Innviertel das Problem in den Griff bekommt, werde man natürlich wieder an eine Zusammenarbeit denken.
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