Angeklopft im Schloss Pfaffstätt
Von Schlossgespenstern und Ehrengästen
Seit 20 Jahren bewohnt die Salzburger Familie Jakob das Schloss in Pfaffstätt bereits. Wir haben mal bei den "Schlossherren" angeklopft und einen Blick in ihr Heim geworfen.
PFAFFSTÄTT (kat). "Wenn ich als Kind im Fernsehen ein Schloss gesehen habe, dachte ich immer: Ja, so ist es eigentlich eh bei mir auch", erzählt Sarah Jakob. Gemeinsam mit ihren Eltern und ihren drei Geschwistern ist sie vor 20 Jahren ins Schloss nach Pfaffstätt gezogen.
Ein Haus mit Geschichte
1500 wurde das Gebäude als Wasserschloss erbaut. Im 18. Jahrhundert wurde von es von Maria Gräfin von Wartenberg in ein Landschloss umgebaut. Die Pläne dafür stammten vermutlich vom Barockmeister Fischer von Erlach, der den Wassergraben zuschütten ließ. Nach zahlreichen Besitzerwechseln wurde es im 19. Jahrhundert von Adolf Graf Peckenzell erworben: Er verlieh dem Anweisen bei einer Renovierung sein heutiges Aussehen. Die letzten adeligen Bewohner der Räumlichkeiten waren Prinz Max zu Schaumburg-Lippe und seine Gattin Prinzessin Helga-Lee, die 2005 verstarb. Noch vor dem Tod der Prinzessin kaufte ein Mattighofner Fabrikant das Schloss. Seit 2001 ist es im Besitz der Familie Jakob. "1789 nächtigte auf dem Durchmarsch der spätere Sieger von Aspern, Erzherzog Karl von Österreich im Schloss", erzählt Barbara Jakob.
Prunkvolle Räumlichkeiten
Durch eine große Holztür gelangt man in das einladende Vestibül, den Vorraum des Schlosses. In dessen Mitte befindet sich ein runder Tisch. "Früher oder später stehen unsere Gäste dann immer im Kreis in diesem Raum und unterhalten sich", erzählt Aaron Jakob. Im Vorraum befindet sich außerdem ein Flügel, auf dem gemeinsam musiziert wird, ein Kamin und traditionellerweise ziert der Weihnachtsbaum den Raum. Vom Vorraum gelangt man in den Essbereich mit einem großen Holztisch und dazu passenden schweren Holzstühlen. Auf den belederten Lehnen ist das Wappen eines Adelsgeschlechts abgebildet. "An Weihnachten essen wir eigentlich zu 18. hier am Tisch", erzählt Aaron Jakob. Rechts des Essbereichs gelangt man in eine große und einladende englische Küche. "Wir haben eine Weile in England gelebt und deshalb wollte ich dann auch gerne so eine Küche haben", erinnert sich Barbara. Die Küche gehört zum Wohnbereich der Familie, der sich eigentlich im oberen Stock befindet und nicht Teil der Führung war.
Der untere Bereich der Räumlichkeiten wird für Feiern wie Hochzeiten, Geburtstagsparties oder Theateraufführungen vermietet. "Auch die Küche kann man bei Bedarf mieten. Das ist allerdings nicht im Preis inkludiert", erzählt Barbara Jakob. 1.000 Euro werden pauschal als Miete verrechnet, benutzt werden kann dabei der Garten ebenso wie die unteren Räumlichkeiten, außer der Küche. Die Vorbereitungen, wie etwa Bestuhlung sowie die anschließende Reinigung, sind im Preis enthalten.
Links vom Essbereich befindet sich das "Türkische Zimmer": Ein großer Billiardtisch bildet das Zentrum des Raums. Im hinteren Bereich, der durch einen türkisch-angehauchten Goldbogen vom Rest getrennt wird, befinden sich orientalisch anmutende Sitzgelegenheiten. Wie in jedem anderen Raum des Hauses steht auch in diesem ein großer Kamin. "Wir heizen allerdings nicht mit ihnen", erzählt Aaron Jakob.
Neben dem "Türkischen Zimmer" befindet sich noch ein kleinerer Raum, der ursprünglich als Raucherzimmer gedacht war. "Hier wird oftmals die Hochzeitstorte platziert", erzählt Barbara.
Im Schloss stehen außerdem einige Gästezimmer zur Verfügung. "Prinzessin Helga-Lee erzählte, dass sie zwar sehr gerne Gäste hatte und rauschende Feste gefeiert hatte. Doch übernachten durfte nie jemand im Schloss", weiß Barbara Jakob. Sie und ihre Familie freuen sich aber immer über Gäste im Haus.
Spuk im Schloss
Im Pfaffstätter Schloss gibt es, wie in wohl jedem anderen dieser Welt, ein Schlossgespenst. "Wir verstehen uns aber recht gut mit ihm", lacht Schlossherr Aaron Jakob. Als in der Bibliothek, die heute auch als Aarons Arbeitszimmer dient, noch geraucht wurde, trug sich eine seltsame Begebenheit zu:" Plötzlich sahen wir im aufsteigenden Rauch ein Gesicht. Das war schon etwas gruselig. Aber, das ist halt das Schlossgespenst", lacht der Unternehmer. An das Knarzen des Holzes musste sich die Familie ebenfalls anfangs erst gewöhnen. Den Geist vermuteten sie aber nicht dahinter. "Wir haben einfach anfangs sehr viel geheizt. Das Holz hat sich dann zusammengezogen", erzählt Barbara.
Vollzeitjob als Schlossbesitzer
Die rund 1.000 m² Wohnfläche sowie der große Garten, der Park und die umstehenden Gebäude, sind äußerst kosten- und zeitintensiv. "Ich bin eigentlich ständig rund ums Haus herum beschäftigt. Es ist schon ein Vollzeitjob", erzählt Barbara. Vor allem Renovierungs- und Umbauarbeiten fallen in den alten Gemäuern an. "Die Arbeit geht nie aus", so die Schlossherrin. Da sie anfallenden Tätigkeiten aber mit großer Leidenschaft erledigt, falle ihr der enorme Aufwand nicht immer auf. "Natürlich hat man mal weniger Lust als sonst, aber das ist in jedem anderen Job doch auch so", schmunzelt Barbara.
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