Sexskandal in burgenländischer Gemeinde
Porno-Fotos tauchten bei Sportverein und Feuerwehr auf
Amourös. Freizügig. Erotisch. So die Nackt- und Pornofotos eines burgenländischen Ehepaares. Hochgeladen auf die Plattform einer frivolen „Club“-Börse. Um andere Pärchen kennenzulernen. Mit dem Ziel, ihre eigene sexuelle Routine aufzupeppen. Die pikante Idee mutierte zum "Schlag ins Anstandsgesicht" der Familie. Denn, trotz hoher Privatsphäre, gelangten die eindeutig zweideutigen Bilder in falsche Hände. Landeten über WhatsApp bei Mitgliedern des örtlichen Sportvereines, der Feuerwehr sowie bei zahlreichen Einwohnern. Und das alles in einem kleinen Dorf. Wo jeder jeden kennt. Lustig für die einen, peinlich für die anderen. Die Eheleute zogen vor Gericht, um von den Sex-Foto-Versendern „Schmerzensgeld“ zu bekommen.
BURGENLAND. Die seit einigen Jahren verheirateten Eheleute, beide Ende 30, wohnen, leben und arbeiten in ländlicher Umgebung. Sind integriert in das soziale Umfeld einer kleinen Gemeinde, wo auch viel getratscht und erzählt wird. „Interessante Vorfälle“ bleiben somit Jahrzehnte ein Gesprächsthema. Auch kein Wunder, denn in solch einem überschaubaren Ortsgefüge kennt man einander. Geheimnisse sind da kaum möglich. Abwechslung vom Alltagstrott gibt es selten. Die Chance, Leute aus anderen Gegenden kennenzulernen, ist sehr gering.
Pärchen wurde Mitglied in Sex-Community
Aber genau das wollte das Paar. Ausbrechen aus dem öden Tagesablauf. Ihr „eingeschlafenes Sexualleben“ wieder in Schwung bringen. Gleichgesinnte Pärchen kennenlernen. Also kamen die beiden auf die Idee, Mitglied in einer „Casual-Dating-Plattform“ zu werden. Nicht in irgendeiner, sondern in einer der größten Sex-Communitys im deutschsprachigen Raum mit rund 2,5 Millionen Usern. Um die maximale Sicherheit punkto Privatsphäre zu erlangen, wählten sie das kostenpflichtige „Premium-Paket“.
7 "schlüpfrige" Bilder im Profil
Unter dem Motto „ganz oder gar nicht“ luden die Burgenländer insgesamt 7 „schlüpfrige“ Fotos in ihr Profil. Präsentierten sich somit für andere Mitglieder teils unbekleidet, teils spärlich bekleidet bzw. beim Oralverkehr. Die Absicht dahinter war, sich mit anderen Paaren auszutauschen, auch mit intimen Fotos. Tatsächlich klappte das seriös und stressfrei. Mehrmals. Somit verdrängte frisches Knistern und Prickeln die eingeschlichene Sex-Routine des Pärchens. Alles schien perfekt. Bis zum 23. Mai.
Intime Fotos über WhatsApp zum Sportverein
An diesem Tag erfuhr die Frau von einer Bekannten, dass ihre schlüpfrigen Profil-Fotos innerhalb von WhatsApp-Gruppen im Ort geteilt worden sind. Insbesondere beim Sportverein. Völlig aufgelöst und mit den Nerven am Boden verständigte sie ihren Ehemann, der daraufhin sofort den Account bei der Dating-Plattform löschte. Allerdings so gut wie sinnlos, weil die Bilder bereits als Screen-Shots die Runde machten. Überall Gespräch waren in der kleinen Gemeinde.
Männer machten Frau "eindeutige Angebote"
Im Wissen um das Getratsche und Gerede fielen die Eheleute in eine Art Schockstarre. Hatten Angst, das Haus zu verlassen. Konnten nächtens kaum schlafen. Die Burgenländerin „beichtete“ ihrem Arbeitgeber den peinlichen Vorfall, da sie davon ausgehen musste, dass auch dort all diese Sex-Fotos gesehen worden sind. Tatsächlich sprachen sie einige Frauen darauf an. Von Männern bekam sie mehrere „eindeutige“ Angebote.
Peinliche Szenen auch bei der Feuerwehr
Eine Demütigung, die man keinem wünscht. Zudem wandte sich, ob des „Sex-Skandals“, die beste Freundin von ihr ab. Auch verlor sie zahlreiche Bekannte. Beim Ehemann gab es darüber hinaus unangenehme Szenen bei der Feuerwehr. Einhergehend mit der Vermutung, dass so gut wie jeder im Bezirk die Fotos kenne. Um das traumatische Erlebnis verarbeiten zu können, begab sich das verzweifelte Ehepaar in psychotherapeutische Behandlung. Und beschritt parallel dazu den Gerichtsweg.
Ehepaar verlangte Schmerzensgeld
Es sollten jene Personen zur Verantwortung gezogen werden, die diese intimen Fotos im Ort in Umlauf gebracht hatten. Also verklagten sie insgesamt drei Verdächtige auf Bezahlung von Behandlungskosten und Schmerzensgeld. Mit einem Gesamtstreitwert von 36.000 Euro. Begründet mit einem Befund, in dem festgestellt wird, dass durch den delikaten Vorfall beide Eheleute zum gesellschaftlichen Rückzug neigen, auch im Verwandtenkreis. Getragen von Pessimismus und reduzierter Lebensfreude. Ebenso festgestellt wurde bei dem Pärchen ein fast gänzlicher Libidoverlust.
Gericht wies die Klagen ab
Die Diagnosen des Psychoanalytikers: „Mittelgradige depressive Episode“ bei der Frau und eine „gemischte Anpassungsstörung mit Angst und Depression“ beim Mann. Da jedoch im Rahmen eines länger währenden Prozesses nicht eindeutig bewiesen werden konnte, wer diese Sex-Fotos tatsächlich in Umlauf gebracht hat, wurden vom Landesgericht Eisenstadt die Klagen der Eheleute abgewiesen. Somit muss das Paar nicht nur Scham und Schmach erdulden und ertragen, sondern auch die Verfahrenskosten der von ihnen geklagten Personen übernehmen und bezahlen, in der Höhe von rund 28.000 Euro.
Staranwältin spricht von Fehlurteil
Selbst die Wiener Star-Anwältin Dr. Astrid Wagner, die das Ehepaar vertrat, konnte nichts ändern. Auf diese Causa angesprochen erklärte die Rechtsanwältin: „Zu dem Fall selbst gebe ich keine Auskunft. Ich halte aber die gerichtliche Entscheidung für ein glattes Fehlurteil!“
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