So läuft die illegale Migration
Lokalaugenschein an der ungarisch-serbischen Stacheldrahtgrenze
Gelangen illegale Migranten über die ungarische Grenze ins Burgenland, so haben sie zuvor mit hoher Wahrscheinlichkeit die ungarisch-serbische Grenze überwunden. Dort kämpfen täglich schwer bewaffnete Einheiten gegen das Schlepper-Wesen und die illegale Migration. Die RegionalMedien Burgenland waren nun zum Lokalaugenschein vor Ort, direkt beim Stacheldrahtzaun.
Hohe Gatter. Massiv. Umwickelt mit scharfem Drahtgeflecht. Mehrere Meter hoch. Doppelreihig. Unter Strom gesetzt. Mit montierten Bewegungsmeldern. Überwachungskameras. Alarmsirenen. Wildkameras. Drohnen. Über eine Länge von 151 Kilometer. Die Abschirmung Ungarns zum serbischen Nachbarn. Nicht ohne Grund. Drängen doch Tag für Tag hunderte illegale Migranten in die EU. Über die sogenannte „Balkan-Route“. Mithilfe brutaler und schwerst bewaffneter Schlepper. Die mit der „Ware-Mensch“ jährlich Millionen Euro verdienen.
Sturmgewehre, Pfefferspray, Schlagstöcke
Entlang dieser „Geflecht-Mauer“ patrouillieren im drei bis fünf Minutentakt ungarische Polizisten, Militärs und weitere Eingreiftruppen. Alle mit schusssicheren Westen, durchgeladenen Sturmgewehren, Pfeffersprays und Schlagstöcken. Tag und Nacht. Stets kampfbereit. Rasen mit ihren Pickups zwischen den Stacheldrahtzäunen auf und ab. Oder parallel auf Nebenstraßen. Koordiniert über Funk. Von einer Zentrale, bei der alle Alarmmeldungen zusammenlaufen. Über unzählige Monitore kann dort die Lage vor Ort beobachtet werden.
Handschuh und Kleidung im Stacheldraht
Meine Recherchen bringen mich über die Schnellstraße M55 nach Mórahalom. Den Schmelztiegel der Eskalation. Dem beinharten Kampf zwischen Schleuser, Migranten und Sicherheitsdiensten. Unbedarft, ob der österreichisch/ungarischen „Grünen Grenze“, mache ich erste Fotos vom bedrohlich wirkenden Zaun. Mit einem verloren gegangenen Handschuh und Kleidungsfetzen im Stacheldraht. Schockierende Zeugen illegaler Migration. Zu Videos komme ich nicht mehr. Von links und rechts. Staubwolken. Geländewagen. Söldner und Polizisten. Mit Sturmgewehren.
Reporter zweimal festgenommen
Erst Einheiten der österreichischen Exekutive, die ihre ungarischen Kollegen am Grenzzaun unterstützen, können mich aus der Festnahme befreien. Kurze, raue und eindeutige Botschaft des Magyar-Kommandanten: Presse unerwünscht. „Viszlát“, auf Deutsch so viel wie „Tschüss“ oder „Hau ab“... Alternativlos muss ich weg. Um am nächsten Tag nochmals zu kommen. Schnell zum Zaun. Videos. Schwenk nach rechts. Nach links. Und schon wieder die Polizei in Sicht. Sirene. Blaulicht. Festnahme. Diesmal komme ich nach langem Reden ohne fremde Hilfe frei.
Frau Oberst kommandiert österreichische Polizei
Für tiefergehende Nachforschungen an der „Geflecht-Barriere“ suche ich Verbündete vor Ort. Nehme mit Oberst Isabella Fischer Kontakt auf. Erste Frau, erste Offizierin, die ein österreichisches Polizei-Kontingent im Ausland kommandiert. Bedanke mich für die „Festnahme-Befreiung“ und ersuche um Informationen sowie Hilfe bei meinen Recherchen. Um von Frau Oberst zu hören: „Ich darf ihnen auf Anordnung des BMI (Anm.: Bundesministerium für Inneres) keine Auskünfte geben!“ Ok. Dann nicht.
Versteckte Lager der Migranten als Müllhalden
Also fahre ich wieder zur M55. Wandle auf den Spuren zahlreicher in Österreich verhafteter Schlepper. Suche Orte wie Öttömos, Ruzsa und Ásotthalom ab. Streife durch die Wälder. Und werde auch bald fündig. Entdecke Verstecke. Leere Lager von Illegalen. Mit hunderten, zurückgelassenen Kleidungsstücken, Essensresten, Verpackungen. Müllberge ohne Ende. In der Nähe streifen Fußpatrouillen der ungarischen Sicherheitsdienste. Über Kauderwelsch aus Englisch, Deutsch und Ungarisch gewinne ich das Vertrauen der Beamten. Sie stellen mir Hilfe in Aussicht.
Abschiebung Fremder mit "Tornado"-Bus
Treffpunkt ist eine EDO-Tankstelle, auf der M55 bei Straßenkilometer 29. Dort werden alle festgenommenen Migranten hingebracht. In einen Polizei-Bus namens „Tornado“ gesteckt. Um dann per Sammeltransport zurück an die Grenze und nach Serbien abgeschoben zu werden. Wobei, wie ich später erfahre, die „Push-Back-Fremden“ in der Regel bereits am nächsten oder übernächsten Tag neuerlich einen Versuch wagen. Wieder über die Grenzzäune klettern. Um zwecks Asyl illegal nach Österreich transportiert zu werden. Aufgeben ist für diese Personen keine Option.
Festnahme dutzender Migranten
Schließlich bekomme ich über weltoffene ungarische Einheiten Zugang zu deren Arbeit an der Stacheldrahtgrenze. Ihren Einsätzen bei Tag und bei Nacht. Beginnend mit Kontrollstreifen. Rasanten Aufgriffsfahrten. Mündend in der Festnahme dutzender Migranten aus aller Herren Länder. Speziell Syrien, Pakistan, Afghanistan, Tunesien und Indien. Bis auf wenige Ausnahmen junge Männer.
Illegaler Grenzübertritt ist Straftat
Die Militär-, Polizei- und Söldnereinheiten sind barsch, laut und eindeutig in ihren Kommandos. Um klar zu vermitteln, dass ein illegaler Grenzübertritt eine Straftat darstellt. Mit der Konsequenz der Rückführung. Weniger freundlich ist der Eingreiftruppen-Umgang mit Schleppern. Die nicht abgeschoben, sondern verhört und eingesperrt werden.
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