Ein Geben und Nehmen
Zeittausch als Erfolgsmodell

- Geholfen wird beispielsweise im Haushalt oder bei der Gartenarbeit.
- Foto: Bradić (YAYMicro)/panthermedia.net
- hochgeladen von Barbara Ebner
Zeitbank: Dahinter steckt Nachbarschaftshilfe, bei der Zeit als Gegenleistung dient – ein Tauschgeschäft.
BEZIRK BRAUNAU, MUNDERFING (ebba). In der Gemeinde Munderfing wurde kürzlich die siebte Zeitbank im Bezirk Braunau etabliert. Herausgebildet hat sich diese aus einem Agenda-2030-Zukunftsprozess. „Hierbei war Nachbarschaftshilfe ein Thema. Wegen der leichteren Kommunikation unter den Helfern, und auch aus versicherungstechnischen Gründen, entschied man sich für eine Vereinsgründung“, erklärt Gerold Stadlinger. Der pensionierte Gemeindearzt ist Obmann der neuen Zeitbank in Munderfing.
Er erklärt, warum es eine Zeitbank braucht: „Unsere Gesellschaftsstruktur hat sich verändert. Das ‚Mehrfamilienhaus‘ wird immer seltener, die Kinder wohnen weit weg. Ein Haus ist zu verwalten, der Partner verstorben und Einsamkeit zieht stattdessen ein. Hinzu kommen Ängste, sich nach außen zu öffnen. Ich habe diese Lebenssituationen in meiner Praxis sehr oft erlebt. Da ist es gut, wenn man leicht Hilfe bekommen kann, so man sie braucht.“
Dabei ist es ihm wichtig zu betonen, dass man eine Zeitbank nicht als Konkurrenz zu bestehenden gewerblichen Betrieben sehen darf. „Es werden ja nur einfache Hilfeleistungen des Alltags durchgeführt.“ Das Modell erhöhe jedenfalls die Lebensqualität der älteren Mitmenschen.
Wie es funktioniert
Das Prinzip einer Zeitbank ist schnell erklärt: Eine Person leistet beispielsweise zwei Stunden Dienstleistung an ein anderes Zeitbank-Mitglied. Im Gegenzug bekommt er diese auf seinem Konto gutgeschrieben. Bei Bedarf kann das Mitglied die angesparte Zeit abrufen. Beim Nutzer, der die Hilfe beansprucht hat, werden zwei Stunden abgezogen. Als Währung dient in diesem System somit einzig Zeit. Es ist ein Tauschgeschäft, das komplett ohne Geldfluss auskommt. Im Vordergrund steht Gemeinnützigkeit und soziales Miteinander. Gefragte Hilfsangebote, die gerne in Anspruch genommen werden, sind etwa Unterstützung im Haushalt und Garten, aber auch Fahrten zum Arzt, mal auf die Kinder oder Haustiere aufpassen, Hilfe am PC und vieles mehr.
Miteinander, füreinander
„Wir haben aktuell circa 40 Mitglieder“, erklärt der Obmann der neuen Zeitbank Munderfing. Als Vereinsmitglied anmelden kann man sich entweder beim Obmann selbst oder bei den anderen Vorstandsmitgliedern, Sandra Adam, Anneliese Dohr oder Elfi Stadlinger. Zielgruppe der Zeitbank sind hauptsächlich Senioren. „Wir brauchen aber auch jüngere, rüstige Helfer, um möglichst viele verschiedene Dienste anbieten zu können. Das Motto lautet ‚Miteinander, füreinander‘. Jeder Mensch hat mindestens ein Talent, mit dem er Mitmenschen unterstützen kann“, ist sich Stadlinger sicher.
Seite an Seite stehen
Profiteure sind in erster Linie Ältere. Die Zeitbank soll dem sozialen Rückzug und damit der Vereinsamung im Alter entgegen wirken. Es können persönliche Kontakte geknüpft werden und auch Freundschaften entstehen. Darüber hinaus gibt es ein monatliches „Z’sam sitzn“ – zum Kennenlernen und für den Austausch über Angebote und Bedürfnisse. „Durch das Modell der Zeitbank ist es möglich, länger zuhause bleiben zu können. Und für jeden von uns ist es ein erfüllendes Gefühl, sich in unserer Gesellschaft einbringen und Mitmenschen beistehen zu können“, weiß der Zeitbank-Obmann.
Zur Sache:
In diesen Gemeinden im Bezirk Braunau gibt es eine „Zeitbank“:
• Eggelsberg
• Hochburg-Ach
• Lengau
• Lochen am See
• Munderfing
• Perwang am Grabensee
• Schalchen
Mehr Infos unter: zeitbank-altjung.at



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.