Kakao ist seine Vision
Michael Salge folgt dem Ruf der Schokolade

Schokolade macht glücklich, so heißt es. Umso mehr, wenn die Bedingungen, unter denen die süßen Köstlichkeiten entstehen, auch froh stimmen. Das fängt schon bei der Ernte der Kakoafrüchte an. Michael Salge wurde auf Umwegen Chocolatier und gründete "AHerz" in Neu-Pischelsdorf. Und er folgt einer Vision. 

Die Kakaobohnen werden direkt in Neu-Pischelsdorf verarbeitet – "from Bean to Bar". | Foto: Katrin Pirzl
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NEU-PISCHELSDORF. Michael Salge ist ein Berufener: Er folgte nämlich dem Ruf der Schokolade sogar über den Atlantik. Eigentlich studierter Gebäudetechniker, suchte der junge Mann das Abenteuer: Süd- und Mittelamerika.

"Es hat mich magisch angezogen. An sich war eher Asien und Indien meine Gegend, aber aus unerklärlichen Gründen zog es mich plötzlich nach Südamerika",

erzählt er. Dort wollte er aber nicht unvorbereitet sprich ohne Sprachkenntnisse ankommen, also verbrachte er ein halbes Jahr in Spanien, um die Sprache zu erlernen. Dem Umweltgedanken verbunden, heuerte in Cadiz  – schon in Kolonialzeiten Umschlagplatz für Güter aus der Neuen Welt – auf einem Katamaran eines Geschäftsmanns aus den Arabischen Emiraten an und segelte als einer der 5-köpfigen Crew über den Atlantik. Mit welchem Ziel, war dem gelernten Gebäudetechniker aus Neu-Pischeldorf da noch nicht bekannt.

Bean-to-Bar: Von der Bohne bis zur Tafel

Über drei Monate lang waren sie unterwegs. Das war 2016. Seit damals hat sich vieles getan: Michi ist nicht mehr aktiv als Gebäudetechniker tätig. Seine Berufung: Qualitäts-Schokolade, von der Bohne bis zum Genuss. Auch das Leben seiner Eltern hat sich verändert: Das Gartenhaus ist jetzt die Confiserie, der Keller Rösterei, Ab-Hof-Laden und Schokolager. Statt Häuserplanung stehen Marktbesuche am Programm, statt Computer Maschinen zum Rösten, Schälen, Rühren. Von der Bohne bis zur Tafel dauert es eine Woche – gut Ding braucht Weile. Der Erfolg gibt ihm recht. Bisher wird online und auf Märkten verkauft:

"Wir wollten, dass die Region uns trägt".

Heuer im Herbst ist eine große Wiederverkäufer-Offensive von "AHerz" Schokolade geplant.

Der Ruf des Kakaos

"Der Kakao hat mich gerufen!", ist Michi Salge überzeugt. Seine Reise führte ihn über alte Kolonialstädte, in denen schon vor Jahrhunderten Schokolade gehandelt und verschifft wurde, in die Ursprungsländer der Pflanze.

"In der Karibik habe ich erstmals richtigen Kakao probiert",

erzählt der Schokoladenmacher, der die Ausbildung im zweiten Bildungsweg beim Wifi absolviert hat. Er verbrachte Zeit in Kolumbien, Nicaragua und Guatemala, schloss Freundschaften mit lokalen Produzenten und Kakaobauern. Mit ihnen ist Salge bis heute in Kontakt. Sein Traum: "Später einmal alle Rohstoffe über den Segelweg zu importieren." Der Nachhaltigkeitsgedanke steht bei "AHerz" immer im Vordergrund. 

So sieht eine Kakaofrucht aus. | Foto: Katrin Pirzl
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Nachhaltigkeit auch bei Verpackung

Übrigens: Die "AHerz" Schokolade kommt ohne Plastik aus. Die Folie ist kompostierbar. Auf der Innenseite der Kartonverpackung kann man den Weg des Kakaos mitverfolgen. Wie es sich für ein Family-Business gehört, wurde das Design von Michael Salges Freundin und von seiner Schwester entworfen.

