Leserbrief
Raus ins Grüne
"Bewegung und Erholung in den grünen Oasen der Stadt", diese Empfehlung zum Frühlingsbeginn ist in der neuesten Ausgabe der Braunauer Stadtnachrichten zu lesen. Weiters wird über das Anlegen von Blumenwiesen auf öffentlichen Grünflächen, wie den Inseln der Kreisverkehre, berichtet, um den Lebensraum für Mensch und Tier in der Stadt zu verbessern.
Schöne Worte, die jeden umweltbewussten Bürger freuen. Die Realität allerdings schaut ganz anders aus, wie ich kürzlich bei einem Spaziergang in das Braunauer Naherholungsgebiet feststellen musste. Mein Weg führte über die Kriechbaumstiege, den Inndamm, zum städtischen Augut bis zur Enknachleite. Was ich da sehen musste, hat mit Erholung im Grünen wenig zu tun, vielmehr mit Ärger über Verwüstung, Chaos und Naturzerstörung ärgsten Ausmaßes. Vom einst schönen, schattigen Auwald, in dem man immer die ersten Frühlingsblumen entdecken konnte, ist nicht viel übrig geblieben. Weite kahle Flächen mit großen Baumstümpfen, einigen scheinbar vergessenen Baumfragmenten, dafür riesige meterhohe Holzstapel und Reisighaufen prägen heute das Bild.
Mich befiel verständnisloses Entsetzen und ich frage mich, wie man in einer Zeit, in der alle Medien vor dem bedrohlichen Rückgang der Artenvielfalt von Flora und Fauna durch den Verlust ihres Lebensraumes warnen, einen derart brutalen Raubbau an der Natur begehen kann. Dabei ist der städtische Auwald keineswegs ein Einzelfall. Man begegnet dem systematischen Kahlschlag, der mit dem vielzitierten Eschensterben sichtlich nichts zu tun hat, an vielen Stellen im Umkreis unserer schönen Stadt. Man kann die Folgen des Abholzungs- und Säuberungswahnes an fast allen Gewässer- und Straßenrändern bestaunen, wie an der Enknach in Ranshofen, der Innböschung Braunau-Laab, dem Ufer des Stechlweihers und Stadtbaches in Haselbach, dem AMAG-Schutzwald an der B156 und so weiter. An die kahlrasierten Dammböschungen des beliebten Innradweges hat man sich ja schon gewöhnt, aber auch hier wurde Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen unwiederbringlich vernichtet, vom angenehmen Schatten für Wanderer und Radfahrer ganz zu schweigen.
Es wäre mehr als wünschenswert, dass bei den verantwortlichen Stellen endlich ein Umdenken zugunsten des Natur- und Umweltschutzes stattfindet und der Wald nicht nur als Lieferant von Holz und Hackschnitzeln gesehen wird, sondern als unverzichtbarer Bestandteil einer lebenswerten Umwelt für alle.
Leserbrief von
Monika Würflingsdobler
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