Burgenland-Legenden
Die Sage vom Frischherz-Kreuz in Mattersburg

- Noch heute erinnert das Frischherzkreuz in Mattersburg an die abenteuerliche Geschichte von Paul Frischherz.
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Noch heute erinnert das Frischherz-Kreuz in Mattersburg, auch Krüglerkreuz genannt, an die gleichnamige Sage. Es steht seit 1938 in Mattersburg an der Ecke Hintergasse und Franz-Schubert-Straße. Wo es ursprünglich erbaut wurde, ist unbekannt. Die Sage über den Fassbinder Paul Frischherz wurde in jüngster Vergangenheit auch künstlerisch aufgegriffen.
MATTERSBURG. Im Jahr 1683 wurde der 18-jährige Paul Frischherz aus Trautmannsdorf von einer türkischen Horde gefangen genommen, als er von der Feldarbeit heimkehrte. Gefesselt und auf einem Pferd transportiert, brachte man ihn zu einem türkischen Lager bei Brück an der Leitha. Ein vornehmer Türke ließ ihn vermessen, kleidete ihn in eine Uniform und führte ihn nach Osten, tief ins ungarische Land. Paul wurde streng bewacht, gewöhnte sich jedoch an sein Schicksal und lernte bald die türkische Sprache, denn er erkannte: Not ist der beste Lehrmeister.
Die Reise führte ihn über Mohacs, Belgrad und Saloniki, wo er schließlich einem Pascha als Leibsklave zugeteilt wurde. Dieser nahm ihn mit nach Ägypten. Durch Fleiß, Geschick und seine Sprachkenntnisse gewann Paul das Vertrauen des Paschas und wurde zum Vorsteher zweier Dörfer am Nil ernannt. Die Einwohner, anfangs misstrauisch, schätzten ihn bald, weil er sie gerecht und milde behandelte. Dennoch sehnte er sich nach seiner Heimat zurück.

- Da es sich gegenüber dem sogenannten Krüglerhaus befindet, wird das Frischherzkreuz gelegentlich auch als Krüglerkreuz bezeichnet.
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Heimlich geplante Flucht im erneuten Krieg
Nach fünfzehn Jahren zog der Pascha erneut in den Krieg gegen Österreich und befahl Paul, ihn zu begleiten. Heimlich bereitete sich Paul auf die Flucht vor, verkaufte seine Schätze, versteckte Gold in einem türkischen Sattel und begleitete das Heer nach Norden. Bei einer Niederlage nahe Mohacs geriet die Truppe in Unordnung. Als der Pascha fiel, nutzte Paul die Gelegenheit: Er stellte sich den kaiserlichen Truppen und rief: „Nicht schießen, ich bin ein Österreicher!“ Misstrauisch hielten sie ihn für einen Feind. Paul floh in einen Wald und wurde in der Nacht von kaiserlichen Soldaten gefangen genommen, die ihn später freiließen. Sein Pferd mit dem Goldsattel konnte er nicht wiederfinden. Mittellos machte er sich zu Fuß auf den Heimweg und fand schließlich in Mattersburg Arbeit bei einem Fassbinder. Nach Jahren heiratete er die Witwe des Meisters. Später ließ er eine Gedenksäule errichten.

- Der Text auf dem Sockel gibt einen kleinen Einblick in die Sage.
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Das Frischherzkreuz, oder auch Krüglerkreuz, heute
Noch heute steht das Frischherzkreuz an der Ecke Hintergasse und Franz-Schubert-Straße. Das Frischherzkreuz besteht aus einer Dreifaltigkeitsdarstellung in Form eines Gnadenstuhls, die sich auf einer toskanischen Säule befindet. Auf dem annähernd kubischen Sockel ist folgende Inschrift zu lesen:
"ANNO 1711 DEN 6 MEII
HAB ICH MAISTER PAVL
FRISCHHERZ VASPINTER
VNT MITNACHPAHR IN MARCKH
MÖTERSTARF VRSCHVLA
MEINE EHEBIETRIN TER ALER
HEIHLIGSTEN TREJFALTIG
KEITH ZV EHREN TISES
CREUZ MACHEN
LASEN"
Auf der Rückseite befindet sich das Zunftzeichen der Fassbinder - ein Fass und darüber ein Zirkel. Wo der Bildstock ursprünglich errichtet wurde, ist nicht bekannt. Jedenfalls wurde er im Jahr 1896 gotisiert und im Zuge dessen an die Wiener Straße versetzt, wo sich bis dahin das auf das Jahr 1446 datierte Halterkreuz befand. Den heutigen Standort nimmt das Denkmal seit 1938 ein. Da es sich gegenüber dem sogenannten Krüglerhaus befindet, wird das Frischherzkreuz gelegentlich auch als Krüglerkreuz bezeichnet.

- Auf der Rückseite am Sockel ist das Zunftzeichen der Fassbinder zu finden.
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Künstlerische Darstellungen der Sage
Die Sage vom Frischherzkreuz findet sich nicht nur in Sagenbüchern wider, sondern wurde in jüngster Vergangenheit auch künstlerisch aufgegriffen. Anlässlich des 300. Jahrestages des Entsatzes von Wien schuf der Mattersburger Maler Anton Götz eine Bildserie, die auch in der volksbildnerischen Regionalzeitschrift "Volk und Heimat" abgedruckt wurde. Die Zeichnung diente darin zur Illustration einer sehr freien Interpretation der Legende. 2002 hatte außerdem im Mattersburger Kulturzentrum der Zweiakter "Das Frischherzkreuz in Mattersburg" der Zemendorfer Mundartdichterin Herta Schreiner Premiere.
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