Auf der Innenseite der Verpackung kann man die Geschichte der Schokolade nachlesen. Auf Plastik wird verzichtet – die Folie ist kompostierbar. | Foto: Katrin Pirzl
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Der lange Weg zur Schokolade

Bei "AHerz" in Neu-Pischelsdorf im Bezirk Bruck an der Leitha entsteht die Schokolade wirklich von der Bohne weg: In typischen großen Jute-Säcken á 50 kg werden die Kakaobohnen – direkt gehandelt, von Agroforestry mit Fokus auf Mittel- und Südamerika und Afrika – nach Neu-Pischelsdorf geliefert. Im Ursprungsland werden sie fermentiert und getrocknet, in der Schokoladen-Manufaktur von Michael Salge geröstet und weiterverarbeitet. Daraus entstehen dann Rohschokolade-Blöcke, aus denen die diversen Tafeln, Pralinen und Co. gefertigt werden.

Viele Schokoladenmacher kaufen solche Blöcke fix-fertig und machen daraus ihre Produkte. Bei "AHerz" ist es aber "Bean-to-Bar", von der Kakaobohne weg. Aus einem Kilogramm Bohnen kann man ein Kilogramm 70 % Schokolade machen. Bis zum fertigen Produkt braucht es in etwa fünf Tage – alles in Handarbeit. "Das, was die Leute als Schokolade kennen, hat mit Bean-to-Bar meist nichts zu tun", erklärt Michi Salge. 

Hier werden die Bohnen geröstet. | Foto: Katrin Pirzl
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Hart umkämpfter Schokomarkt

Der Anteil von Edelschokolade macht rund fünf Prozent vom gesamten Schokoladenmarkt aus. Und der Markt ist heiß umkämpft. Michael Salge hat noch viel vor für "AHerz":

"Wir haben bereits einiges weitergebracht. Im letzten Jahr haben wir rund 900 kg Kakaobohnen verarbeitet. Ziel ist, auf vier bis sechs Tonnen zu kommen",

sagt er. Derzeit umfasst das Sortiment mehr als 20 Sorten, daneben auch Nüsse und Ingwer im Schokomantel und Haselnusscreme. Auch ein Oster-Sortiment gibt es. Viele der Schokoladen von "AHerz" wurden international bei den "European Chocolate Awards" und den "International Chocolate Awards" prämiert. Auch heuer geht Michael Salge wieder mit seinen Kreationen ins Rennen.

Jede Menge internationale Auszeichnungen für "AHerz" Schokolade. | Foto: Katrin Pirzl
  • Jede Menge internationale Auszeichnungen für "AHerz" Schokolade.
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Getragen von der Region

Erhältlich sind die Süßigkeiten aus Neu-Pischeldorf direkt im Hofladen und im Online-Shop sowie auf diversen Märkten in der Region, wie z.B. in Götzendorf, in Mannersdorf, in Zwölfaxing, in Perchtoldsdorf oder in Bad Vöslau. Um weiter wachsen zu können, möchte Salge zukünftig auch regionale Wiederverkäufer ansprechen. Derzeit wird fleißig für Ostern produziert – die Schokoladen-Saison ist traditionell von September bis Mai. Übrigens: Auch Veganer werden fündig, zwei Drittel des Sortiments von "AHerz" ist vegan.

Im gut sortierten "Ab Hof"-Laden. | Foto: Katrin Pirzl
  • Im gut sortierten "Ab Hof"-Laden.
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Was bitte ist "Muzungu"?

Eine Schokotafel im "AHerz"-Sortiment trägt den klingenden Namen "Muzungu": eine weiße Tafel mit 33 % Kakao. Was bitte heißt das? Michi Salge schmunzelt: "Das ist in etwa so etwas wie "Gringo", eine Bezeichnung, die an der afrikanischen Elfenbeinküste für Weiße gebräuchlich ist." Übersetzt heißt es in Afrika etwa "Jemand, der ziellos herumwandert". Kein Wunder – ein Eindruck, den die Safari-Touristen mit ihren Kameras wohl vermittlen...

Zur Website von AHERZ

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