Mit 66 Jahren, Teil 10
Lebensende -Am Schluss nicht alleine sein

- Auch Haustiere zählen im Todesfall zu den Hinterbliebenen. Gerade ältere Katzen landen dann oft im Tierheim.
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Eine schwere Krankheit kann jede Planung über den Haufen werfen. Wenn das Lebensende näherrückt, kommen ungewohnte Gefühle, Sorgen und Ängste auf. Auch Angehörige sind mit dieser Situation oft überfordert. Wo es einfache und kostenlose Hilfe gibt.
BRUCK/BEZIRK. Barbara Gobold koordiniert die ehrenamtlichen Hospizbegleiter und -begleiterinnen vom Mobilen Caritas Hospiz im Bezirk. "Wir besuchen Menschen und ihre Familien zuhause und nehmen uns Zeit." Im Gegensatz zur Palliativpflege, bei der es um medizinische Betreuung geht, hat das Hospizteam die Folgen für Betroffene und ihr Umfeld im Blick.
Begleitung hört nicht auf
Bei einer schlimmen Diagnose werden Betroffene oft alleingelassen und vorab behandelt, als wären sie bereits tot. Dabei brauchen sie gerade jetzt Zuwendung und Hilfe. Sei es, durch Gespräche ernst genommen zu werden oder letzte Wünsche erfüllt zu bekommen. Noch einmal ins Lieblingscafé? Die Hände eingecremt bekommen? "Wir nehmen die Schwerstkranken immer als lebend wahr", sagt Barbara Gobold.

- Barbara Gobold klärt über Hospizarbeit auf: "Der Auftrag ist, das Leben zu stärken!" Die Betreuung kann auch vorübergehend sein.
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Der Übergang vom Leben zum Tod soll so gut und würdevoll wie möglich gestaltet werden. Die Hospizmitarbeiter und -mitarbeiterinnen sind speziell ausgebildet, um Sterbenskranke und ihre Familien zu unterstützen. Die Begleitung hört auch nicht auf, wenn Betroffene ins Krankenhaus oder Pflegeheim kommen und kann vorübergehend sein oder über Jahre gehen. Kosten entstehen dadurch keine.
Das Trauerjahr hat seinen Sinn
Ein weiteres Angebot der Caritas umfasst die Trauerbegleitung. Dabei werden Trauernde betreut und ermuntert, auf sich zu schauen, darüber zu reden und sich Zeit zu nehmen. "Das traditionelle Trauerjahr hat schon seinen Sinn. Wir helfen dabei, jeden Jahrestag einmal überlebt zu haben: Geburtstag, Weihnachten, den Hochzeitstag." Die Trauerbegleiter lassen Trauernde nicht allein, sondern begleiten zum Grab oder beim Lieblingsspaziergang und lassen sich dabei erzählen, wie es war.

- Die Trauer ist jeden Tag anders. Das ist normal.
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Auch gut zu wissen: "Die Trauer ist jeden Tag anders". Auch zeigt sie sich nicht unbedingt nur in melancholischen Gefühlen. Manche Leute bekommen gesundheitliche Probleme, oder ungelöste Sachen kommen hoch und rauben den Schlaf. Das hängt von der Beziehung zum/zur Verstorbenen ab. All diese Symptome sind normal und brauchen ihre Zeit.
Kinder und Jugendliche nicht allein lassen
Besonders hilflos beim Thema Tod sind Menschen im Umgang mit Kindern. Wie kann die Endgültigkeit des Todes verständlich erklärt werden? Ist es gut, wenn Kinder mit aufs Begräbnis kommen? Kinder und Jugendliche haben auch eigene Fragen dazu. Ist es in Ordnung, mal traurig zu sein? Wie kann ich mich verabschieden?
Schulprojekt
Damit sie nicht allein gelassen werden und auf den Ernstfall vorbereitet sind, gibt es ein Schulprojekt für alle zwischen 6 und 18 Jahren. Erfahrene Hospizmitarbeiterinnen kommen dazu in die Klassen. Die Themen Tod, Abschied, Sterben und Trauer werden dabei je nach Alter behandelt. Dabei können zum Beispiel "Sternenbotschaften" an Verstorbene verschickt, über persönliche Erfahrungen und Gefühle gesprochen oder vertiefendes Wissen erarbeitet werden. Die Schüler und Schülerinnen lernen, dass alle Gefühle okay sind und alle ihre Fragen beantwortet werden.
Auch Tiere bleiben über
Oft sind die Hinterbliebenen nicht nur Menschen, sondern auch Haustiere. Anna Zwettler vom Tierheim Bruck bestätigt vermehrte Tierheimzugänge, weil keine Angehörigen die Tiere aufnehmen konnten oder wollten. In Bruck handelte es sich ausschließlich um Katzen, die 10 Jahre oder älter waren. "Für ältere Tiere ist es immer schwieriger, ein Zuhause zu finden, da sich Interessenten vor dem baldigen Abschied fürchten. Zudem kommen aufgrund des Alters höhere Tierarztkosten auf neue Besitzer zu. Wir konnten bisher zum Glück für alle diese Katzen ein liebevolles Zuhause finden."
Ältere Tierhalter müssen rechtzeitig überlegen, wer sich um ihre Tiere kümmert, wenn sie dies selbst nicht mehr können. Das passiert ja auch bei Pflegebedürftigkeit. Am besten wird das mit der Familie oder Freunden und Bekannten besprochen. Im Testament kann geregelt werden, was passiert, sollte das Erbe (denn darunter fallen Haustiere in Österreich) nicht angetreten werden.
Weiterführende Infos
Das Mobile Caritas-Hospiz ist über Barbara Gobold per Mail und telefonisch (0664/8294473) erreichbar. Auch an Mitarbeit Interessierte können sich gern melden, im Frühjahr startet ein neuer Kurs für Hospizbegleiter und -begleiterinnen.
Informationen zum Schulprojekt des Hospizverbandes gibt es bei Elke Kohl (0699/17235300) oder Sonja Thalinger (0676/9134889) und unter www.hospiz-noe.at
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