163 Millionen Euro für den Müll
Jährlich landen in Oberösterreich rund 20.000 Tonnen Lebensmittel im Wert von 163 Millionen Euro im Müll.
BEZIRK (lenz). Im Schnitt wirft jeder Oberösterreicher im Jahr rund 15 Kilo Lebensmittel und Speisereste in den Müll. Umgerechnet landen so jährlich rund 190 Euro und über sechs Prozent der Ausgaben für Essen und Trinken in der Tonne. "Meistens ist das Mindesthaltbarkeitsdatum der Knackpunkt vieler Lebensmittel", weiß Georg Steidl, Verbandssekretär des Bezirksabfallverbandes Braunau (BAV). "Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum einmal abgelaufen, werden viele Produkte einfach weggeworfen. Dabei wären viele Lebensmittel noch genießbar. Die Leute haben verlernt, anhand von Geruchs-, Geschmacks- und Sehsinn die Produkte erst selbst zu prüfen." Schuld daran sei der geänderte Lebenswandel. Der schnelle Griff zu Fertigprodukten und Fast Food hindere viele daran, ein Gespür und Bewusstsein für Lebensmittel zu entwickeln. "Viele wissen gar nicht mehr, was sie mit den Produkten anfangen sollen, die noch im Kühlschrank zu finden sind. Resteverwertung wird heute nicht mehr betrieben, da ist es einfacher, die Sachen wegzuwerfen", kritisiert Steidl. Dass damit oft bares Geld im Müll landet, sei vielen nicht bewusst. "Im Verhältnis zum Gehalt sind die meisten Lebensmittel günstiger als vor 40 Jahren. Die Menschen gehen sorgloser und leichtfertiger damit um, weil sie wohl noch zu günstig sind", meint Steidl.
Nicht selten sind im Müll noch verwertbare Lebensmittel zu finden. Einsparungspotenzial gibt es aber nicht nur in Privathaushalten, sondern auch im Handel, weiß Wolfgang Fink von der Arnstorfer Tafel. "Wir fahren jeden Samstag die Supermärkte, Gemüsehändler und Bäcker in der Umgebung ab und bekommen jedes Mal sehr viele Lebensmittel, die der Handel sonst wegschmeißen würde." Besonders extrem sei es beim Brot, nicht selten bleibe sogar bei der Tafel noch etwas über. "Wir verfüttern es dann an Tiere, damit es nicht im Müll landen muss", berichtet der Organisator der Ausgabestelle Braunau.
Frisches Brot bis zum Schluss
"Es ist ja irgendwie logisch, dass so viel Brot im Müll landet. Die Supermärkte müssen bis 18 Uhr frische Ware anbieten, da bleibt eben vieles über", kritisiert Fink. Auch Saisonware wie Schoko-Osterhasen oder Weihnachtsgebäck würde im Übermaß produziert. Seiner Meinung nach sind daher nicht nur die Konsumenten, sondern vor allem die Wirtschaft gefordert. "Drei Tage, bevor eine Ware abläuft, wird oft schon der Preis gesenkt, und trotzdem bleibt noch so viel über. Es wird einfach nicht mehr bedarfsgerecht produziert. Der Wirtschaft geht es nur darum, die Preise stabil zu halten."
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