Firmengründung
2021 wagten 445 den Schritt in die Selbstständigkeit
Immer mehr fassen sich ein Herz und gründen ihr eigenes Unternehmen. Trotz Corona-Krise ist die Zahl der Neugründungen leicht gestiegen.
BEZIRK BRAUNAU. „Im vergangenen Jahr wurden 398 Unternehmen neu gegründet und 47 bestehende Unternehmen übernommen“, berichtet WKO-Bezirksstellenobmann Klemens Steidl. Damit wurden im Vorjahr im Bezirk Braunau insgesamt 445 neue Unternehmen gegründet. Die meisten Gründungen gab es in der Sparte Gewerbe und Handwerk mit 182 Unternehmen, gefolgt von den Sparten Handel (138) sowie Information und Consulting (57). Auch wenn im Vergleich zum Vorjahr die Zahl beinahe unverändert bleib, zeigt sich doch ein deutlicher Aufwärtstrend. 2020 wurden im Bezirk insgesamt 441, 2019 gesamt 344 und 2018 ingesamt 311 neue Unternehmen gegründet beziehungsweise übernommen.
„Nach nun fast zwei Jahren auf und ab durch und mit der Pandemie haben sich die Gründer an die Situation weitgehend angepasst, wie die abermals leicht gestiegenen Gründerzahlen zeigen. Diese Zahlen sind ein Signal dafür, dass die Menschen in unserem Bundesland trotz aller aktuellen Sorgen und Probleme auch an ihre wirtschaftliche Zukunft glauben. Der Auftrag an uns als WKO Oberösterreich ist es, für bestmögliche Rahmenbedingungen für Gründer und Jungunternehmer zu sorgen. Digitale Beratungsangebote, ein nochmals vereinfachter Gründungsprozess und erleichterter Zugang zu Eigenkapital im UBG-Gründerfonds sind nur ein paar Beispiele für die hier erzielten Erfolge“, kommentiert WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer die Zahlen.
Shopping vor der eigenen Haustüre
Verena Feichtenschlager hat aus dem elterlichen Betrieb heraus schon mit 18 Jahren ihren ersten Laden eröffnet und ist seither selbständig tätig. Aus einem Handelsgeschäft in Mauerkirchen startete die Zweifachmama mit Schokofondues und schließlich mit einem Foodtruck auf Märkten. Mit Start der Corona-Pandemie konnte sie weder als CliniClown arbeiten noch auf Märkten oder Events verkaufen. Nachdem die Nachfrage im ersten Lockdown stieg, entstand die Idee zu einer Art von Lieferservice. Um die Idee vom „Shopping vor der eigenen Haustür“ umzusetzen, baute Verena Feichtenschlager aus Materialien, die sie Zuhause hatte, ihren Transporter zu einem fahrenden Verkaufsmobil um. Als erstes von insgesamt drei Pilotprojekten startete die „Marktfahrerei“ im Zuge des Kooperationsprojekts „Gemeinsam geht mehr“ der Wirtschaftskammer (WKO) ganz neu. „Ich bin ein Teamplayer und mir war wichtig, anderen Marktkollegen zu helfen“, betont Feichtenschlager.
Sie baute das Auto nochmals komplett neu aus und holte sich Partner mit an Bord, um diesen so gut als möglich unter die Arme zu greifen. Der Fokus bei den ausschließlich handgefertigten Produkten liegt auf Umweltfreundlichkeit und Funktionalität. Der Online-Shop war von Anfang an ein Teil des Konzepts der „Marktfahrerei". Im Moment wird gerade die Website überarbeitet und an einem neuen Schauraum in Mauerkirchen getüftelt. „Hier sollen auch kleinere Ausstellungen und Events stattfinden. Ich habe viele Ideen im Kopf, die noch wachsen müssen“, so Verena Feichtenschlager.
Konsequenz und Flexibilität
Was im ersten Moment nach einem Widerspruch klingt, sind die Eigenschaften, die es laut Verena Feichtenschlager für die Selbstständigkeit braucht. „Ich bin sehr strukturiert mit einer konsequenten Zeiteinteilung. Doch ich nehme mir inzwischen heraus, meinen Tag danach zu gestalten, was sich richtig anfühlt. Und ich habe gelernt, dass es wichtig ist, Pausen zu machen.“ Es ist nicht immer leicht, den Spagat zwischen Selbständigkeit, Kreativität, Berufung und Familie zu schaffen, „Inzwischen fahren meine Kinder schon auf Märkte mit und sind meine besten Verkäufer. Das genieße ich sehr, da ich immer wieder versuche, alles zu verbinden.“ Wichtig ist auch, seine Idee weiterzuverfolgen und dranzubleiben. „Wenn es die Situation erfordert, muss man aber auch bereit sein, loszulassen und neue Wege einzuschlagen. Man muss flexibel sein, manchmal auch etwas riskieren und vieles mit Leichtigkeit und Humor nehmen. Und in einer Krise die Chance sehen und nicht den Kopf in den Sand stecken“, rät Verena Feichtenschlager zu mehr Mut, den eigenen Weg zu gehen. „Gerade wir Frauen neigen dazu, uns klein zu machen. Ich möchte Frauen ermutigen, an sich zu glauben und ihre Ideen zu verwirklichen. Natürlich kann der Weg steinig sein, aber man muss sich trauen, es einfach zu machen. Das ist gerade beim Gründen ein wichtiges Thema.“
Zur Sache
Wer keinen bestehenden Betrieb übernimmt oder ein Franchising-Konzept übernimmt, startet in die Selbstständigkeit mit einer zündenden Idee, die zum erfolgreichen Geschäftsmodell werden soll. Doch zwischen Idee und Firmengründung liegen zahlreiche Schritte, so manche Stufen und manchmal auch Hürden. Das WKO Gründerservice steht Neugründern mit Rat und Tat, aber vor allem vielen wertvollen Tipps, zur Seite. Ob Fragen über notwendige Voraussetzungen, die richtige Rechtsform, Erstellung eines Businessplans, Beschaffung von Kapital, Förderungen bis hin zu Fragen rund um Sozialversicherung und Steuern gibt es Tipps zur Unternehmensgründung auf der Homepage des WKO Gründerservice.
Anmeldung zum Gründer-Workshop
Die Wirtschaftskammer bietet Workshops und Veranstaltungen für Neugründer. Hier bekommt man neben wertvollen Informationen auch die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch und Kennenlernen. Die nächste Gelegenheit ist ein zweistündiger Online-Gründer Workshop am 12. April, der als Webinar abgehalten wird. Da auch bezirksspezifische Gründerinfos vermittelt werden, ist ein Workshop im eigenen Bezirk empfehlenswert. In der WKO Braunau findet der nächste kostenlose Gründerworkshop am 21. April von 9 bis 12 Uhr statt. Anmeldungen sind bis 20. April möglich. Hier geht es zum Gesamtüberblick über die kommenden Veranstaltungen für Gründer
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